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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nicht rausschmeiße.“
    Ich stand direkt im Zimmer. Einen Korridor gab es nicht. Das weitgeöffnete Fenster ging auf den Innenhof. Hinten verbarg ein Vorhang, der bei der letzten Wäsche eingelaufen war, nur schlecht eine saubere Kochnische.
    Kein Laut drang vom Innenhof herauf. Fünftagewoche in der Kunsttischlerei. Oben hörte man nur noch ganz schwach den Schreihals, dem vor Wut die Luft wegblieb. Kein Radio. Diese alten Häuser haben dicke Wände und Decken.
    Ich schloß hinter mir die Tür. Lebailly beobachtete mich aus den Augenwinkeln. Ich schenkte ihm mein gewinnendes Lächeln.
    „Nur drei Minuten, und der Teufel weiß warum? Den Spruch kenne ich. Hab ihn im Kino gehört oder in einem Kriminalroman gelesen. So schnauzt der Gangsterboß den ungebetenen Besucher an. Meistens im zweiten Kapitel, nie später.“
    „Ich les ‘ne Menge von dem Zeug“, gab er achselzuckend zu. „Da bleibt was hängen. Bin nicht lange zur Schule gegangen. Schnapp überall was auf, zum Unterhalten...“
    „Ich mach dir doch gar keinen Vorwurf...“
    Das Zimmer war zwar alles andere als luxuriös, aber hübsch eingerichtet. Man konnte deutlich merken, daß eine Frau im Hause war. Auf einer Leine am Fenster trocknete ein Slip mit Spitzen. Wahrscheinlich trug Lebailly so was nicht. Über dem Bett lag eine gewürfelte Decke. Auf dem Tisch stapelten sich Zeitungen. Ein Querschnitt durch alle politischen Meinungen. Daneben eine gesprungene Vase mit einem billigen Strauß Feldblumen.
    „...Ich mach dir keinen Vorwurf“, nahm ich den Faden wieder auf, „aber wenn du schlechtverdaute Worte von Romanfiguren widerkäuen willst, können wir gleich als Dialogschreiber zum Film gehen.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „’tschuldigung. Ich kapier nichts.“
    „Macht nichts. Bin gekommen, um dir einiges klarzumachen. Fragst du mich gar nicht, wer ich bin? Wär ein guter Einstieg.“ Er lachte:
    „Nicht nötig. Bul... äh... Inspektor, hm?“
    „Sag ruhig Flic oder Bulle. Die Namen sind bekannt.“
    „Also wirklich! Kasperltheater gibt’s etwas weiter. Im Luxembourg. Sie könnten ‘ne Sondervorstellung geben. Verdammt nochmal! So einen hab ich auch noch nie gesehen, so’n Flic.“
    „Bin ja auch kein richtiger.“
    Er sah mich mit seinen großen blauen Augen erstaunt an. „Ach nein? Und was sind Sie dann?“
    „Privatdetektiv. Du siehst, brauchst dich nicht umzustellen.“
    „Name?“
    „Philip Marlowe, Hercule Poirot oder Nestor Burma. Kannst dir was aussuchen.“
    „Hau bloß ab“, fauchte er jetzt. „Die drei Minuten sind um. Hab aber auch ein Glück! Erst löchern mich die richtigen Flics. Jetzt mischen sich noch die Privaten ein... Du kannst verduften, mein Lieber.“
    „Ohne meine Fragen zu stellen?“
    „Hab dir sowieso schon zuviele Antworten gegeben. Hab die Schnauze voll.“
    „Und vom Geld, hast du davon auch die Schnauze voll? Du bist ohne Arbeit, Lebailly, vergiß das nicht! Etwas Kleingeld kann man immer gut gebrauchen.“
    Er sah mich von der Seite an.
    „Klar, da halt ich wohl die Hand auf
    Er angelte eine Gitane aus einem Päckchen, zündete sie an.
    „...Was muß ich liefern, damit du was reinlegst?“
    „Antworten. Und da du schon ‘ne Menge gegeben hast, bist du’s ja gewöhnt. Wird dir nicht zu schwer fallen... Darf ich mich setzen?“
    Ich zog einen Stuhl zu mir ran. Das Buch, das auf dem Sitz gelegen hatte, fiel auf den Boden. Ich hob es auf. Der Kopf eines Mannes, von Georges Simenon. Ich legte es auf den Tisch und setzte mich.
    „Du hattest also Dienst im Diderot-Hôtel, als der Schwarze umgelegt wurde, neulich nachts...“
    Er hob die Hand.
    „Moment, Alter“, unterbrach er mich. „Bevor du weitermachst, möcht ich trotzdem erst wissen, mit wem ich’s zu tun habe...“
    Der Zigarettenrauch kam im Rhythmus der Worte aus seinem Mund.
    „...Privatschnüffler oder nicht, beweis mir das erst mal.“
    Ich hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase, der mir erlaubte, jedem bis zu einem gewissen Grad auf den Wecker zu fallen. Lebailly schien zufrieden.
    „Nestor Burma“, las er laut. „Privatdetektiv. Na schön.“
    Er setzte sich aufs Bett. Zwischen uns stand der Tisch mit den Zeitungen, dem Blumenstrauß und dem Maigret. Ich startete den zweiten Versuch.
    „Also, du hattest Dienst. Du hast einen Verdächtigen rein- und rausgehen sehen.“
    Ich machte eine Pause.
    Er zuckte nicht mit der Wimper. Nahm seine Kippe und warf sie aus dem Fenster, treffsicher und gekonnt. Genau zwischen Fensterbank

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