Nippon-Connection
dicke Haut, wie Jim Olson, der stellvertretende Leiter unserer Abteilung, zu sagen pflegt.
Connor schwieg lange. Er legte die Stirn in Falten und dachte über das, was ich ihm erzählt hatte, nach. Schließlich sagte er: »Was war mit der Scheidung? Gab es da Schwierigkeiten?«
»Nein. Nichts Ungewöhnliches.«
»Sie und Ihre Exfrau sprechen noch miteinander?«
»Ja. Da ist alles in Ordnung. Nicht gerade die große Freundschaft, aber es ist okay.«
Er runzelte immer noch die Stirn. Er war auf der Suche nach etwas. »Und als Detective haben Sie vor zwei Jahren aufgehört?«
»Ja.«
»Warum?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
»Sie sagten, es sei Ihnen von der Arbeitszeit her passender gewesen.«
»Das war der Hauptgrund, ja.«
»Und was noch?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Nach der Scheidung wollte ich nichts mehr mit Mordfällen zu tun haben. Ich war - ach, ich weiß auch nicht - desillusioniert. Ich hatte das kleine Kind, und meine Frau war ausgezogen. Sie genoß ihr Leben schon wieder, hatte eine Beziehung mit irgendeinem tollen Hecht von Rechtsanwalt. Ich mußte daheim bleiben und das Kind versorgen. Es ist mir ziemlich mies gegangen. Ich wollte einfach kein Detective mehr sein.«
»Haben Sie damals Hilfe gesucht? Eine Therapie?«
»Nein.«
»Alkohol-oder Drogenprobleme?«
»Nein.«
»Andere Frauen?«
»Ein paar.«
»Schon während der Ehe?«
Ich zögerte.
»Ellen Farley? Die aus dem Büro des Bürgermeisters?«
»Nein, das war später.«
»Aber irgend etwas war während der Ehe!«
»Ja, aber sie wohnt jetzt in Phoenix«, sagte ich. »Ihr Mann ist versetzt worden.«
»Sie hat bei der Polizei gearbeitet?«
Ich hob die Achseln.
Connor lehnte sich zurück. »Okay, kōhai«, sagte er, »wenn sonst nichts ist, dann ist alles in Ordnung.« Er sah mich an.
»Es ist sonst nichts.«
»Okay. Aber ich muß Sie warnen. Ich erlebe so etwas mit den Japanern nicht zum erstenmal. Wenn die Japaner zu den harten Bandagen greifen, können sie sehr ungemütlich werden. Sehr ungemütlich.«
»Wollen Sie mir Angst einjagen?«
»Nein. Ich will nur sagen, was Sache ist.«
»Die Japaner können mich mal«, sagte ich. »Ich habe nichts zu verbergen.«
»Na gut. So, jetzt rufen Sie Ihre Freunde beim Fernsehen an und sagen ihnen, daß wir kommen, sobald wir unsere nächste Etappe hinter uns gebracht haben.«
Ü ber uns donnerte eine 747; die Landescheinwerfer durchdrangen den Dunst. Die Maschine überflog das flackernde Neonschild, auf dem Ganz nackt! Girls! Girls! Girls stand. Als wir hineingingen, war es etwa halb zwölf.
Die »Palomino-Bar« als Strip-Kaschemme zu bezeichnen, wäre eine Beschönigung gewesen. Es handelte sich um eine umgebaute Bowlingbahn mit an die Wände gemalten Kakteen und Pferden. Von außen hatte der Schuppen größer gewirkt, als er innen war. Eine Frau in einem silbernen Tanga, die auf die Vierzig zuging, tänzelte lustlos in orangefarbenem Scheinwerferlicht. Sie sah genauso gelangweilt drein wie die Gäste, die mit eingezogenen Schultern an den winzigen rosaroten Tischchen saßen. Barbusige Serviererinnen schlenderten durch die rauchgeschwängerte Luft. Aus einem Kassettenrecorder dröhnte scheppernd Musik.
Ein Typ an der Tür sagte: »Zwölf Mäuse. Mindestens zwei Drinks.« Connor hielt ihm seine Polizeimarke unter die Nase, und der Mann meinte. »Okay, ist gut.«
Connor sah sich um. »Ich wußte gar nicht, daß Japaner hierherkommen.« An einem Tisch im Eck saßen drei japanische Geschäftsleute hi dunkelblauen Anzügen.
»Nur ganz selten«, sagte der Türsteher. »Das ›Star Strip‹ in der Innenstadt gefällt ihnen besser. Mehr Glanz und Gloria und größere Titten.«
Connor nickte. »Ich suche Ted Cole.«
»An der Bar. Der mit der Brille.«
Ted Cole saß an der Theke. Die Nakamoto-Sicherheitsdienst-Uniform wurde von seiner Windjacke verdeckt. Er stierte uns dumpf an, als wir auf ihn zugingen und uns neben ihn setzten.
Der Barmann trat zu uns. Connor sagte: »Zwei Buds.«
»Budweiser haben wir nicht. Ist Asahi okay?«
»Na gut.«
Connor zeigte Cole seine Polizeimarke. Der schüttelte den Kopf, wandte sich von uns ab und begann, die Stripperin eingehend zu studieren.
»Ich weiß nichts.«
»Über was denn?« fragte Connor.
»Ganz egal, über was. Ich kümmere mich nur um meine eigenen Angelegenheiten. Ich bin nicht im Dienst.« Er war leicht angetrunken.
»Wann hatten Sie Dienstschluß?« fragte Connor.
»Heute ging ich früher.«
»Warum
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