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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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gekommen, ohne an den Haien vorbei zu müssen?«, fragt Conor.
    »Sie sind noch nicht zurückgekehrt«, antwortet Faro, als wären das schlechte Nachrichten. »Saldowr ist noch nicht stark genug, um sie zu sich zu rufen.«
    Faro scheint sich absolut sicher zu sein, dass dies nur eine Frage der Zeit ist. Doch erinnere ich mich noch gut daran, wie herablassend Ervys über Saldowr geredet hat, als wäre der schon so gut wie tot. Allein bei dem Gedanken daran steigt mir die Zornesröte ins Gesicht. Was glaubt Ervys eigentlich, wer er ist? Ich möchte Saldowr unbedingt sehen, obwohl ich fürchte, er könnte geschwächt und verändert sein.
    »Wird er zu uns herauskommen?«, fragt Conor. Das hat Saldowr letztes Mal getan.
    »Saldowr ist in seiner Höhle«, entgegnet Faro.
    »Aber die Höhle war doch voller Sand, nachdem der Gezeitenknoten brach.«
    »Ich habe sie wieder gereinigt«, sagt Faro.
    »Das hast du gemacht? Ganz allein?«, fragt Conor. Er wirft Faro einen bewundernden Blick zu. Wir können uns beide noch daran erinnern, wie Saldowrs Höhle aussah, nachdem die Gezeiten die Wälder verwüstet hatten. Der Zugang zur Höhle war vollkommen blockiert. Faro muss stunden-, wenn nicht tagelang geschuftet haben …
    »Ja, ganz allein«, bestätigt er stolz. »Wer sonst sollte Saldowr dienen? Ich bin Saldowrs scolhyk und sein holyer . Wer sonst sollte sich um ihn kümmern und seine Höhle wieder herrichten? Und wenn alle ihn verlassen, ich werde es nicht tun. Bald werden die Haie zurückkehren, dann wird wieder alles so sein wie zuvor.«
    »Bist du sicher, dass sie zurückkehren?«, frage ich.
    »Natürlich«, antwortet er mit Entschiedenheit. »Du musst wissen, Sapphire, dass die Wälder von Aleph schon immer von Haien bewacht wurden.«
    »Scheint ja nicht besonders gut geklappt zu haben«, bemerkt Conor. »Vielleicht solltet ihr es mal mit anderen Wächtern probieren.«
    Faro ignoriert diese Bemerkung. »Wir dürfen Saldowr nicht länger warten lassen«, sagt er.
    »Aber ich dachte, wir dürfen nicht in die Höhle hineinschwimmen. Als wir das letzte Mal hier waren, hat Saldowr gesagt …«
    »Er kann sich nicht bewegen. Es geht nicht anders.«
    Ich denke an Faros Worte, als wir zum Eingang der Höhle schwimmen. Dann wird wieder alles so sein wie zuvor. Aber ich glaube das nicht. Genauso könnte ich denken, wenn Dad nach Hause käme, wäre alles wieder so wie früher.
    Das Seegras, das einst vor Saldowrs Höhle wogte und deren Eingang verbarg, ist von den Gezeiten weggerissen worden und noch nicht wieder nachgewachsen. Es ist hell genug, um sich in der Höhle umzuschauen, während Faro auf die hintere Wand zugleitet.
    Ich hatte mir Sadowrs Höhle immer groß und prächtig vorgestellt, mit funkelnden Meeresdiamanten an den Wänden, einem hohen Deckengewölbe und perlmuttbesetzten Teppichen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Höhle ist karg und leer. Die Wände aus Granit, der Boden aus Sand. Sie erinnert mich an einen anderen Ort, doch fällt mir nicht ein, an welchen.
    Saldowr ruht auf einer glatten Steinliege am Ende der Höhle. Seine Haare liegen wie ein trüber Heiligenschein um ihn herum ausgebreitet. Sie sind länger und grauer geworden seit letztem Mal. Er hat seinen Umhang eng um den Körper gezogen, als würde er frieren. Die glühenden Augen liegen tief in ihren Höhlen.
    »Seid willkommen«, sagt er. »Ich habe euch erwartet. Kommt näher.«
    Wir gleiten auf ihn zu. Im schummrigen Licht macht sein Gesicht einen ausgezehrten Eindruck. Ich ergreife seine Hand, die er mir entgegenstreckt. Sie fühlt sich knochig an.
    »Saldowr.«
    »Ja, mein Kind. Ich bin kein schöner Anblick, nicht wahr?«
    »Bist du krank?«
    »Die Wunde, die mir der Schlussstein zugefügt hat, will nicht verheilen. Conor, gib mir deine Hand.«
    Ich gleite zurück und überlasse Conor Saldowrs Hand.
    »Mein lieber Sohn«, sagt er, während Faro ein seltsames Gesicht macht. Ist er eifersüchtig? »Es liegt viel Arbeit vor uns und wir haben nur wenig Zeit. Ihr wisst, dass der Krake erwacht ist?«
    Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. »Ja«, antworte ich.
    »Und du, mein Kind, bist in der Tiefe gewesen. Deswegen sind die Mer jetzt so brennend an dir interessiert. Sie glauben, dass du ihnen im Kampf gegen den Kraken helfen kannst.«
    Wie merkwürdig. Saldowr spricht so distanziert von den Mer, als gehöre er gar nicht zu ihnen. Ich bin mir sicher, dass er das sonst nicht tut.
    Saldowrs Augen mustern mein Gesicht. Wie anders als Ervys

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