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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»Dreißig, fünfunddreißig, mittelgroß. Dunkelblauer Anzug, wie sie ihn alle tragen. War sogar noch ein bißchen schicker als die meisten anderen. Er hatte eine Krawatte mit lauter Dreiecken drauf. Ach ja, und eine Narbe an der Hand, von einer Brandwunde oder so.«
    »An welcher Hand?«
    »An der linken. Ich habe sie gesehen, als er den Aktenkoffer zumachte.«
    »Haben Sie in den Aktenkoffer hineinsehen können?«
    »Nein.«
    »Aber als Sie den Raum betraten, schloß er den Aktenkoffer?«
    »Ja.«
    »Hatten Sie den Eindruck, daß er irgend etwas aus diesem Raum mitgenommen hat?«
    »Das kann ich wirklich nicht sagen, Sir.«
    Die ausweichende Art des Mannes begann mich zu ärgern. »Was könnte er denn mitgenommen haben?« fragte ich ihn.
    Connor warf mir blitzschnell einen Blick zu.
    Der Wachmann antwortete überfreundlich: »Das weiß ich wirklich nicht, Sir.«
    »Natürlich, woher sollten Sie auch wissen, was sich im Aktenkoffer eines anderen befindet«, sagte Connor. »Werden die Aufnahmen der Überwachungskameras hier eigentlich auf Band gespeichert?«
    »Ja.«
    »Können Sie mir zeigen, wie das funktioniert?«
    »Klar.« Der Wachmann stand von seinem Schreibtisch auf und öffnete eine Tür an der gegenüberliegenden Wand. Wir folgten ihm in einen kleinen Raum, nicht viel größer als ein begehbarer Kleiderschrank, der vom Boden bis zur Decke mit Geräten im Format eines Buchs angefüllt war; auf jedem Gerät befanden sich schablonierte Beschriftungen in japanischer kanji-Schrift und arabischen Ziffern sowie ein rotes Lämpchen und eine Leuchtkristallanzeige mit laufenden Ziffern.
    »Das sind die Bandgeräte«, sagte Phillips. »Sie speichern die Aufnahmen aller Kameras im Gebäude. Hochauflösende Acht-Millimeter-Aufnahmen in Schwarzweiß.« Er hielt eine kleine Kassette in die Höhe; sie sah aus wie eine Tonbandkassette. »Jedes dieser kleinen Dinger nimmt acht Stunden auf. Um neun Uhr abends werden sie ausgewechselt. Das ist das erste, was ich mache, wenn ich meinen Dienst antrete. Ich hol’ die alten raus und steck’ die neuen rein.«
    »Haben Sie das heute abend um neun auch gemacht?«
    »Ja, Sir. Wie immer.«
    »Und was machen Sie mit den alten Bändern?«
    »Die lege ich in die Schubladen hier unten«, antwortete er, bückte sich und zeigte uns mehrere lange, schmale Schubladen. »Alle Bänder werden zweiundsiebzig Stunden lang aufgehoben. Das sind drei Tage. Wir haben also insgesamt neun Sätze Kassetten. Alle drei Tage ist ein anderer Satz dran, verstehen Sie?«
    Connor zögerte. »Das schreibe ich mir besser mal auf.« Er nahm ein kleines Notizbuch und einen Kugelschreiber zur Hand. »Also, jede Kassette hat acht Stunden Laufzeit, daher haben Sie neun verschiedene Sätze …«
    »Genau, genau.«
    Connor schrieb eine Weile; plötzlich begann er verärgert den Stift zu schütteln. »Die verdammte Kulimine ist leer. Haben Sie hier einen Papierkorb?«
    Phillips deutete in die Ecke. »Da drüben.«
    »Danke.«
    Connor warf den Kugelschreiber weg. Ich gab ihm meinen: »Also, Mr. Phillips, Sie sagten, daß Sie neun Sätze haben …«
    »Genau. Die Sätze sind mit Buchstaben gekennzeichnet, von A bis I. Wenn ich um neun komme, nehme ich die Kassetten raus und sehe nach, was für ein Buchstabe draufsteht, und dann stecke ich die nächsten in der Reihenfolge rein. Heute abend habe ich zum Beispiel C rausgenommen und D reingesteckt, und die nehmen jetzt gerade auf.«
    »Verstehe«, sagte Connor. »Und dann haben Sie den Satz C in eine dieser Schubladen hier gelegt?«
    »Genau.« Phillips zog eine Schublade heraus. »In diese hier.«
    »Darf ich?« Connor warf einen Blick auf die Reihe säuberlich beschrifteter Kassetten. Dann öffnete er rasch die anderen Schubladen und sah sich die darinliegenden Kassetten an. Die Schubladen sahen alle gleich aus, nur waren sie eben mit verschiedenen Buchstaben versehen.
    »Ich glaube, jetzt verstehe ich«, sagte Connor. »Sie benützen neun Kassettensätze, die in der immer gleichen Reihenfolge eingelegt werden.«
    »Ganz genau.«
    »Jeder Satz wird also alle drei Tage verwendet.«
    »Ja.«
    »Seit wann benützt das Sicherheitsbüro dieses System?«
    »Das Gebäude ist noch ganz neu, aber inzwischen machen wir das schon so zwei Monate ungefähr.«
    »Das ist ein sehr gut organisiertes System, muß ich schon sagen«, bemerkte Connor anerkennend. »Danke, daß Sie es uns erklärt haben. Ich habe nur noch ein paar Fragen.«
    »Na klar.«
    »Als erstes: Diese Ziffern hier« -

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