Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
Vom Netzwerk:
doch kennen, denke ich. Aber sie kennen ihn als einen der ihren. Als Mer. Sie haben keine Vorstellung von seinem früheren Leben oder was das für uns bedeutet.
    Conor schwimmt zu mir. »Wir bitten nicht darum, dass unser Vater aus Indigo freigelassen wird«, sagt er. »Wir wollen nur, dass er sich frei entscheiden kann, ob er Indigo verlässt oder nicht.«
    Immer noch ist es still. Doch ist dies eher ein Zeichen der Verblüffung als der Ablehnung. Schließlich meldet sich eine Stimme aus der Menge: »Aber warum sollte irgendjemand Indigo verlassen wollen?«
    Zustimmendes Gemurmel ist zu hören. Sogar Faro nickt bedächtig, scheint das jedoch selbst nicht zu bemerken. Saldowr hebt eine Hand. »Es ist wahr, dass ich diesen Kindern ein Versprechen gegeben habe«, sagt er. »Sie haben ihren Teil unserer … Verabredung eingehalten, darum will ich jetzt auch meinen einhalten. Dein Vater wird frei wählen können, Sapphire, so wie jeder von uns eines Tages seine Entscheidung treffen muss. Doch nicht jetzt, sondern erst, wenn die Zeit reif ist. Indigo aufzusuchen oder zu verlassen ist nicht so einfach, als würde man bei euch eine Tür öffnen oder schließen.«
    Die Mer schauen sich fragend an. Was sie hören, gefällt ihnen nicht, doch der Respekt vor Saldowr lässt sie die Ruhe bewahren. Manche grummeln still vor sich hin: »Tür? Was meint er mit Tür ? In Indigo hat es noch nie Türen gegeben, und wir wollen auch in Zukunft keine haben.«
    Aber das kümmert mich nicht. Saldowrs Worte. Immer wieder gehen mir Saldowrs Worte durch den Kopf. Dein Vater wird frei wählen können.
    Conor und ich tauschen rasche Blicke. Er zwinkert mir unauffällig zu.
    Aber wir haben Ervys vergessen. »Wie ich sehe«, sagt er mit schneidender Stimme, »entscheiden jetzt schon Menschenkinder über die Gesetze von Indigo. Wie sind sie zu dieser Macht gekommen?«
    Saldowr weigert sich, zornig zu werden. »Diese Kinder haben sich große Verdienste um Indigo erworben, Ervys«, antwortet er mit ruhiger Stimme. »Ohne sie würde der Krake immer noch drohen, uns zu vernichten. Deshalb bezeugen wir ihnen unsere Dankbarkeit.«
    »Willst du mir etwa erzählen, dass unsere Leute dank deiner weisen Führung nun von diesen Kreaturen abhängig sind? Sie sind keine Mer. An unserem Leben nehmen sie nicht teil und werden das auch niemals tun. Die sind doch nur darauf aus, uns mit ihrer ›heroischen‹ Tat erpressen zu können. Und vielleicht kannst du uns bei dieser Gelegenheit auch gleich verraten, Saldowr, warum du ausgerechnet diesen Jungen, der kein reines Mer-Blut besitzt, zu deinem skolhyk und holyer gemacht hast.«
    Faros Gesicht verzerrt sich vor Wut. Er wirft sich nach vorn und weicht Saldowrs Arm aus, der ihn aufhalten soll.
    »Faro«, sagt Saldowr mit gemessener Stimme. »Diese Worte sind es nicht wert, auch nur darüber nachzudenken. Du hast vor allen Mer deine Tapferkeit bewiesen.« Sein Blick schweift über die Menge. »Wer von euch hat sich persönlich dem Kraken entgegengestellt?«, fragt er mit donnernder Stimme.
    Leises Murmeln ist zu hören, doch Ervys scheint völlig unbeeindruckt zu sein. Mit verschränkten Armen starrt er Saldowr unverwandt an.
    »Du bist mein scolhyk und mein holyer «, sagt Saldowr leise, nur an Faro gewandt. »Denke daran, was ich dir beigebracht habe.«
    »Du hast ihm beigebracht, Privilegien in Anspruch zu nehmen, die ihm nicht zustehen«, knurrt Ervys herausfordernd.
    Doch zu meinem Erstaunen geht Saldowr darauf nicht ein. Außerdem sorgt er dafür, dass Faro sich zurückhält. Faro würde nichts lieber tun, als Ervys anzugreifen, doch obwohl Saldowr Faro nicht anrührt, scheint er ihn in einem eisernen Griff zu haben.
    »Er sollte Ervys noch mal in den Spiegel schauen lassen«, murmelt mir Conor ins Ohr.
    Aber der Spiegel ist in der Tiefe versunken. Mein Gesicht ist unbewegt. Ich kann nicht so kühn sein wie Conor. Außerdem habe ich wirklich Angst vor Ervys, riesige Angst.
    »Ervys«, sagt Saldowr gleichmütig. »Mit deinem Verhalten zeigst du, dass du die ganze Situation missverstehst. Du beleidigst Faro. Aber dir scheint nicht klar zu sein, dass ich meinen Sohn auf die Zukunft vorbereite. Mit der Vergangenheit hat das nichts zu tun.«
    »Deinen Sohn? Wie kannst du es wagen, Saldowr, ihn vor uns allen deinen Sohn zu nennen?«
    »Ja, er ist mein Sohn«, wiederholt Saldowr. Er winkt Faro zu sich heran und zieht ihn an seine Seite.
    Mit stolzgeschwellter Brust und kraftvoll geschwungener Schwanzflosse ist Faro

Weitere Kostenlose Bücher