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den
Menschenstrom an, der sich zur Feuerschluckerbude drängt. Endlich haben wir
einen freien Fleck erreicht... da pflanzen sich drei von den Jungen vor uns
auf: der Albino mit den Expertenhänden, der Große mit dem vertrauenserweckenden
Feuermeldergesicht und noch ein dritter. Sie machen sich einen Spaß daraus,
meine Begleiterin anzupflaumen. Ich will grade ansetzen, aber Simone hält mich
zurück.
„Lassen Sie’s, bitte. Haun wir
lieber ab.“
Wir gehen den Cours de
Vincennes hinunter. Wegen der vielen Menschen kommen wir nur langsam voran.
Schließlich gehen wir zwischen einer Lotteriebude und einer Schießbude
hindurch, um der Menge zu entfliehen und schneller zu meinem Wagen zu kommen.
Hinter den Buden und den Wohnwagen der Schausteller ist es dunkel. Auf der
anderen Seite ist es laut und hell. Vergnügen. Eitel Freude.
„He! Hast du wirklich keinen
Slip drunter, Puppe? Sollen wir mal nachsehen?“
Ziemlich anhänglich, die
Burschen. Sind uns leise gefolgt. Hab sie gar nicht gehört. Sie sind drei Meter
hinter uns. Inzwischen ein halbes Dutzend. Ich stürze mich auf den Albino. War
gar nicht meine Absicht, aber der stand am nächsten. Auch gut! Ich packe ihn am
Schlafittchen und schüttel ihn kräftig.
„Mach, daß du wegkommst, du
Vollidiot!“ schrei ich ihn an.
Der Große mischt sich ein,
stößt mich mit der Hand vor die Brust.
„Schon gut, Opa. Nur keine
Aufregung. Wir wollen keinen Ärger.“
„Schnauze! Macht besser, daß
ihr wegkommt.“
„Ja, ja, Opa.“
Er versucht immer noch, mich
mit der Hand wegzuschieben. Mit einem Handkantenschlag befreie ich mich von
ihm.
„He, immer langsam!“ knurrt er.
„Warst wohl zu lange bei den Feuerfressern! Wir wollen keinen Ärger, hab ich
gesagt. Nur ‘n bißchen Spaß, mehr nicht. Aber wenn’s dich juckt...“
Und wie’s mich juckt! Die Großschnauzen
gehen mir furchtbar auf den Wecker. Haben uns jetzt übrigens eingekreist. In
dem spärlichen Licht, das von dem Platz kommt, sehe ich die bösen, dummen Augen
von dreckigen Ganoven. Prügeln sich am liebsten rum. So was vertrag ich nicht.
Denen muß man mal so richtig die Fresse polieren. Ja, es juckt mir mächtig in
den Fingern. Ich stürz mich auf ihn.
Oh, Moment mal !
So einfach ist das gar nicht. Geschickt weicht er meinem Schlag aus. Dafür haut
er mir seine Faust unters Kinn. Zum Glück hab ich kräftige Kinnladen. Wie alle
Pfeifenraucher. Ich packe ihn bei den Haaren, ziehe ihm den Kopf runter und zerdeppere mit dem Knie seine Nase. Er blutet. Plötzlich
wirft sich der Albino auf meine Beine, ein anderer zieht mich an den Ohren nach
hinten und ein dritter — eine verschärfte Ausgabe von Frankenstein — verpaßt
mir mit dem Ledergürtel eins auf den Adamsapfel. Wir rollen über den Boden. Ich
hab einen unter, aber dafür zwei über mir. Und die sind nicht faul. Der unter
mir beißt mich, so daß ich fast an die Decke gehe. Die anderen beiden verlieren
das Gleichgewicht. Ich kann mich aufrappeln und schlage wild um mich. Ich weiß
nicht mehr, was ich tu. Sehe nichts mehr. Höre nichts mehr. Etwas Warmes läuft
mir in die Augen. Ich kriege einen Halunken an der Nase zu fassen, mach einen
Korkenzieher draus. Da verpaßt mir einer einen Schlag unter die Gürtellinie, in
die wertvollen Teile. Ich krümme mich. Gleich seh ich aus wie ‘ne Brezel. Zwei
Mutige bearbeiten mich mit den Füßen. Bauch, Nieren, Seiten, Gesicht. Ich rolle
über den Boden, spüre Dreck in Augen und Mund. Fünf Sekunden Pause. Ich leg
mich auf den Rücken. So kriege ich besser Luft. Ich will wieder aufstehen, als
einer von den Kerlen sich rittlings auf mich setzt und mit seinen Fäusten auf
mir rumtrommelt. Da höre ich jemanden schreien:
„Scheißkerle! Bébert, soll ich
mitspielen?“
Ich spüre, wie mein Bein
gepackt wird. Jetzt kann ich mich wohl abmelden, wenn die von überall her
kommen... Aber ich hab mich geirrt. Ich bekomme Hilfe. Der neue Mann will mich
wieder in Kampfstellung bringen. Die Scheißkerle suchen das Weite. Durch einen
Nebelschleier erkenne ich einen halbnackten Kerl mit ‘nem Kreuz wie ‘n
Kleiderschrank. Im Handumdrehen ist er die Saubande losgeworden. Nach der
Säuberungsaktion kommt er auf mich zu.
„Gehen mir so langsam auf den
Sack“, sagt er.
Er packt mich irgendwo, hebt
mich auf wie eine Feder und stellt mich gegen einen Baum.
„Höchste Zeit, daß ich gekommen
bin, hm? Diese Schweine! Sechs gegen einen...“
Kann sein, daß ich antworte.
Vielleicht auch nicht. Ich sehe
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