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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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paar Quallen her …
    Was für eine lächerliche Vorstellung des Paradieses – alte Steine und ein paar Fische, die hin und her schwimmen , höhnt das Licht.
    Doch diesmal höre ich nicht zu. Die Stimme kann reden, was sie will, die Schönheit des Riffs ist viel stärker als sie. In meinen Gedanken ist Faro bei mir. Er lächelt und hält sich mit kräftigen Armbewegungen auf der Stelle, während die Strömung an uns zerrt. Unsere Haare wirbeln um unsere Köpfe. Ich hoffe, ein paar Samt-Schwimmkrabben zu sehen, die sich Faro zufolge in dieser Gegend aufhalten …
    Das Licht zieht sich zurück, kichert immer noch boshaft in sich hinein, findet aber keinen Zugang mehr zu mir.
    Doch ich habe Conor ganz vergessen. Auch er wird vom Licht bedrängt. Hat es ihn überwältigt?
    »Conor, denk an Elvira.«
    »An Elvira?« Conor klingt überrascht. Seine Stimme ist ganz normal. »Warum?«
    »Damit das Licht aus deinem Kopf verschwindet.«
    »Wie meinst du das?«
    Faro und ich starren ihn ungläubig an. »Spürst du denn nichts?«
    »Nein. Überhaupt nichts.«
    »Oh.«
    Während ich also mit dem Licht gekämpft und durch seine Kraft fast ertrunken wäre, ging es Conor ausgezeichnet.
    »Das ist ungerecht«, murmele ich.
    »Was?«
    »Ach, nichts.«
    »Dem geht’s einfach zu gut, das ist sein Problem«, brummt Faro.
    »Was für ein faszinierender Gedanke«, wiederholt die höhnische samtene Stimme des Kraken. »Euch gefällt mein Licht also nicht. Das ist aber schade. Jammerschade. Manche Leute können ohne das Licht nicht mehr leben. Dennoch seid auch ihr von ihm angezogen worden. Und hier bin ich wieder – hallihallo!«
    Ich zucke zusammen. Das zähe Wasser fließt wie Öl um mich herum. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich eine Bewegung. Ein Mann? Nein, es sieht aus wie die Flosse einer Robbe, die so kräftig wie Faros ist. Ein Mer? Aber die Mer können hier unten nicht existieren. Die Flosse verschwindet, dafür windet sich im nächsten Moment eine Seeschlange durch das Wasser und kommt auf mich zu. Zu meiner Linken reißt ein Hai sein Maul auf und entblößt mehrere Reihen spitzer, braun umrandeter Zähne. Ich weiche automatisch nach rechts zurück, aber dort ist eine violette Portugiesische Galeere, die ihre Tentakeln nach mir ausstreckt. Vor mir macht sich ein Piranhaschwarm über ein Stück verrottetes Fleisch her. Als ich mich nach hinten wende, erblicke ich einen Mer, der in einen Umhang gehüllt ist, der Saldowrs Umhang gleicht. Aber es ist nicht Saldowr. Es ist Ervys, der spöttisch lächelnd die Arme verschränkt hat.
    Conor und Faro sehen die Gestalten auch. Faro legt seine gekreuzten Finger an die Stirn, um sie abzuwehren. Conor hechtet zu mir und ergreift meine Hand.
    Doch dann kommt das Schlimmste von allem, das mich panisch aufschreien lässt. Ich sehe die riesige Nacktschnecke, die stets in meinen Albträumen auftauchte, als ich noch klein war, und mich zitternd aufwachen ließ. Sie stößt ein leises, verräterisches Kichern aus. Es ist diese Art Kichern, die man hört, wenn man von jemand einen Streich gespielt bekommt, den man nicht versteht.
    »Das ist er «, zischt Faro mit zusammengebissenen Zähnen. Das ist immer nur er. Er kann verschiedene Gestalt annehmen.«
    Die Gestalten schwirren um uns herum, bis uns schwindelig wird.
    »Sie sind nicht echt«, sagt Conor und verstärkt seinen Griff um mein Handgelenk. Fast beschwörerisch fügt er hinzu: »Sie können uns nichts anhaben, Saph. Schau mich an, nicht sie.«
    Ich tue, was er sagt, und obwohl ich die Reflektion meiner Angst in seinen Augen sehe, fühle ich mich ein bisschen ruhiger. Wir drei sind zusammen. Wir haben einander. Der Krake mag so oft seine Gestalt verändern, wie er will, er bleibt immer derselbe. Und als ich Conors Gesicht betrachte, sehe ich noch etwas anderes. Es ist der Talisman, der um seinen Hals hängt. Vielleicht war es der Talisman, der ihm geholfen hat, in die Tiefe vorzudringen. Vielleicht hat sich damit seine Kraft erschöpft … vielleicht ist er aber auch zu mehr in der Lage. Für einen Moment glaube ich, im Licht des Kraken die Gesichtszüge der Figur zu erkennen.
    »Conor, schau, dein Talisman.«
    Seine Hand wandert automatisch zu der Figur. Seine Finger schließen sich um den Talisman. Als er die Hand wieder öffnet, sehe ich, dass Conor die ganze Zeit recht gehabt hat. Er hat von Anfang an gesehen, was ich erst jetzt erkenne. Die Figur hat Conors Gesicht, obwohl sie einen Mer darstellt. Ich weiß nicht, was das bedeutet,

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