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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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standen. Die Jeans in der Ecke. Das Handtuch. Die Lockenwickler neben dem Waschbecken. Aber es war mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen, das alles verzerrte. So ein Ding benutzte die Spurensicherung manchmal.
    »Woher haben Sie das?«
    »Aus dem Abfallkorb in der Eingangshalle.«
    »Dann ist dieses Foto offenbar heute abend aufgenommen worden.«
    »Ja. Bemerken Sie irgendeine Veränderung in diesem Raum?«
    Ich sah mir das Polaroidfoto gründlich an. »Nein, alles sieht ganz genauso aus - halt, Augenblick mal! Diese Bilder im Spiegelrahmen. Die sind auf dem Polaroidfoto nicht zu sehen. Die sind erst hinterher reingesteckt worden.«
    »Ganz genau.« Connor ging ins Schlafzimmer zurück. Er nahm eines der gerahmten Fotos, die auf der Frisierkommode standen. »Jetzt sehen Sie sich mal dieses hier an«, sagte er. »Miss Austin und ein japanischer Freund im Shinjuku-Bahnhof in Tokio. Sie wollte sich wahrscheinlich das Kabukichö-Viertel ansehen, vielleicht machte sie auch nur einen Einkaufsbummel. Beachten Sie den rechten Rand des Fotos! Sehen Sie den schmalen Streifen, der heller ist als der Rest des Bildes?«
    »Ja.« Und ich wußte auch, was dieser Streifen bedeutete. Auf diesem Foto war ein anderes gelegen. Der hervorlugende Rand des unteren Fotos war von der Sonne gebleicht worden. »Das darüberliegende Bild hat man entfernt.«
    »Ja.«
    »Man hat die ganze Wohnung systematisch durchsucht.«
    »Jawohl«, sagte Connor. »Und zwar sehr gründlich. Sie sind gleich hierhergefahren, haben vorsichtshalber Polaroidaufnahmen gemacht, dann das Apartment durchsucht und alles wieder so hingelegt wie auf den Fotos. Aber so ganz exakt kann man das nicht machen. Die Japaner sagen, Kunstlosigkeit ist die größte Kunst. Aber diese Leute können nicht aus ihrer Haut heraus, sie sind wie besessen. Deshalb stellen sie die Bilderrahmen ein kleines bißchen zu gerade zurück und die Parfumflaschen ein kleines bißchen zu ordentlich zusammen. Alles wirkt ein wenig unnatürlich, arrangiert eben. Man fühlt es selbst dann, wenn man es gar nicht bewußt wahrnimmt.«
    »Aber warum haben sie alles durchsucht?« fragte ich. »Welche Fotos haben sie verschwinden lassen? Die, auf denen sie zusammen mit dem Mörder ist?«
    »Das kann man im Augenblick nicht sagen«, antwortete Connor. »Auf alle Fälle scheinen Miss Austins Verbindungen zu Japan und zu japanischen Männern nicht gestört zu haben. Aber eines haben sie offensichtlich entfernen wollen, und das kann nur …«
    In diesem Augenblick ertönte aus dem Wohnzimmer eine zaghafte Stimme: »Lynn? Kleines? Bist du da?«
    S ie stand in der Tür und schaute ins dunkle Zimmer, so daß ich nur ihre Silhouette sah. Barfuß, in Shorts und einem knappen, von Trägern gehaltenen Oberteil. Das Gesicht konnte ich nicht gut erkennen, aber ganz offensichtlich war sie das, was mein alter Kollege Andersen immer als einen heißen Feger bezeichnete.
    Connor zückte seine Marke. Sie sagte, sie heiße Julia Young. Sie hatte einen Südstaatenakzent und nuschelte ein bißchen. Connor knipste das Licht an, und wir konnten sie besser sehen. Ein wirklich hübsches Mädchen. Zögernd trat sie ein.
    »Ich habe Musik gehört - ist sie da? Ist mit Cherylynn alles in Ordnung? Ich weiß, daß sie heute abend zu dieser Party gegangen ist.«
    »Ich habe nichts Gegenteiliges gehört«, sagte Connor und schoß mir einen Blick zu. »Kennen Sie Cherylynn?«
    »Na klar. Ich wohne gegenüber, in Nummer acht. Warum kommen Sie alle hierher?«
    »Alle?«
    »Na, Sie beide, und davor waren diese beiden Japaner da.«
    »Wann war das?«
    »Weiß nicht. Vor einer halben Stunde vielleicht. Ist irgendwas mit Cherylynn passiert?«
    »Haben Sie die Männer gesehen, Miss Young?« fragte ich. Vielleicht hatte sie einen Blick durch ihren Türgucker geworfen.
    »Na ja, ich habe Hallo zu ihnen gesagt.«
    »Wieso denn?«
    »Einen kenne ich ziemlich gut. Eddie.«
    »Eddie?«
    »Eddie Sakamura. Eddie kennt jeder. Den schnellen Eddie.«
    »Können Sie ihn beschreiben?« fragte ich.
    Sie sah mich erstaunt an. »Das ist der Typ auf den Fotos, der Junge mit der Narbe an der Hand. Eddie Sakamura kennen doch alle. Der steht immer in der Zeitung. Spendet viel und so. Großer Partyhengst.«
    »Können Sie uns sagen, wo wir ihn finden?«
    »Er ist Mitbesitzer eines polynesischen Lokals in Beverly Hills«, sagte Connor. »Das ›Bora Bora‹. Da hängt er oft rum.«
    »Das ist er«, bestätigter Julia. »Das Lokal ist praktisch sein Büro. Mir

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