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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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von dem Dreizehn-Uhr-Termin bei Senator Morton.
    »Na gut. Holen Sie mich um halb elf hier ab! Sonst noch etwas?«
    Ich erzählte ihm von meinen Ausflügen zum JPL und zu Hamaguri, und dann von dem Gespräch mit Donaldson.
    Connor seufzte. »Reine Zeitvergeudung.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil Hamaguri von Kaikatsu finanziert wird, und das ist die Konkurrenz von Nakamoto. Die würden Nakamoto niemals helfen.«
    »Das hat Donaldson auch gesagt.«
    »Wohin fahren Sie jetzt?«
    »Zu den Videolabors der Universität. Ich versuche noch immer, die Bänder kopieren zu lassen.«
    Connor schwieg eine Weile. »Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?«
    »Nein.«
    »In Ordnung. Wir sehen uns um halb elf.«
    »Warum so früh?«
    »Um halb elf«, wiederholte er und legte auf.
    Kaum hatte ich aufgelegt, schnarrte das Telefon schon wieder.
    »Du wolltest mich vor einer Stunde anrufen!« Es war Ken Shubik von der L. A. Times ; er schien ziemlich verärgert zu sein.
    »Entschuldige! Es ist mir was dazwischengekommen. Können wir jetzt sprechen?«
    »Sicher.«
    »Hast du etwas herausgefunden?«
    »Paß mal auf!« Er machte eine kurze Pause. »Bist du gerade in der Nähe?«
    »Ungefähr fünf Blocks von euch entfernt.«
    »Dann komm doch auf eine Tasse Kaffee vorbei!«
    »Willst du am Telefon nicht reden?«
    »Na ja …«
    »Also, komm schon, Ken! Du redest doch ständig am Telefon!«
    Shubik war wie alle Times-Reporter: Er saß an seinem Schreibtisch vor seinem Computer, hatte Kopfhörer auf und telefonierte ununterbrochen. Er erledigte alles am liebsten per Telefon. Da konnte er seine Unterlagen vor sich ausbreiten und seine Notizen direkt in den Computer tippen, während er Informationen einholte. Zu meiner Zeit als Presse-Officer hatte ich mein Büro im Polizeipräsidium im Parker Center gehabt, zwei Blocks vom Verlagsgebäude der Times entfernt. Und trotzdem hatten Reporter wie Ken mich lieber angerufen, als sich unter vier Augen mit mir zu unterhalten.
    »Komm vorbei, Pete!«
    Das war deutlich genug. Ken wollte am Telefon nichts sagen.
    »Na gut. In zehn Minuten bin ich bei dir.«
    D ie Los Angeles Times ist das erfolgreichste Blatt Amerikas. Die Redaktion erstreckt sich über ein ganzes Stockwerk des Verlagsgebäudes, hat also die Ausmaße eines Straßenblocks. Der Raum wurde geschickt aufgeteilt, so daß man nie sieht, wie riesig er wirklich ist und wie viele Hunderte von Menschen in ihm arbeiten. Trotzdem hat man den Eindruck, man könne tagelang an Journalisten vorbeigehen, die an ihren gruppenweise angeordneten Arbeitsplätzen sitzen, vor sich die leuchtenden Computerbildschirme, die blinkenden Telefone und die angepinnten Fotos ihrer Kinder.
    Ken saß in der Lokalredaktion, im östlichen Teil des Gebäudes.
    Als ich dort eintraf, ging er schon ungeduldig vor seinem Schreibtisch hin und her. Er packte mich sofort am Ellbogen.
    »Kaffee! Holen wir erst mal Kaffee!«
    »Was soll das?« fragte ich. »Willst du nicht mit mir zusammen gesehen werden?«
    »Nein, Scheiße noch mal! Ich will dem Wiesel aus dem Weg gehen. Er ist da drüben, baggert das neue Mädchen von der Außenpolitik an. Die kennt sich noch nicht aus.« Ken machte eine Kopfbewegung zum Fenster hin. Dort sah ich die vertraute Gestalt von Willy Wilhelm, jedem als Wiesel Wilhelm bekannt. Willy hatte sein schmales, frettchenartiges Gesicht in diesem Augenblick zu einer Maske grinsender Aufmerksamkeit verzogen. Er alberte mit einem blonden Mädchen herum, das vor einem Computer saß.
    »Scharf!«
    »Ja. Hintenrum bißchen füllig. Eine Holländerin«, sagte Ken. »Ist erst seit einer Woche hier. Der haben sie noch nichts von ihm erzählt.«
    In fast jedem Betrieb gibt es einen Menschen wie das Wiesel: ehrgeizig und nicht von Skrupeln geplagt, ein Mensch, der immer einen Weg findet, sich den Mächtigen nützlich zu machen, der von allen anderen jedoch gehaßt wird. So war es auch mit Wiesel Wilhelm.
    Wie die meisten unehrlichen Menschen glaubte das Wiesel von anderen immer nur das Schlechteste. Man konnte immer mit ihm rechnen, wenn es darum ging, unter dem Vorwand, alles andere sei gelogen, Vorfälle im unschmeichelhaftesten Licht darzustellen. Er hatte eine Spürnase für menschliche Fehler und eine Tendenz zum Melodramatischen. Die Wahrheit war ihm schlicht gleichgültig, ein ausgewogenes Urteil galt ihm als Zeichen von Schwäche. Für das Wiesel war die einer jeweiligen Situation zugrunde liegende Wahrheit eine Art Ware, mit der er handelte.
    Seine Kollegen in

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