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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Sie wissen doch, wie das läuft. Dieses Mädchen wurde bei Nakamoto umgebracht, das betrifft den Nakamoto— keiretsu. Sie kennen meine Familie, meinen Vater vom Daimashi -keiretsu. Jetzt werden sie in Osaka lesen, daß bei Nakamoto ein Mädchen gekillt wurde und man mich im Zusammenhang damit in Haft genommen hat. Mich, seinen Sohn!«
    »In Untersuchungshaft.«
    »In Untersuchungshaft, völlig egal. Sie wissen genau, was das bedeutet. Taihennakoto ni naru yo. Mein Vater muß seine Stellung aufgeben, und seine Firma muß sich bei Nakamoto entschuldigen, vielleicht sogar Wiedergutmachung zahlen, ihnen geschäftliche Vorteile einräumen. Das ist eine mächtige ōsawagi ni naruzo. Das alles tun Sie mir an, wenn Sie mich in Untersuchungshaft stecken.« Er schnippte seine Zigarette weg.
    »Also, Sie glauben, ich habe diesen Mord begangen, und Sie verhaften mich. Okay. Sie wollen sich damit nur aus der Affäre ziehen, mir aber fügen Sie unter Umständen großen Schaden zu. Das wissen Sie genau, Captain.«
    Connor erwiderte ziemlich lange nichts. Schweigend gingen die beiden im Kreis herum.
    Schließlich sagte Eddie: »Connor-san. Matte kure yo . .. « Seine Stimme hatte einen flehenden Unterton. Es klang ganz so, als bettle er um Milde.
    Connor seufzte. »Haben Sie Ihren Paß dabei, Eddie?«
    »Ja, klar. Immer.«
    »Lassen Sie mal sehen!«
    »Selbstverständlich, Captain. Da ist er.«
    Connor warf einen Blick auf das Dokument und reichte es mir. Ich steckte den Paß in die Tasche.
    »Okay, Eddie. Ich hoffe, daß das nicht murina koto ist. Sonst werden Sie nämlich zur Persona non grata erklärt, Eddie. Dann stecke ich Sie höchstpersönlich ins nächste Flugzeug nach Osaka. Wakattaka?«
    »Sie beschützen die Ehre meiner Familie, Captain. On ni kiru yo.« Er machte eine steife Verbeugung, die Arme zackig an den Seiten. Connor erwiderte die Verbeugung.
    Ich starrte die beiden an. Ich konnte kaum glauben, was ich sah. Connor ließ ihn einfach laufen. Ich fand das nur noch verrückt.
    Ich gab Eddie meine Karte und spulte den üblichen Spruch herunter. Falls ihm noch etwas einfalle, solle er mich anrufen.
    Eddie zuckte mit den Achseln und steckte die Karte in die Hemdentasche, worauf er sich eine neue Zigarette anzündete. Ich hatte überhaupt nichts zu melden - er verhandelte ausschließlich mit Connor.
    Eddie schlenderte zurück zum Haus, blieb aber noch einmal stehen. »Ich habe da diese Rothaarige an der Hand, ziemlich interessant«, sagte er. »Wenn ich hier abhaue, fahre ich in mein Haus in den Bergen. Wenn Sie mich brauchen - ich bin dort. Gute Nacht, Captain! Gute Nacht, Lieutenant!«
    »Gute Nacht, Eddie!«
    Wir stiegen die Treppe hinunter.
    »Ich hoffe bloß, Sie wissen, was Sie da tun«, sagte ich.
    »Ich auch«, erwiderte Connor.
    »Er scheint mir nämlich verdammt tief drinzustecken.«
    »Schon möglich.«
    »Wenn Sie mich fragen, ich fände es besser, ihn mitzunehmen, wäre sicherer.«
    »Kann sein.«
    »Sollen wir zurückgehen und ihn holen?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Mein dai rokkan sagt nein.«
    Diesen Ausdruck kannte ich. Er bedeutete »sechster Sinn«. Die Japaner halten viel von ihrer Intuition. »Na, okay. Hoffentlich haben Sie recht.«
    Wir stiegen die letzten Stufen hinunter.
    »Auf jeden Fall bin ich ihm etwas schuldig«, sagte Connor.
    »Wieso denn?«
    »Vor einigen Jahren brauchte ich mal eine bestimmte Information. Erinnern Sie sich an die Sache mit dem Fugu-Giftmord? Nein? Keiner in der japanischen Kolonie wollte mir etwas sagen, sie blockten alles ab. Aber ich mußte es unbedingt herausbekommen. Es war … es war sehr wichtig. Da hat Eddie es mir gesagt. Er hatte Angst, weil er nicht wollte, daß irgend jemand es erfuhr. Aber er hat es getan. Wahrscheinlich hat er mir damit das Leben gerettet.«
    Wir waren am Fuß der Treppe angelangt.
    »Und hat er Sie mal daran erinnert?«
    »Das würde er nie tun. Es ist meine Aufgabe, es nicht zu vergessen.«
    »Schön und gut, Captain«, sagte ich, »das mit der Verpflichtung ist ja in Ordnung und sehr ehrenwert. Und ich bin ja auch dafür, daß Freundschaft herrscht zwischen den Völkern. Aber es besteht inzwischen die Möglichkeit, daß er sie getötet, die Bänder gestohlen und sich in ihrer Wohnung zu schaffen gemacht hat. Eddie Sakamura kommt mir vor wie ein Ball, aus dem man die Luft gelassen hat. Er benimmt sich wie ein Verdächtiger. Und wir fahren hier einfach weg und lassen ihn laufen.«
    »Genau.«
    Wir gingen weiter. Ich ließ mir

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