Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
nmp06

nmp06

Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
versprochen, mich zu beeilen. Und bei dem Geld, das sie mir zahlt, bin ich auch dran interessiert, mich zu beeilen. Ich weiß, daß das Mädchen in Ihren Kreisen... verkehrt. Also bin ich erst mal zu Ihnen gekommen. Hab das Gefühl, daß ich nur die Adresse von Rémy brauche. Finde ich ihn, finde ich sie.“
    „Hm...“
    Er schien nachzudenken. Wieder dieses nervöse Zucken am Augenlid.
    „...Tja. Kann sein. Obwohl... in dieser Clique weiß man nie, wer wen grade umlegt... oder ob sie zusammen schlafen oder nur Jazz hören. Hab ‘ne Menge Blödsinn über die Jugend von heute gelesen und gehört. Einmal ist sie so, ein andres Mal so, verdorben, unmoralisch... Alles dummes Zeug! Unsere Jugend ist keusch und züchtig, mein Lieber... schrecklich keusch.“
    „Eben! Gerade weil sie so übertrieben keusch ist, macht sie Scheiß. Und zwar großen Scheiß. Ist mir aber alles egal. Was ich wollte, ist nur die Adresse von Rémy. Haben Sie sie da?“
    Er stand auf, so als wäre ihm ganz plötzlich eine Idee gekommen, ging zum Schreibtisch, schnappte sich ein Blatt Papier, hielt einen Füller darüber, machte dann aber eine resignierte Geste und schmiß ihn hin, ohne ein Wort geschrieben zu haben.
    „Alles dummes Zeug“, brummte er, offensichtlich zur persönlichen Erbauung.
    „Sie wollten mir Rémys Adresse aufschreiben“, erinnerte ich ihn.
    Er sah mich abwesend an.
    „Rémys Adresse? ... Die hab ich nicht. Sie werden wohl durch die Bars ziehen müssen. Und das vielleicht völlig umsonst, falls Taxi gar nicht mehr in Paris ist. Rémy hab ich seit zwei oder drei Tagen nicht mehr gesehen...“
    Einige Bilder drängten sich mir auf. Ich sah Bergougnoux und den jungen Dichter an der Bar im Cave-Bleue stehen, zwei dicke Freunde. Dann am Ende der „Vorstellung“ hier in der Wohnung. Alle verschwanden, alle waren weg, Rémy blieb. Als einziger...
    „Schon kapiert“, sagte ich im Tonfall des Schnelldenkers. „Ich kenne seine Adresse. Rue Guynemer. Aber hier wohnt er nicht mehr. Abgehaun ist er, nicht im, aber wahrscheinlich mit Taxi. Und deswegen saufen Sie sich die Hacken voll, lassen Ihre Würde zum Teufel gehen? Ein Mann mit erlesenen Geschmack? Also wirklich! Scheiße, ich hatte Sie für... robuster gehalten. Vielleicht ist Ihnen Ihre Frau deshalb davongelaufen?“
    Schmerzerfüllt verzog sich sein Gesicht.
    „Sie irren sich, Burma. Keine Glanzleistung für einen Detektiv. Ich gehöre nicht zu diesen... zu dieser Kategorie. Und was meine Frau betrifft... Sie hat das Haus verlassen, weil Er schlug mit der Faust auf die Sessellehne .
    „Das geht Sie überhaupt nichts an!“
    „Stimmt. Aber... was Rémy betrifft...“
    „Ja, er hat hier gewohnt. Wenn er grad nichts anderes hatte. Alles Vagabunden, Parasiten, Scheißkerle. Ich gehör nicht zu dieser Clique. Großer Gott! Ich fang an, die ganze Saubande zu bedauern...“
    Er legte die Hände an seine Wangen, so als wollte er sich kratzen. Die sprießenden Bartstoppeln knirschten. Die Hände des Bestsellerautors waren schmutziggrau, wie Hände nach einer durchzechten Nacht eben sind. Er schüttelte sich, goß sich nach, trank.
    „...Diese Jungen haben ein seltsames Benehmen“, fuhr er dann fort. „Ich bin alleine. Sie provozieren mich. Ich trinke, weil ich Angst habe, ihnen nicht gewachsen zu sein...“
    „...und auch“, fiel ich ihm ins Wort, „entgegen Ihrer Theorie...“ — ich zeigte mit dem Kinn auf das zerknüllte Papier — „...um Ihrem Talent auf die Sprünge zu helfen.“
    „Ich werde mich nicht kleinkriegen lassen“, beharrte er. „Ich bin der Autor von...“
    Er richtete sich auf. Seine Augen blitzten.
    „...dem außergewöhnlichen Bestseller Nur eine Viertelstunde für die Liebe. Ich…“
    „Ich weiß“, unterbrach ich ihn wieder. „1500 Seiten. 1500 Francs, Schutzumschlag, Foto, Vierfarbdruck. Überall zu haben. Ich pfeif drauf. Bin ich Literaturkritiker? Nein. Ich muß diese Taxi an den heimischen Herd ihrer Tante zurückbringen. Sie wissen nicht, wo ich sie finden kann?“
    „Nein... ich weiß es nicht.“
    Er schüttelte bekräftigend den Künstlerkopf.
    „Sie müssen entschuldigen, Burma...“
    Allmählich wurde er wieder ruhiger.
    „...Meine Arbeit läuft nicht so, wie ich’s mir vorstelle. Das macht mich nervös.“
    „Schon gut. Ich kann sie verstehn. Und Rémy? Wo steckt der?“
    „Auch das weiß ich nicht.“
    „Und Sie wissen auch nicht, wo Taxi sonst...“
    „Also, wenn Sie wollen, können sie die gesamte Clique

Weitere Kostenlose Bücher