nmp06
abgeschlossen?“
„Ja, aber ich kann nicht ssweite Schloß oder Riegel vor.“
„Wird schon keiner nachsehen.“
„Hoffentlich.“
Noch ein paar Sätze, völlig unverständlich für den armen Nestor. Dann gingen sie auseinander. Der Schwarze stieg schimpfend die Treppe hinauf. Irgendwo im Haus wurde eine Tür zugeknallt. Ich trennte mich von meinen Besen und verließ das Haus. Weder unter dem Torbogen noch in Richtung Rue de Nesles war eine vertraute Gestalt — nämlich die von Roland Gilles — zu sehen. Ich hatte ihm eine zu lange Leine gelassen. Ohne Ergebnis strich ich noch ein wenig in der Gegend rum. Dann kaufte ich in der Rue Dauphine eine Taschenlampe und ging wieder zurück.
Mein Weg führte hinunter in den Keller. Niemand hinderte mich daran. Unten war es schmierig feucht. Früher hatte wohl zu jeder Wohnung ein Kellerraum gehört, wie allgemein üblich. Aber seitdem das Haus dem Club nebenan gehörte, diente der Keller beinahe ausschließlich dazu, den Kram für den Club aufzubewahren. Die Zwischenwände waren rausgebrochen worden, so daß mehrere Räume jetzt ein einziger großer Keller waren. Nur ein kleiner Raum war davon abgetrennt. Vielleicht war das der, den ich suchte. Ich richtete den Schein meiner Taschenlampe durch die Lattentür mit den vielen Spinnweben, konnte aber nichts Besonderes erkennen. Also untersuchte ich das Vorhängeschloß. Eine Haarnadel wäre spielend damit fertiggeworden. Kein Problem für meinen Spezial-Pfeifenreiniger. Ich ging hinein, schloß die Tür hinter mir und machte mich an die Kellerdurchsuchung.
Hinten links stand ein Flaschenständer mit leeren Flaschen. Neben einem Kohlehaufen wartete ein Stapel kaputter Stühle auf den Winter. Dann sah ich noch zwei ausrangierte Mülleimer, die von unbeschreiblichem Plunder überquollen. Offenbar sollten sie ihre Tage in scheinbarer Aktivität beschließen. Zwischen den Mülleimern lag ein Jutesack auf der gestampften Erde. Ziemlich prall gefüllt. Ich ging hin, stolperte über ein Stück Draht und fiel auf den Sack. Die Taschenlampe flog auf eine leere Flasche. Scherben. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich vergaß sogar zu fluchen. Bewegungslos lag ich auf dem Sack, wagte nicht zu atmen, biß die Zähne zusammen. Die Kehle war mir wie zugeschnürt. Hoffentlich hatte keiner was gehört. Ich hoffte und wünschte ‘ne ganze Menge. Nach einer Weile richtete ich mich auf, riß ein Streichholz an und machte mich auf die Suche nach der Taschenlampe. Sie lag mitten in den Glasscherben. Ich probierte sie aus. Sie funktionierte noch. Ich hängte sie an einen Haken, an dem schon ein Rad hing. Dann richtete ich den Lichtkegel aus und betastete den Sack. Ich konnte mich nicht recht entschließen. Aber dann holte ich mein Messer raus und schlitzte ihn auf.
Stillund friedlich, diese Rue de Nevers. Der Turm von Marguerite de Bourgogne. In einem Jutesack, wie Buridan. Zwischen zwei Mülleimern. Würdige Brautjungfern für Miß Müll. Taxi! Einsteigen!
Ihr hübsches Gesichtchen drückte unsägliches Leiden aus. Ihre langen blonden Haare waren blutverklebt. Sie war nicht erstochen worden, auch nicht mit Blei vollgepumpt. Sie hatte nur einen unglücklichen Schlag abgekriegt, neben mehreren anderen. Und da es nicht in Frage gekommen war, einen Arzt zu rufen, war sie an den Folgen gestorben. Sie bringen sie mir zurück, nicht wahr? Sie bringen sie mir schnell zurück. Ja, Mademoiselle Julie. Nestor Burma ist schnell, wenn er nicht grade langsam ist. Um dann solche Entdeckungen zu machen! Hätte viel dafür gegeben, wenn er jetzt auf der Terrasse des Flore säße und Pascal und Boubal dämliche Fragen stellen könnte. Aber nein, er mußte ja schnell...
Ich ging hinaus, machte Tür und Vorhängeschloß wieder ordentlich zu, ging nach oben, verließ das Haus. Niemand begegnete mir. Auf der Rue de Nevers herrschte Ruhe und Frieden. Wie aus einer vergangenen Zeit. Menschenleer. Der Autolärm vom Quai de Conti verhallte unter dem Torbogen.
12.
Der Keller des ersten Kummers
Ich verspürte ein riesiges Verlangen, alleine zu sein. Ich ging nach Hause, setzte mich in einen Sessel, zündete mir eine Pfeife an und stellte eine Flasche Panthermilch vor meine Nase. Davon wollte ich mir ordentlich was genehmigen. Heut abend ich hau ab, hatte der Schwarze gesagt. Sollte er ruhig abhauen. Aber wenn Roland Gilles merkte, daß jemand an dem grausigen Paket rumgefummelt hatte, würde er ebenfalls verduften. Im Augenblick...
Ich war nahe daran zu
Weitere Kostenlose Bücher