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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ausgebreitet die neueste Ausgabe der Zeitung, die Saint-Germain mir schon gezeigt hatte. Erster Preis auf dem Festival von Toledano für die beste weibliche Hauptrolle. Neben der Zeitung lag noch allerhand auf dem Tisch: Briefe, Zeitungsausschnitte, Fotos verschiedenen Formats. Auf den älteren Fotos waren Suzy und Tintin zusammen zu sehen.
    „Schöne Sammlung“, stellte ich fest. „Soll ich dir ‘n Hammer besorgen?“
    „Jeder gestaltet sein Leben so, wie er’s für richtig hält“, wiederholte er nochmal. „Ja, eine schöne Sammlung. Hab’s mir gerade zum letzten Mal angesehen, als du reinkamst. Ich glaub, ich werd das ganze Zeug verbrennen. Steckt ‘ne Menge Geld drin, aber ich werd’s wohl verbrennen.“
    „Geld?“
    Diese Suzy schlug ihm wirklich aufs Gemüt. Geld, in diesen albernen Reliquien? Wog noch nicht mal ‘n Schiß.
    „Ich weiß, wovon ich rede“, sagte Tintin.
    „Ich weiß vor allem, daß du immer tiefer sinkst, während sie immer höher steigt... du zwingst dich direkt dazu. Wie ‘ne Seilbahn.“
    Er spuckte die Kippe aus.
    „Komm mir nicht auch noch damit! Hab die Schnauze voll von Analytikern.“
    „Das war keine Analyse. Nur die Feststellung von Tatsachen. Ein Jammer, wie du das Drama von Mama Cadum spielst, nur umgekehrt.“
    „Mama Cadum?“
    „Kennst du die Geschichte nicht? Der kleine Cadum, der für die berühmten Plakate Modell gestanden hatte, war gestorben. Angeblich soll seine Mutter seitdem nie mehr ihre Wohnung verlassen haben. Und überall lagen die Fotos des Kleinen. Du dagegen mußt dein Zimmer verlassen. Unbedingt... Ach, ist mir doch scheißegal. Jeder gestaltet sein Leben... verdammt nochmal, jetzt reicht’s! Scheint ja ein toller Satz zu sein, daß wir uns den immer wieder vorsagen...“
    „Ja, toll“, stimmte er mir zu.
    Er öffnete die Tischschublade und warf seinen sentimentalen Quatsch hinein. Dann wechselte er das Thema:
    „Du wolltest mich was fragen? Was denn?“
    „Ich soll Taxi nach Hause holen, die frischgebackene Miß Müll. Ihre Tante weint sich die Augen aus. Taxi ist von zu Hause abgehaun...“
    Ich ging zum Fenster, warf einen Blick nach draußen. Dann drehte ich mich wieder zu Tintin um. Er saß auf dem Bett. Ich berührte mit meinem Fuß die Jacke, die immer noch auf dem Boden lag. Der Papierkorb darunter beulte sie aus, so daß man unwillkürlich an einen menschlichen Rumpf denken mußte. Sehr unangenehm.
    „...Bergougnoux-Saint-Germain, der Schriftsteller...“ begann ich zu erklären.
    „Diese Drecksau“, warf Tintin ein.
    „...hat mir erzählt, daß du mal ihr Geliebter warst und...“
    Er lacht schallend.
    „So, hat er das erzählt? Was soll ich gewesen sein? Ich kenne Taxi, stimmt. Aber ich hab nie mit ihr geschlafen. Jetzt erfindet er also schon Geschichten?“ Wieder lachte er laut auf. „...Der schreibt noch ‘n Buch drüber!“
    „Du kennst Taxi also. Gut. Weißt du zufällig, wo sie rumhängt? Keine Idee, wo ich sie aufgabeln könnte? Saint-Germain konnte mir nicht weiterhelfen. Er war allerdings leicht weggetreten... Also, du hast sie nicht gesehen, so gestern oder vorgestern, auf der Suche nach einem warmen Plätzchen?“
    „Sie ist bestimmt bei ihren dreckigen Negern.“
    „Ihren dreckigen Negern?“
    Sein Gesichtsausdruck wurde hart.
    „Hab mich verändert, was? Nicht wiederzuerkennen. Früher hab ich nicht so geredet, hm? Was soll’s? Man verändert sich. Neger mag ich nicht mehr. Ein Farbiger von Martinique hat mir Suzy weggeschnappt. Und seitdem... bin ‘n richtiger Rassist geworden.“
    Ich lächelte ihn an.
    „Sag mal: Im Diderot-Hôtel ist neulich einer umgebracht worden. Das warst du doch hoffentlich nicht?“
    Er sah mich seltsam an.
    „Hm... Monsieur Flic, was? Interessierst du dich für die Geschichte?“
    „Ich les hin und wieder mal Zeitung.“
    „Nein, ich hab Charlie Mac Gee nicht um die Ecke gebracht.“
    „Schön. Also, Taxi und ihre Neger... Hat sie ‘ne Schwäche für Neger?“
    Er hob die Hand.
    „Hab ich nicht gesagt. Aber ich hab sie neulich mit Mickey gesehen, in der Rue Dauphine. Mickey mit dem gelben Veilchen.“
    „Wer ist das denn? ... Hör mal, wenn du auch einen so wenig stilvollen Kleiderhaken hast, brauchst du deine Jacke trotzdem nicht so rumliegen zu lassen
    Ich bückte mich und nahm das gute Stück, wobei ich das Ding befühlen konnte. Das schwere, harte Ding, das eben so geräuschvoll auf den Boden gefallen war. Hatte ich’s mir doch gedacht! Kommentarlos reichte ich

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