Nippon-Connection
das nicht gewußt?«
»Nein«, sagte ich.
»Überrascht mich, daß Ihnen das keiner gesagt hat. Darauf sind sie nämlich ganz besonders stolz.« Cole trank von seinem Bier. »Das einzige, was mich wundert, ist, warum an dem Abend, wo eine große Party stattfindet, einer fünf Kameras wegnimmt und sie in dem Stockwerk über der Party anbringt. Da oben gibt’s doch gar kein Sicherheitsproblem. Schließlich kann man die Aufzüge ab einem bestimmten Stockwerk sperren. Die Kameras muß man einen Stock unter der Party anbringen, aber doch nicht drüber!«
»Die Aufzüge waren aber nicht gesperrt.«
»Nein. Fand ich auch ziemlich komisch.« Er sah zu den Japanern hinüber. »Muß bald gehen.«
»Sie waren eine große Hilfe, Mr. Cole«, sagte Connor. »Möglicherweise müssen wir uns noch einmal mit Ihnen unterhalten …«
»Ich schreibe Ihnen meine Telefonnummer auf«, sagte Cole und kritzelte etwas auf eine Papierserviette.
»Und Ihre Adresse?«
»Ach ja, richtig. Aber, wissen Sie, ich bin die nächsten paar Tage nicht in der Stadt. Meiner Mutter geht’s nicht gut, und da hat sie mich gebeten, ein paar Tage mit ihr nach Mexiko zu fahren. Dieses Wochenende geht’s los.«
»Lange Reise?«
»Eine Woche oder so. Ich habe ein paar Tage dienstfrei, da bietet es sich an.«
»Ah ja«, sagte Connor. »Das verstehe ich. Nochmals Dank für Ihre Hilfe!« Er schüttelte Cole die Hand und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Und achten Sie auch auf Ihre Gesundheit, ja?«
»Ja, mach’ ich.«
»Trinken Sie nichts mehr, und kommen Sie heil heim!« Er machte eine Pause. »Oder dorthin, wo Sie die heutige Nacht lieber verbringen.«
Cole nickte. »Ich glaube, Sie haben recht. Das ist keine schlechte Idee.«
»Bestimmt nicht.«
Cole gab mir die Hand. Connor hatte sich schon auf den Weg zum Ausgang gemacht. Cole sagte: »Ich kapier’ nicht, warum ihr so einen Affenzirkus aufführt.«
»Mit den Bändern?«
»Mit den Japanern. Was soll man da schon machen? Die sind uns immer einen Schritt voraus. Und sie haben die hohen Tiere in der Hand. Wir können sie im Augenblick nicht schlagen, und ihr beide werdet es auch nicht schaffen. Die sind einfach zu gut.«
Draußen wartete Connor schon ungeduldig unter dem flackernden Neonschild. »Los, die Zeit drängt!«
Wir stiegen in den Wagen. Er gab mir die Papierserviette. In Blockbuchstaben stand darauf: SIE HABEN DIE BÄNDER GESTOHLEN.
»Los, jetzt!« sagte Connor. Ich ließ den Motor an.
D ie Dreiundzwanzig-Uhr-Nachrichten waren vorbei; im Redaktionsbüro befand sich kein Mensch mehr. Connor und ich gingen durch den Korridor ins Studio, wo die Kulisse der »Action News« noch hell erleuchtet war.
Auf einem Monitor lief, bei abgeschaltetem Ton, eine Aufzeichnung der Abendnachrichten. Der Nachrichtenmoderator deutete auf den Bildschirm. »Ich bin doch nicht blöd, Bobby! Ich beobachte das doch. An den letzten drei Abenden hat sie den Aufmacher und die Zusammenfassung gemacht.« Er saß auf seinem Stuhl, die Arme über der Brust gekreuzt. »Ich bin gespannt, was du dazu zu sagen hast, Bobby.«
Mein Freund Bob Arthur, der schwergewichtige Produzent der Dreiundzwanzig-Uhr-Nachrichten, nippte erschöpft an einem Glas Scotch, das genauso groß war wie seine Faust: »Jim, es hat einfach besser gepaßt so.«
»Besser gepaßt - so eine Scheiße!« sagte der Moderator.
Die Nachrichtenmoderatorin war eine hinreißende Rothaarige mit einer Killerfigur. Sie schien es überhaupt nicht eilig zu haben, ordnete umständlich ihre Manuskriptseiten und war sehr darauf bedacht, nichts von dem Gespräch zwischen Bob und ihrem Kollegen zu verpassen.
»Hör mal«, sagte der Moderator, »es steht in meinem Vertrag: die Hälfte der Aufmacher und der Zusammenfassungen. Das steht mir vertraglich zu.«
»Jim«, sagte der Produzent. »Der Aufmacher war heute abend die Pariser Mode und die Nakamoto-Party. Das ist doch nur Klatsch und Tratsch.«
»Ursprünglich wollten wir mit dem Serienmörder aufmachen.«
Bob seufzte. »Die Anklageverlesung ist verschoben worden. Außerdem haben die Zuschauer Serienmörder satt.«
Der Moderator sah ihn ungläubig an. »Die Zuschauer haben Serienmörder satt? Wer hat dir denn das erzählt?«
»Das kannst du in allen Meinungsumfragen lesen, Jim. Serienmörder sind out. Unsere Zuschauer machen sich Sorgen um die Wirtschaft. Die wollen keine Serienmörder mehr sehen.«
»Unser Publikum ist besorgt über die Wirtschaft, und wir machen mit Nakamoto und der Pariser
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