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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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er doch ist. Saldowr will nichts von mir. Er sieht mich nicht als Mittel zum Zweck. Für Saldowr bin ich immer noch Sapphire. Ich selbst.
    »Willst du das tun?«, fährt er so beiläufig fort, als wäre es eine Kleinigkeit. Conor legt mir die Hand auf den Arm.
    »Saph wird das nicht alleine machen«, sagt er.
    »Du weißt, Conor, dass du nicht in die Tiefe vordringen kannst.« Saldowr spricht immer noch mit leichter Stimme, doch liegt auch eine gewisse Neugier in seinem Gesicht, als wolle er Conor nur auf die Probe stellen.
    »Wer sagt das?«
    Conors Frage hallt durch die Höhle. Saldowr nickt, als hätte er die erwartete Antwort erhalten. »Du hast den Schlussstein geheilt«, sagt er. »Du hast seine Runen gelesen. Wenn du immer noch über solche Fähigkeiten verfügst, dann ist nichts unmöglich. Doch jetzt, Conor, zeig mir, was du in deiner Tasche hast.«
    Conor erschrickt genauso wie ich. Ich wusste, dass er Elviras Talisman mitnehmen würde. Er hat ihn bestimmt immer bei sich getragen, seit ich ihn ihm gegeben habe. Aber woher weiß Saldowr das? Kann er seine Gegenwart spüren , so wie Sadie? Langsam fährt Conor mit der Hand in die Tasche und zieht den Talisman heraus.
    »Halt ihn ein bisschen näher.«
    Saldowr studiert den Talisman, fasst ihn jedoch nicht an.
    »Du kannst ihn gern in die Hand nehmen«, sagt Conor.
    »Nein, nein. Ein Talisman ist ausschließlich für seinen Besitzer bestimmt. Lass ihn niemals von einer anderen Person berühren, nachdem du ihn bekommen hast, sonst wird seine Kraft schwinden. Wer hat ihn geschnitzt?«
    »Elvira.«
    »Hmm. Und was siehst du darin?«
    »Ist ein Mer.«
    »Und?«
    »Er hat mein Gesicht.«
    »Das stimmt nicht«, widerspreche ich. »Das bildest du dir nur ein. Das Gesicht ist doch völlig leer, nicht wahr, Saldowr?«
    Ich will, dass Saldowr mich unterstützt und Conor davon abhält, Dinge zu sehen, die nur er sehen kann. Ich will Elvira nicht die Macht zugestehen, aus meinem Bruder eine geschnitzte Korallenfigur zu machen.
    Saldowr wendet mir seinen Blick zu. »Ein Talisman ist ausschließlich für seinen Besitzer bestimmt«, wiederholt er sanft. »Aber du brauchst eine Kette, Conor, damit du ihn offen tragen kannst.«
    »Ich werde mir eine besorgen.«
    Saldowr schnippt mit den Fingern, und sofort ist Faro an seiner Seite. »Schau mal am Fußende meiner Couch nach«, sagt er. Faro gleitet ans Fußende und kommt im nächsten Moment mit einer goldenen Kette zurück.
    »Ich dachte, die Mer machen sich nichts aus teurem Schmuck!«, rufe ich verwundert aus.
    Saldowr hebt die Augenbrauen. »Sie gehört Conor. Sieh sie dir genau an, mein Junge.«
    Conor schnappt nach Luft, und dann sehe ich auch, warum. Ich erkenne die Kette wieder. »Die gehört Dad«, keucht er. »Es ist die Kette für seinen Ring.«
    Dad hat seinen Ehering nie am Finger getragen. Er mochte das Gefühl nicht. Manchmal trug er ihn an einer Kette um seinen Hals. Nicht immer, doch in jener Nacht muss er ihn getragen haben.
    »Du hast recht. Es ist die Kette deines Vaters. Die Mer tragen kein Gold«, sagt Saldowr, »also hat dein Vater sie mir gegeben. Er wird sich darüber freuen, wenn du sie trägst. Außerdem finde ich, dass sie perfekt zu dem Talisman passt.«
    Conor schweigt, zögert aber, die Kette entgegenzunehmen. Als würde er etwas »erben«, nachdem jemand gestorben ist. Aber wo ist der Ring? Wo ist Dads Ehering?
    »Saldowr«, sage ich, »du hast gesagt, dass mein Vater dir die Kette gegeben hat, aber … aber …«
    »Du willst wissen, was mit dem Ring geschehen ist«, stellt Saldowr ruhig fest.
    »Ja.«
    »Den hat er auch in meine Obhut gegeben.«
    Das gibt mir einen Stich. Mum trägt ihren Ehering auch nicht mehr, sondern bewahrt ihn in einem Kästchen auf.
    »Du kannst mir vertrauen, dass ich gut auf ihn aufpasse«, sagt Saldowr mit sanfter Stimme. Ich nicke und beiße mir auf die Lippen. Saldowr wendet sich an Conor.
    »Dein Vater würde sich darüber freuen, wenn du die Kette trägst«, wiederholt er. Als hätte er eine plötzliche Entscheidung gefällt, nimmt Conor die Kette, befestigt den Talisman daran und hängt sie sich um den Hals. Saldowr hat recht. Kette und Talisman passen perfekt zusammen.
    »Und dir hat niemand einen Talisman gegeben, Sapphire?«, fragt Saldowr.
    Ich blicke ihn ausdruckslos an. »Nein, Elvira hat nur diesen einen geschnitzt.«
    »Du trägst also nichts bei dir, was dich beschützt? Kein geheimes Geschenk?«
    »Nein«, antworte ich und meinte dies auch ehrlich, als

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