Nixenjagd
fragte sie . »Ja. Meine Kollegen sind bei einer Tauchschule in Braunschweig fündig geworden. Vor vier Jahren hat dort ein gewisser Jost Römer einen Tauchkurs gemacht. Der Vater von Paul. « Petra stieß einen leisen Pfiff aus. »Also gab es zumindest eine n Taucher in der Familie. « »Und der kann es den anderen beigebracht haben«, ergänzt e Volker Baumann . »Gute Arbeit, Herr Kollege. « »Das war nicht ich allein, Frau Kollegin. « »Wie wollen wir weitermachen?«, fragte Petra, den leisen Spot t in seiner Stimme überhörend . »Meine Kollegen sind dabei, den damaligen Bekanntenkreis de r
Römers zu befragen. Ob jemand weiß, wann und wo der Vater tauchen war, ob die Kinder mal dabei waren.« »Die Ferienreisen der Familie dürfen wir nicht vergessen«, sagte Petra, die sich daran erinnerte, was Oliver Thate im Schwimmbad erzählt hatte. »Viele tauchen nur im Urlaub.« »Stimmt. Und sonst?«, fragte Volker Baumann. »Heute Morgen hatte unser Chef den Anwalt der Römers am Telefon. He was not amused. Er faselte was von einer Dienstaufsichtsbeschwerde.« »Wegen des Zeitungsartikels?« »Ja. Lamprecht hat in aller Unschuld sehr bedauert, dass es offenbar irgendwo eine undichte Stelle innerhalb der Kripo oder der Staatsanwaltschaft gibt. Es würde ihm außerordentlich leid tun, und so weiter.« »Ja, so eine Indiskretion kommt leider immer wieder vor«, sagte Baumann und man hörte seiner Stimme an, dass er dabei grinste. »Wann sehen wir uns wieder?« »Lassen Sie uns nächste Woche über diese Sache reden«, sagte Petra und warf einen Seitenblick auf Daniel Rosenkranz, der scheinbar sehr konzentriert in einer Akte blätterte, dessen Ohren aber die Größe von Rhabarberblättern angenommen hatten. »Einverstanden«, sagte Volker Baumann. »Das klingt doch gut.« »Ihnen auch einen schönen Tag«, sagte Petra und legte auf. Was, zum Teufel, hatte jetzt dieses dämliche Herzklopfen zu bedeuten? »Na? Fortschritte?«, erkundigte sich Daniel. »Paul Römers Vater hat einen Tauchkurs gemacht.« »Ah. Mir war so, als hätte ich zwischen den Zeilen eurer Unterhaltung so einen konspirativen Unterton herausgehört.« »Wahrscheinlich hörst du auch das Gras wachsen.«
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Franziska holte Staubsauger, Putzeimer und Lappen. Drei Stunden lang säuberte sie ihr Zimmer so gründlich wie ein Verbrecher, der alle Spuren am Tatort entfernen will. Ihre Mutter, die zwischenzeitlich nach Hause gekommen war, registrierte das außergewöhnliche Tun ihrer Tochter mit Befremden. Als die Putzaktion beendet war, fiel Franziska wieder ein, dass sie ihre Hausarbeit über Das Parfum noch fertigmachen musste. Stramme fünfzig Seiten hatte sie während der öden Ferienwochen geschrieben, sodass sie sie jetzt nur noch formatieren und ausdrucken musste. Sie rief das Verzeichnis »Schule« auf. Sekunden später wurde ihr heiß. Die Datei Hausarbeit–Parfum war weg. Auch die Suchfunktion brachte kein Ergebnis. Sie zog die linke Schublade auf. Sie hatte eine Sicherungsdiskette angelegt. Hastig blätterte sie die Disketten in der Plastikbox durch. Sie atmete auf. Gott sei Dank, da war sie ja. »Daran hast du wohl nicht gedacht, was?«, murmelte Franziska, während sie die Diskette ins Laufwerk schob. Franziska öffnete die Datei.
Ha! Ha! Ha!
Sonst stand da nichts. Franziska schluchzte auf. »Verdammt! Was hab ich dir getan?«, schrie sie verzweifelt. Das alles würde ihr Frau Holze-Stöcklein niemals glauben. Und die Sache war auch viel zu kompliziert und unglaubwürdig, um sie ihr zu erzählen. Die einzige Möglichkeit war, ihre Lehrerin zu belügen und einen Crash der Festplatte zu erfinden. Aber natürlich würde Frau Holze-Stöcklein fragen, warum Franziska keine Sicherungskopie erstellt hatte. Sie würde ihr eine Sechs geben müssen. Ansonsten würden in Zukunft dutzendweise säumige Schüler mit ähnlichen Geschichten daherkommen.
Anscheinend war jemand wirklich daran interessiert, sie i n Schwierigkeiten zu bringen. Entnervt ließ Franziska ihren Tränen freien Lauf. Vor lauter Heulen bemerkte sie nicht, wie ihr e Mutter ins Zimmer getreten war . Erst als eine Hand ihr Haar berührte, fuhr sie erschrocken hoch . »Ich wollte dich nicht erschrecken. « »Was wolltest du dann?«, fragte Franziska und wandte ihr verschwollenes Gesicht ab . »Es tut mir leid, ich wollte heute Morgen nicht mir dir streiten . Aber wir machen uns Sorgen. « So ganz unrecht hatten sie ja nicht, musste Franziska ihre r Mutter zugestehen. Wenn sie erst von
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