Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
nmp06

nmp06

Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
Schlaf! Stell dir vor: ich schlaf mit einem Mädchen... das ist doch erlaubt, oder? Hast du auch nichts dagegen?“
    „Weiter!“
    „Ich schlaf also mit einem Mädchen, dem diese Wohnung hier gehört. Wir schlafen zwar schon ‘ne Weile zusammen, aber gelebt haben wir bisher nicht zusammen. Jetzt tun wir’s. Nur hab ich meine Bude in der Rue de Pont-de-Lodi noch nicht aufgegeben, weil... man kann nie wissen . Vielleicht brauch ich sie noch. Könnte sie inzwischen weitervermieten. Na ja, ‘n Haufen Zeugs, was?“
    „Ja, ja. Du hast deine Wohnung behalten, wohnst aber nicht mehr da.“
    „Richtig. Weil ich nämlich jetzt hier wohne.“
    „Raffiniert.“
    „Möchte wissen, was daran raffiniert ist.“
    „Im Ernst? Aber, alter Freund! Du verziehst dich aus der Rue du Pont-de-Lodi, ohne dich zu verziehen, und ziehst dich damit prima aus der Affäre. Wenn dich jetzt die Flics wieder vornehmen wollen, werden sie dich nicht finden. Wenigstens nicht sofort. In der Zwischenzeit kannst du dir was einfallen lassen, falls nötig. Und wenn sie dich dann finden, kannst du immer noch den Naiven spielen. ,Ich hab mich doch nicht versteckt“, wirst du sagen.“
    Er explodierte:
    „Aber ich versteck mich auch nicht, verdammt nochmal! Du bist noch verrückter, als ich dachte. Ich versteck mich ganz und gar nicht.“
    „Das meinte ich ja! Du versteckst dich nicht, und versteckst dich doch. Hast bestimmt was zu verstecken.“
    Er seufzte:
    „Hör mal, hau ab! Wär besser.“
    „Wiedersehn. Bis bald.“
    „Bis bald? Wieso?“
    „Ich laß nicht locker. Irgendwann wirst du müde.“
    Er zuckte die Achseln, offensichtlich erschöpft.
    „Hast mich schon müde genug gemacht.“
    Er öffnete die Tür. Ich ging hinaus. Er warf die Tür hinter mir zu.
    Ich war inzwischen auch müde. Hoffentlich hatte ich ihm wenigstens Angst gemacht... falls er Gründe hatte, Angst zu kriegen. Vielleicht färbte das Viertel auf ihn ab. Vielleicht spiegelte sich auf seinem Gesicht seine Lektüre wider, oder er spielte sich selbst was vor, völlig ohne Risiko. Jedenfalls hatte ich nichts rausgekriegt. Nächstes Mal würde ich mehr Glück haben... wenn es überhaupt ein nächstes Mal gab und ich den Fall noch in der Hand hatte. Das würde sich ja nächsten Montag zeigen. Im Moment verspürte ich ein dringendes Bedürfnis nach Schatten, Ruhe und Grün.
    Freunde von mir hatten das alles zu bieten. Sie besaßen ein Landhaus an einem Flußufer. Sie luden Hélène und mich fürs Wochenende ein. Sympathische Leute, angenehm im Umgang. Eine gelungene Abwechslung zu den Hornochsen, mit denen ich beruflich zu tun habe. Erst Montag gegen Mittag kamen wir wieder zurück nach Paris.

6.

Traurige Augen wie ein Witwer

    Zu Hause warteten zwei ausgewachsene, hübsch anzusehene Rechnungen auf mich. Lagen wohl schon seit Samstag im Briefkasten auf der Lauer. Über Sonntag waren sie dann noch dicker geworden. Rechnungen können so hinterhältig sein! Eine war zartrosa wie ein heißgeliebter Lippenstift, die andre zartbleu wie ein Frühlingskleid. Beide unwiderstehlich. Die Gläubiger lassen sich ‘ne Menge einfallen, nur damit wir schwach werden.
    Ich legte die Rechnungen auf die Schreibunterlage, weit auseinander, daß sie sich nicht noch vermehren konnten. Und schon wieder läutete das Telefon.
    „Hier Nestor Burma“, meldete ich mich.
    „Endlich...“
    Monsieur Grandier.
    „Versuch schon seit Samstag, Sie zu erreichen.“
    „Weekend “, bemerkte ich knapp. „Gibt’s was Neues?“
    „Darüber wollte ich mit Ihnen reden.“
    „Gerne. Wann?“
    „Wenn Sie mal ‘n Augenblick Zeit haben.“
    Hörte sich nicht mehr sehr eilig an.
    ,Je eher, desto besser“, meinten die Rechnungen.
    „Je eher, desto besser“, sagte ich.
    „Ja, finde ich auch. Besser, man erledigt alles sofort.“
    „Eben. Sind Sie zu Hause?“
    „Ja.“
    „Ich komme sofort.“

    * * *

    „Roland Gilles hat mich angerufen“, informierte mich der Versicherungsmensch, nachdem wir uns begrüßt hatten.
    In große Begeisterung schien ihn das nicht zu versetzen.
    „Und? Hat er Mac Gee nun umgebracht oder nicht?“ fragte ich.
    „Hat er mir nicht verraten. Er drückte sich sehr vorsichtig aus, wie nicht anders zu erwarten. Aber ich glaube, auch mit weniger Vorsicht würde er sich vor einem solchen Geständnis hüten, meinen Sie nicht auch?“
    „Sicher. Und weiter?“
    „Wir müssen uns wohl noch eine Weile gedulden. Nur ein unvorhergesehener Zwischenfall. Es ist noch nichts verloren.

Weitere Kostenlose Bücher