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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mit demselben Käse. Dann schwebte die Goldwespe Chrysis wieder davon. Nun wurde es richtig interessant: die heißersehnte Wahl der „Miß Müll“! Der Pseudo-Astruc neben mir meinte allerdings, daß die Entscheidung heute abend noch nicht fallen würde. Kannte sich anscheinend sehr gut hier aus. Die Attraktion erwies sich als ein gutes Geschäft. Also verlängerten die Veranstalter einfach das Vergnügen. Trick-GmbH & Co.
    Alle Lichter gingen mit einem klagvollen Beckenschlag aus. Genau in dem Augenblick richtete ein Scheinwerfer sein Lichtbündel durch den teuflischen Tanz des bläulichen Zigaretten-und Pfeifenqualms auf zwei aneinandergestellte leere Tische neben der Jazzkapelle.

    ... Leer war es nicht, das Zimmer 42 im Diderot-Hôtel. Immer noch ruhte Charlie Mac Gree dort, mit baumelndem Arm, aber sicher ohne den Revolver. Der lange Arm — der des Gesetzes — war stehenden Fußes wie die Feuerwehr hingeeilt und hatte bestimmt nasse Spuren hinterlassen. Der Uniformierte, der die Totenwache halten mußte, durfte rauchen, um den Gestank zu vertreiben. Vielleicht hatte er auch das Fenster geöffnet...

    Alles tobte vor Freude. Von irgendwoher kamen drei Mädchen zum Vorschein, sprangen auf die Tische und posierten im Blitzlich der Fotografen.

    ... Charlie Mac Gee war kein gewöhnlicher Gangster gewesen. Auch kein Wilder. Kultiviert. Sehr kultiviert sogar. Die Mannschaft vom Quai des Orfèvres würde bald anrücken und mit ihr der ganze Haufen vom Erkennungsdienst. Eine ruhige Kugel für Florimond Faroux, den Kommissar der Kripo.

    Die drei Grazien waren sehr eigenwillig fertiggemacht. Porreestangen, Rüben, Möhren und anderes Gemüse, nicht gerade frisch, ersetzten die Bananendiät von Josephine Baker. Die Arm- und Stirnreifen der Kandidatinnen für den begehrten Titel bestanden aus leeren Konservenbüchsen. Der Kerl im Unterhemd tauchte wieder aus der Menge auf und stellte sich neben das Trio.
    „Drei prachtvolle Mädchen von fataler Schönheit. Drei“, kreischte er. „Gestatten Sie, daß ich sie Ihnen vorstelle. Notieren Sie bitte die Namen... Rechts von mir: Mirey Schrumm-Schrumm...“
    „Aufhörn!“ Das war wieder der Besoffene von eben.

    ... Vielleicht war er schon in der Morgue , Charlie Mac Gee, nackt wie ein Wurm im Kühlfach, geschützt vor der Affenhitze...

    „Links von mir: Dinah Fifty...“
    „Weg mit der Schlampe! So was woll’n wir nicht!“ protestierte die Mehrzahl der Kellergäste.
    „Und vor mir... vor mir...“ versuchte sich der Marktschreier durchzusetzen und packte die Hübscheste von allen, mit üppigem goldblondem Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel. Für den Fall, daß sie ihm weglaufen wollte, preßte er sie fest an sich.
    „Taxi... Ganz einfach Taxi.“
    Dieser Ausdruck gefiel ihm wohl besonders gut. Anhaltender Beifall. Die blonde Taxi war bleich wie ein weißes Laken. Ein richtiger Zuchtchampignon aus dem Hause Cave-Bleue. Sie verneigte sich und wär dabei beinahe vom Tisch gefallen. Der Schreihals räusperte sich.
    „Und jetzt hat die Jury das Wort.“
    Mit einem Mal war es still.
    „Die Jury, verdammt nochmal! Wo ist die Jury?“ Der Junge erstickte fast vor Zorn.
    „Die Jury ist nicht da“, stellte jemand fest.
    „Die Jurymitglieder sind blau wie die Veilchen“, posaunte ein andrer.
    „Juri hat Durst“, witzelte ein Zuschauer mit russischem Akzent.
    „Blau oder nicht, die Jury muß sich beraten!“ Das Unterhemd schrie sich langsam heiser. „Her mit den Scheißkerlen!“
    Der Kollege von Germain Saint-Germain, Grindel, Brandwell oder Maxwell, stieg auf einen Stuhl und breitete die Arme aus, so als wollte er die Anwesenden segnen.
    „Die Jury“, brüllte er, „ist unfähig. Ihr fehlt alles, einschließlich Kaltblütigkeit. Hören wir auf die voxpopuli.“
    „Vox populi, vox populi“ , schrie die Menge, als rief sie damit einen Mieter dieses Namens aus der Nachbarschaft.
    „Gut, also die Stimme des Volkes“, stimmte der Ansager zu. „Also los, liebe Leute, wen wollt ihr?“
    „Taxi!“ kam es aus gleichzeitig zweihundert Kehlen. Dinah Dings und Mirey Bums wurden wie Abfall weggeworfen. Einigermaßen paradox, bedenkt man das Motto der Veranstaltung. Aber bei diesen Intellektuellen muß man auf alles gefaßt sein. Die blonde, durchscheinende Taxi blieb jedenfalls alleine mit ihrem Gemüsezeug auf dem Podest. Sah aus, als hätte sie sich ordentlich Mut angetrunken. Der Junge im schweißtriefenden Unterhemd umarmte die Gewinnerin. Dann brüllte er

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