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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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meinen Retter an. Kurzgeschorene Haare, blond.
Rosenkohlohren. Gebrochenes Nasenbein. Muskelpakete. Hände wie Schaufeln. Ein
fünfzackiger Stern ist auf einen Handrücken tätowiert. Um sein Handgelenk trägt
er ein breites Lederarmband. Schwarze Shorts mit weißer Borte. Boxerschuhe.
Fehlt nur noch das hautenge rosa Trikot mit den Auszeichnungen. Wie in der
guten alten Zeit.
    „Hab im Wohnwagen gepennt“,
sagt er. „Die Schweine haben mich wachgemacht...“ Er gähnt und massiert sich
den Bauch. „Müßten sich mal das Gesicht waschen.“
    Mühsam bringe ich hervor:
    „Danke, Herkules.“
    „Fernand heiß ich.“
    „Ist doch dasselbe.“
    „Ach ja? Der Kopf hat was
abgekriegt, hm?“
    „Nicht nur der Kopf... Ah...
Ich hatte jemanden dabei, ‘ne Frau. Haben Sie sie gesehen?“‘
    „Sitzt da auf der Bank.“
    „Ohnmächtig?“
    „Glaub nicht.“
    Eine zitternde Hand legt sich
sanft auf meinen schmerzenden Arm.
    „Das... das war meine Schuld“,
stammelt Simone. „Ich…“
    „Reden wir nicht drüber.“
    „Kommt doch in meinen
Wohnwagen“, schlägt Herkules vor. „Zum Waschen. Und vielleicht hast du was
gebrochen.“
    Er packt mich, schleppt mich
fast wie ein Paket in sein Häuschen. Dort legt er mich auf ein kleines Bett.
    „Hab gepennt“, wiederholt der
Ringkämpfer. „Heute arbeite ich nämlich nicht. Kann nicht.“ Er massiert sich
wieder den Bauch. „Hab was Schlechtes gegessen. Dein Glück. Bis die Flics
aufkreuzen...“
    Ich sehe Simone an.
    „Sie haben nicht dran gedacht“,
bemerke ich.
    „Woran?“
    „Die Polizei zu alarmieren.“
    „Mal den Teufel nicht an die Wand.
Wir kommen ohne die bestens klar.“
    „Auch wieder wahr.“
    „Ich... ich war wie gelähmt“,
stottert Simone. „Das ging alles so schnell.“
    „Für mich war’s ‘ne Ewigkeit.“
    Herkules tastet meinen ganzen
Körper mit seinen Pranken ab. „Glück gehabt“, stellt er fest. „Nichts
gebrochen. Nur was draufgekriegt. Aber waschen mußt du dich.“
    Er geht nach hinten und kommt
mit einer Waschschüssel wieder. Simone nimmt den Schwamm, der darin schwimmt.
„Geben Sie her“, sagt sie. „Ich mach das schon.“
    Behutsam säubert sie mir das
Gesicht, so als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Der
Schaukämpfer sitzt auf einem Schemel und raucht ‘ne Gauloise. Von seinem Platz
aus hat er (wie ich) ‘ne prima Aussicht auf das Dekollete der Krankenschwester.
Wird’s bestimmt nicht bereuen, mich gerettet zu haben.
    „Was sind das für
Großschnauzen?“ frage ich.
    „Scheißkerle!“ knurrt er
verächtlich. „Gibt’s auf jedem Jahrmarkt. Ein oder zwei Banden. Ob hier oder in
Carpentras... Belästigen die Weiber. Mehr oder weniger hartnäckig. Große Schnauze,
nichts dahinter. Außer zu sechst gegen einen. Aber von Mann zu Mann, dafür
reicht’s nicht.“
    Wenn er nicht sowieso schon
Bauchschmerzen gehabt hätte, dann hätte er durch die Rowdys welche gekriegt.
    „Geht’s besser?“
    „Ganz langsam, ja.“
    „Ist aber nicht schlimm. Nur ‘n
paar blaue Flecken. Aber vielleicht wär’n Glas nicht schlecht?“
    „Prima Idee. Irgendwas, mit
Aspirin.“
    Er holt das, was wir zum
Anstoßen brauchen. Wir verquatschen ein wenig die Zeit. Dann kann ich wieder
aufstehen.
    „Also dann, Wiedersehn, mein
Lieber. Und vielen Dank für die Hilfsaktion.“
    „Keine Ursache. Stets zu
Diensten.“
    Meine und Simones Hände
verschwinden in den Schaufeln meines Retters. Aber er gibt sie uns wieder
zurück. Wir treten in die Nacht hinaus, ich auf noch etwas wackligen Knien. Mit
Simones Hilfe geht’s schon. Endlich sitze ich hinterm Steuer.
    „Ich fahr Sie nach Hause,
Simone.“
    „Das ist wirklich nicht nötig.
Wenn
    „Psst! Man soll einem Kranken
nicht widersprechen. Und das bin ich. Durch Ihre Schuld.“
    „Wie Sie meinen.“
    Kurz darauf halte ich vor ihrem
Haus in der Rue de la Breche-aux-Loups.
    „Hören Sie, Simone. Es geht
nicht. Ich kann nicht nach Hause. Fühl mich zum Kotzen schlecht. Könnte ich
wohl... falls es Sie nicht kompromittiert... könnte ich wohl bei Ihnen bleiben?
Sie haben nichts von mir zu befürchten... Einer von diesen Scheißkerlen hat
mich für einige Zeit außer Gefecht gesetzt.“
    „Seien Sie nicht blöd! Kommen
Sie. Schließlich war das alles meine Schuld.“
    Sie hilft mir die Treppe hinauf.
    „Sie nehmen das Sofa“, entscheidet
sie. „Nebenan steht noch ein Schlafsessel.“
    Ich leg mich angezogen hin.
    „Na ja“, sage ich und versuche
ein Lächeln.

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