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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Kerl von vierundzwanzig, weder
hübsch noch häßlich. Aber sympathisch. Offen und direkt. Schonungslos offen
sogar. Er redet sehr gefühlvoll über Geneviève, die er immer noch besucht. Hat
mit ihr geschlafen, vorher. Sie ist es, die nicht will, daß sie heiraten; wegen
ihrer Behinderung. Er dagegen will immer noch, und wenn sie sich’s anders
überlegt... Glückwunsch, junger Mann! Aber der 7. Mai 1956? Seine Aussage ist
genausoviel wert wie die seiner Freunde. Einen Dreck.
    „Sagen Sie“, versuche ich’s
nochmal. „Wo saßen Sie in dem Wagen der Achterbahn?“
    „Kann mich nicht mehr
erinnern.“
    „Nicht hinter Gigi?“
    „Das bestimmt nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Wir hatten uns gezankt. Man
ist manchmal ganz schön doof, hm?“
    „Ja. Sehr oft. Und wer saß dann
hinter Gigi?“
    „Kannte ich nicht... Warten
Sie, ich glaube, der hat sich zwischen uns gedrängt.“
    „Beim Einsteigen herrscht immer
Gedränge. Vor allem, wenn man jung und stürmisch ist.“
    „Ja, vielleicht.“
    Für alle Fälle zeig ich ihm das
Foto. Bringt nichts. Hab ich auch nicht erwartet. Ein Jahr ist das jetzt her.
Niemand hat damals auf den geachtet, der sich hinter Gigi gesetzt hat.
     
    * * *
     
    Entmutigt gehe ich zum Wagen
zurück. Warum? Hab ich damit gerechnet, daß man mir sagen würde: der und der
ist Lancelin? Er saß hinter Gigi und hat sie auf der Achterbahn über Bord
geworfen. Und er kannte den und den. Dann hätte ich den und den aufgesucht, und
mit etwas Glück hätte ich erfahren, was Lancelin aus Marseille nach Paris
gelockt hat und aus welchem Grund er mich los werden wollte. Ob ich davon was
gehabt hätte, weiß ich nicht. Jedenfalls hätte ich das Ganze Faroux und
Grégoire auf einem Silbertablett serviert. Deren dumme Gesichter hätte ich gerne
gesehen!
    Hirngespinste!
    Nachdenklich ziehe ich an
meiner Pfeife. Faroux’ Vorschlag kommt mir in den Sinn. Sie sollten sich mit
einer hübschen Frau ins Bett legen. Gute Idee. Ich nehme Kurs auf die Rue
de la Brè-che-aux-Loups.
    Simone Blanchet ist noch zu Hause.
Will anscheinend grade weggehen. Viel hat sie allerdings nicht an. Sie ist
offensichtlich hocherfreut, mich zu sehen. So als hätte sie mich erwartet. Kein
Zweifel, ich hab Eindruck gemacht.
    „Sie haben gesagt“, beginne
ich, „ich solle zurückkommen, wenn’s mir wieder besser geht. Hier bin ich. Mir
geht’s besser. Wenn Sie nichts Vorhaben... aber vielleicht wollten Sie gerade
ausgehen?“
    „Nein. Ich bin soeben nach
Hause gekommen. Hatte was zu besorgen. Um ein Haar hätten Sie mich nicht
angetroffen...“
    „Wenn Sie nämlich kein Taxi
genommen hätten“, sage ich, um mit meiner Kombinationsgabe zu glänzen.
    „Also, Ihnen entgeht aber auch
nichts! Wie... Woher können Sie... Sie sind mir gefolgt! Das ist gar nicht
nett!“ ruft sie und stampft mit dem Fuß auf.
    „Ich bin Ihnen nicht gefolgt.“
    „Dann haben Sie mich eben
aussteigen sehen, vor dem Haus.“
    „Nicht mal das. Ich hab das da
gesehen. Das reicht...“
    Ich zeige auf die Handtasche
auf dem Sofa. Sie ist offen. Hundertfrancsscheine sind rausgefallen, außerdem
eine Visitenkarte mit einem Auto und einer Telefonnummer drauf. So was geben
die Fahrer der Compagnie Taxito ihren Kunden, damit diese sie nicht
vergessen und gegebenenfalls anrufen. Die Nummern des Wagens und des Fahrers
stehen auch dabei. Ich nehme das Ding. Simone Blanchet nimmt mir’s wieder ab
und wirft es auf das Sofa.
    „Das hat er wohl unter das
Wechselgeld gemogelt, ohne daß ich was gemerkt habe“, erklärt sie. „Ist wohl
üblich so. Frag mich nur, ob es was nutzt. Wenn ich ein Taxi brauche,
telefoniere ich nicht erst. Ich halte einfach eins an.“
    „Natürlich.“
    Sie sieht mich an, zuckt die
Achseln und schüttelt ihre dunkle Mähne.
    „Dann war’s also keine
Hexerei“, sagt sie ironisch. „Ihre Zirkusnummer.“
    „Überhaupt nicht.“
    „Außerdem könnte ich die Karte
schon vierzehn Tage lang mit mir rumschleppen.“
    „Stimmt. Deswegen soll man auch
mit voreiligen Schlüssen vorsichtig sein. Obwohl... mit Ihnen würde ich gerne
zum Schluß kommen. Vielleicht könnte man zusammen essen?“
    „Und Sie machen mich dann
betrunken und nutzen das aus, um mir ein Geständnis zu entlocken.“
    „Das oder was anderes.“
    „Mein Gott! Dieser Mann ist ja
der leibhaftige große böse Wolf!“
    Sie geht im Zimmer auf und ab,
bringt hier etwas in Ordnung, stellt dort etwas um, wiegt sich in den Hüften.
Ganz Vamp. Sie ziert sich, dreht und

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