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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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abklappern. Und hinterher noch unseren Freund Martin Burnet.“
    „Tintin? Warum den?“
    „Warum nicht? Den oder irgendeinen andern. Er hat mit ihr geschlafen. Da bin ich ganz sicher. Weil... Ich habe eben von der keuschen Jugend gesprochen. Tintin ist genau das Gegenteil. Er schläft mit jeder. Manchmal sogar mit Filmstars.“
    „Aber bevor sie berühmt sind“, präzisierte ich. „Suzy Desmoulins war völlig unbekannt, als er’s mit ihr hatte.“
    „Aber jetzt ist sie berühmt. Haben Sie gelesen? Sie hat schon wieder irgendeine Palme gewonnen.“
    Er nahm eine Zeitung vom Sofa und las laut vor:
    „Erster Preis in Toledano für die beste weibliche Hauptrolle... Also wirklich, die Preise werden nur noch für sie gemacht.“
    Er zuckte die Achseln, warf die Zeitung wieder zu den andern. „Tja. Werd jetzt mal gehen“, sagte ich. „Vielleicht besuch ich tatsächlich Tintin. Den oder irgendeinen andern. Wie Sie schon so richtig sagten... Wissen Sie vielleicht so ungefähr, wo ich ihn finden kann?“
    „Nach dem, was ich zuletzt gehört habe, wohnt er im Texas-Hötel, Rue de Seine. Aber ich garantiere für nichts.“
    „Also dann: auf Wiedersehen.“
    Er brachte mich zur Tür.
    „Sie müssen mich entschuldigen“, sagte er nochmal.
    Sein Pyjama war zerknittert, genauso wie sein Gesicht. Seine Zähne waren zwar strahlend weiß, aber für frischen Atem hätte er noch was tun müssen...

11 .

Miß Müll taucht wieder auf

    Das Texas-Hotel erinnerte nur von weitem ans Lutétia. Von sehr weitem. Auch die ersten beiden Etagen konnten einen täuschen. Verhältnismäßig saubere Korridore mit einem ziemlich ordentlichen Läufer. In der dritten aber, dort wo mein alter Freund Tintin hauste, roch es höchst abenteuerlich. Unter anderem nach kaltem Tabak. Zimmer Nr. 33. Ich klopfte an.
    „Herein“, knurrte die Stimme von Martin.
    Er saß an einem kleinen Tisch, Zigarette im Hals. Auch er sah zerknittert aus. Lag wohl am Tag.
    „Salut, altes Haus“, begrüßte ich ihn.
    Er sah hoch, fluchte, sprang vom Stuhl auf, riß seine Jacke von einem Nagel und warf sie über den Tisch. Ich sollte offenbar nicht sehen, was er sich gerade angesehen hatte. Dann ergriff er meine Hand.
    „Burma!“ säuselte er hocherfreut. „Ich... Salut, salut! ... Ich dachte, es wär die Putzfrau. Alle Jubeljahre macht sie hier die Bude sauber... Aber setz dich doch“, fügte er hinzu und ließ endlich meine Hand los.
    Er bot mir einen Platz auf seinem Bett an. Ungemacht, ein heilloses Durcheinander. Wartete wohl auf das nächste Jubeljahr. Tintin rückte seinen Stuhl zwischen Tisch und Bett und setzte sich ebenfalls. Das Bett stöhnte unter meinem Gewicht. Eine hinterhältige Feder bohrte sich mir in den Hintern.
    Ich sah mich im Zimmer um.
    Dreckige Handtücher auf dem Waschbecken, ein paar Bücher auf einem Regal, an der Wand, mit Heftzwecken befestigt, eine Zeichnung von Tintin und ein Foto von Suzy Desmoulins, als sie noch nicht die Desmoulins war.
    Tintin lachte:
    „Da staunst du Bauklötze, was? Bist du hergekommen, um mein Zimmer zu bestaunen, Nestor?“
    Ich zuckte die Achseln.
    „Jeder gestaltet sein Leben so, wie er’s für richtig hält... Ich bin hergekommen, um dich was zu fragen.“
    „Bin ganz Ohr.“
    „Tja, also...“
    Ich zeigte auf die Jacke.
    „...Kannst du mir mal zeigen, was du darunter versteckst?“
    „Jeder gestaltet sein Leben so, wie er’s für richtig hält“, zitierte er mich lächelnd. „Was geht dich das wohl an?“
    Ich lächelte so freundlich wie möglich zurück.
    „Bin von Natur aus neugierig.“
    „Neugierig? Tja, hast eben ‘n neugierigen Beruf, hm?“
    „Aber, hör mal, Tintin! wir zwei waren doch mal Freunde. Haben wir das Versteckspiel nötig? Wenn du mir das nicht zeigst, stell ich mir noch wer weiß was vor.“
    „Meinetwegen kannst du dir vorstellen, was du willst.“
    Ich stand auf. Er auch. Tat so, als wollte er mir den Weg zum Tisch versperren. Dann aber sagte er mit bitterem Lächeln und dreckiger Stimme:
    „Guck’s dir nur an, da! Ich versteck nämlich Leichen. Wie deine Klienten.“
    Er riß die Jacke vom Tisch und pfefferte sie wütend in Richtung Waschbecken. Sie landete auf einem Papierkorb, dessen Aufgabenbereich in diesem schmutzstarrenden Zimmer nicht ganz klar war. Jedenfalls stand er da. Aus Gewohnheit. Aber durch den Schwung der Jacke kippte er um. Ein schwerer Gegenstand, wahrscheinlich in einer der Jackentaschen, fiel geräuschvoll zu Boden.
    Auf dem Tisch lag

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