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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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Ich bleibe drinnen.
    »Ist Saph schon zurück?«, fragt Conor. Ich höre die Sorge in seiner Stimme und frage mich, ob Mum sie auch hört.
    »Ja, sie ist in der Küche«, antwortet Mum unbeschwert, während sie nach draußen geht, um die beiden zu begrüßen.
    »Wann ist sie zurückgekommen?«
    »Erst vor kurzem. Du hast Recht gehabt, sie war mit Sadie spazieren. Und ihr beide hört euch so an, als hättet ihr eine schöne Zeit miteinander verbracht.«
    »Das haben wir auch«, bestätigt Roger entschieden. »Das gilt zumindest für mich. Es war eine Freude, dich dabeizuhaben, Conor.«
    Was für ein Speichellecker. Aber dann höre ich Conors Stimme. »Ja, es hat Spaß gemacht. Können wir das bald wiederholen? «
    »Kein Problem«, antwortet Roger. »Ich bin dankbar, dass sich jemand in dieser Gegend auskennt. Ohne Conor hätte
sich das Boot schon beim Ablegen ein paar Kratzer geholt, Jennie.«
    Conor entgegnet, dass Roger auch ausgezeichnet allein klargekommen wäre. Alle drei lachen. Dann treten sie durch die dunkle Tür und blinzeln, wie alle das tun, die stundenlang auf See dem hellen Sonnenlicht ausgesetzt waren. Da meine Augen bereits an die Lichtverhältnisse im Haus gewöhnt sind, kann ich Rogers Gesicht klar erkennen. Es zuckt leicht zusammen, als er mich sieht, obwohl er sich zu beherrschen versucht. Er tritt näher und gibt sich offenbar Mühe, mich nicht unentwegt anzustarren. Doch genau das tut er. Er mustert mein Gesicht und scheint es mit seiner Erinnerung zu vergleichen. Vermutlich versucht er, sich davon zu überzeugen, dass seine Sinne ihm einen Streich gespielt haben müssen.
    »Hallo, Roger!«, sage ich fröhlich. Mum wirft mir einen dankbaren Blick zu, weil ich ihm endlich freundlich gegenübertrete, anstatt mir einzureden, ich könne ihn nicht ausstehen.
    »Lasst uns ins Wohnzimmer gehen«, sagte sie. »Ich habe Tee gemacht und einen Walnusskuchen gebacken.«
    »Mmh, Tee und Walnusskuchen, ich kenne nichts Besseres! «, ruft Roger enthusiastisch. Doch er starrt mich immer noch an, während sich eine Falte auf seiner Stirn abzeichnet. Vielleicht wird er Tee und Walnusskuchen ein bisschen weniger genießen, als Mum gehofft hatte.
    Doch Roger ist nicht der Einzige, der mich mustert. Conor wirft mir einen wissenden Blick zu. Oben! , signalisieren mir seine stummen Lippen. Laut sagt er: »Bin gleich wieder da, Mum. Zieh mir nur schnell eine andere Hose an. Die hier ist im Boot nass geworden.«

    Aber Conors Jeans ist trocken. Eine weitere Lüge von ihm. Ich folge ihm die Stufen hinauf. Wenn er so weiterlügt, wird es nicht mehr lange dauern, bis die Leute aufhören, ihm Glauben zu schenken.
    »Hast du völlig den Verstand verloren?«, raunt er mir zu, als wir die oberste Stufe erreichen. Er packt meinen Arm und dreht mich zu sich herum.
    »Leise, Conor, sie können uns hören. Außerdem tust du mir weh!«
    »Unsinn!«, sagt Conor. »Ich würde dir niemals wehtun, Saph. Aber du musst total verrückt sein. Erstens: Du warst schon wieder in Indigo, sogar allein. Wie oft habe ich dich davor gewarnt!«
    »Das war doch völlig okay. Diesmal gab es fast keinen Unterschied zwischen der Indigozeit und unserer Zeit.«
    »Ja, diesmal hast du Glück gehabt«, entgegnet Conor grimmig. »Und auch ich hatte ein sicheres Gefühl – ich weiß gar nicht, warum. Ich war nicht so besorgt wie beim letzten Mal. Also habe ich Mum erzählt, dass Jack dich gefragt hätte, ob du mit Sadie spazieren gehen kannst, weil er surfen wollte.«
    »Oh, Conor, du bist so ein schlechter Lügner. Heute ist doch gar kein Wind.«
    »Ach, darüber wird Mum bestimmt nicht nachgedacht haben. Diesmal bist du gerade noch davongekommen. Jedenfalls fast. Roger hat dich gesehen. Und jetzt versucht er, sich einzureden, er hätte nur eine Luftspiegelung gesehen. Als sei dein Abbild infolge der besonderen Wetterbedingungen und Lichtverhältnisse durch die Luft geflimmert und als Reflexion unter Wasser wieder sichtbar geworden.«
    »Wie soll das denn gehen?«

    »Keine Ahnung. Das hört sich aber nicht weniger fantastisch an als die Behauptung, dich unter Wasser mit einem breiten Lächeln im Gesicht gesehen zu haben. Atmen musstest du auch nicht. Außerdem warst du meilenweit von der Küste entfernt.«
    »Hast du mich auch gesehen?«
    »Nein. Zuerst hatte er mir gar nichts erzählt. Ich dachte mir schon, dass etwas nicht stimmt, weil er plötzlich sehr leise und angespannt war. Aber ich kenne ihn nicht gut genug, um nachzufragen. Erst nach einer Weile

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