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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Martin die Jacke. Er legte sie aufs Bett. „Also, wer ist dieser Mickey?“ fragte ich nochmal nach.
    „Ein Posaunist aus der alten Truppe von Big Shot Mosey... Ach ja! Da hat Mac Gee selig ja als drummer gespielt.“
    Ich lachte etwas nervös.
    „Für einen, der keine Neger mag... Glückwunsch! Du kennst alle mit Namen, Donnerwetter! Und kannst sie auch noch unterscheiden. Alle Achtung!“
    „Hab mich damals eben für Jazz interessiert. Jetzt find ich’s zum Kotzen. Mickey wiederzuerkennen, ist kein Kunststück. Mickey mit dem gelben Veilchen. Heißt so, weil er’s besonders chic findet, sich einen gelben Fetzen über sein totes Auge zu hängen. Diese Kerle, also wirklich!“
    Ich zuckte zurück.
    „Ein gelber Stoffetzen? Der ist doch jetzt Posaunist im Botte-Rouge\“
    „Genau. Kennst du ihn?“
    „Ich kenn den Jazzkeller.“
    „Na ja, da in der Gegend wirst du die Taxi bestimmt finden. Fast die ganze Gesellschaft vom Botte-Rouge wohnt in dem Haus neben dem Club. Gehört ihm. Dem Club.“
    „Danke. Hab gut dran getan, auf Saint-Germain zu hören und zu dir zu gehen. So’n schlechter Tip war das gar nicht. Nochmals vielen Dank, mein Lieber!“
    „Keine Ursache.“
    Er stand auf. Ich öffnete die Zimmertür. Wir gaben uns die Hand. Schlechte Aussichten für ein glückliches Wiedersehen.
    „Salut, Tintin“, sagte ich zu ihm. „Und hör endlich auf damit: Suzys Erfolg und dein Scheitern. Bei deinen düsteren Gedanken kocht dir noch das Hirn über! Und eins wirst du bestimmt hinkriegen: ‘ne Riesendummheit. An deiner Stelle würd ich erst mal den Revolver wegschmeißen!“

    * * *

    Der Autolärm vom Quai de Conti verhallte unter dem Torbogen zur Rue de Nevers. Eine ruhige, friedliche Straße wie aus einer vergangenen Zeit, menschenleer. Nur ein Hund schnupperte unten an der Tür des Club de la Botte-Rouge. Einer seiner Artgenossen hatte seine feuchte Spur hinterlassen. Als ich näherkam, zog er mit eingeklemmtem Schwanz ab, gewohnt, sich vor den Menschen in acht zu nehmen. Still und friedlich, nur gedämpfte Geräusche aus der Buchbinderei. Still, friedlich, heimelig trotz der abweisenden Häuserfassaden, hinter denen man sich kaum Menschen vorstellen konnte. Die Stille wurde plötzlich von schrillen Radioklängen zerrissen, die aber sofort wieder verstummten. Ein ruhiges Alltagsleben, still und friedlich.
    Eine Stelle, wo ich hätte Posten beziehen können, ohne gesehen zu werden, gab es hier nicht. Also mußte ich den Stier bei den Hörnern packen und in das Mietshaus mit den vielen möblierten Zimmern gehen. Elektrizität und Strom auf allen Etagen. Immer der Nase nach. Schon seltsam, daß Taxi mit Mickey gesehen worden war, dem Posaunisten aus dem Botte-Rouge (und höchstwahrscheinlich auch ein Freund von Charlie Mac Gee, mit dem er ja bei Big Shot Mosey zusammen gespielt hatte). Roland Gilles, der dicke Freund des verblichenen Schwarzen, hatte mich durch seine Streichhölzer ebenfalls in diese Straße gelockt. Das verlangte eine genauere Prüfung.
    Ich wagte mich also in den düsteren Hausflur. Die Kellertür unter der Treppe stand sperrangelweit auf. Eine schwache Birne beleuchtete die ausgetretene Kellertreppe. Von unten hörte ich Stimmengemurmel. Verstehen konnte ich nichts; aber einer von ihnen hatte einen heftigen schwarzen Akzent. Auch der Sprecher selbst war heftig. Hörte sich wirklich nicht zufrieden an. Die Stimmen kamen näher, stiegen wieder an die Oberfläche. Jemand fluchte. Sehr folkloristisch, auch das mit einem heftigen Akzent, aber nicht schwarz. Südfranzösisch, sehr deutlich.
    Es ist immer besser, viel zu sehen, ohne gesehen zu werden. Ich hielt in aller Eile nach einem Versteck Ausschau. Eine Abstellkammer bot sich an, voll mit Besen und Mülleimern. Na ja, Hauptsache, ich wurde nicht gesehen... Hören würde ich bestimmt alles, falls es was zu hören gab; aber mit dem Sehen war’s so’ne Sache. Die Kerle kamen hoch. Das Licht wurde ausgeknipst, die Tür zugezogen. Sie schabte über den Boden.
    „Scheiße... Scheiße“, schimpfte der Schwarze. „Hast uns da in schön Scheiße gessogen. Müssen loswerden, schnell wie möglich. Schön Scheiße. Hast dich nicht in Gewalt.“
    „Jetzt reicht’s aber“, sagte der andere, der mit dem südfranzösischen Akzent. „Wie lange quatscht du mir das jetzt schon vor? Reicht so langsam.“
    „Ja, so langsam reicht. Na ja, scheißegal. Ssiemlich. Heute abend ich hau ab. Nach so Sauerei ich hau ab!“
    „Sag mal, hast du gut

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