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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bist“, befehle
ich. „Im Augenblick kümmert mich meine Revanche ‘n Dreck. Ich will mir meine
Klamotten nicht versauen. Um acht Uhr hab ich ‘ne Verabredung. Da muß ich nach
was aussehen. Ich will mit dir reden. Also reden wir ganz höflich miteinander.“
    „Reden?“
    „Besser gesagt: ich stell dir
‘n paar Fragen, und du antwortest.“
    Er zuckt die Achseln. Das
gesplitterte Holz kracht unter seinem Hintern.
    „Von mir aus... Aber der Teufel
soll mich holen...“
    „Keine unüberlegten Wünsche.“
    Seine Hand ist außer Betrieb.
Hab also von ihm im Moment nichts zu befürchten. Mit dem Fuß ziehe ich eine
Kiste ran und setze mich. Heute ist der Tag der improvisierten Sitzgelegenheiten.
Dann fang ich an, mein Gegenüber mit Fragen zu löchern. Methode à la Tour
Pointue.
    „Kanntest du die Frau, die bei
mir war?“
    „Nein. Warum sollte ich sie
kennen?“
    „Stell dir vor, daß ich mir
vorstell, daß ihr mich nicht zufällig verprügelt habt. Daß du zum Beispiel das
Ganze organisiert hast, für Geld.“
    „Haben Sie nicht alle Tassen im
Schrank?“
    „Geht dich ‘n Dreck an. Wo kann
man hier telefonieren?“
    „Telefonieren?“
    Als wäre das was Besonderes.
    „Ja, telefonieren. Hallo! Hallo!
Um dir zum Beispiel Anweisungen zu geben. Hast du kein Bistro, wo man dich
anrufen kann?“
    „Nein. Vielleicht im Hotel.
Oder da, wo ich arbeite. Aber ich werd eigentlich nie angerufen.“
    „Im Hotel?“
    „Wo ich wohne, natürlich.“
    „Ach, dann wohnst du gar nicht
hier?“
    „Äh... na ja, doch. Hier und im
Hotel.“
    „Zweitwohnsitz, hm?“
    Darauf antwortet er nicht.
    „Da, wo du arbeitest, kann man
dich auch anrufen? Also arbeitest du?“
    „Ja. Mechaniker. Na ja...
Hilfsmechaniker.“
    „Ich dachte, du wärst
Ringkämpfer?“
    „Ach! Das wissen Sie?“
    „Schon verrückt, was ich so
alles weiß, hm?“
    Und was ich nicht weiß, ist
noch viel verrückter! Diese deprimierende Erkenntnis behalte ich aber für mich.
    „Das war letztes Jahr“, sagt
Bébert. „Nicht so richtig Ringkämpfer. Anmacher. Profi-Amateur. Hab mich so
durchgeschlagen. Aber eines schönen Tages hab ich mir gesagt: Schluß mit dem
Scheiß. Das ist doch kein Beruf.“
    „Frag mich, ob du jemals mit
dem Scheiß Schluß machen kannst.“
    „Frag ich mich auch. Na ja, ich
versuch’s.“
    „So siehst du aus! Und seitdem
du arbeitest, hast du deine Mutter abgeschrieben.“
    „Ach! Das wissen Sie auch?“
    „Allerdings.“
    Der verlorene Sohn sieht an die
Decke.
    „Oh, meine Mutter!“
    Er gibt häßliche Töne von sich,
spöttisch, sarkastisch, schmerzlich. Zum Kotzen. Ein Ganove von der übelsten
Sorte. Aber vielleicht ist er nicht alleine dafür verantwortlich. Na ja, ich
werd nicht um ihn weinen. Sehe in dem ganzen Hickhack sowieso schon nicht
besonders klar. Tränen verbessern nicht die Sicht.
    „Gut. Also, du bist Mechaniker.
Wo?“
    „Rue Raoul. Ein kleiner
Betrieb.“
    „Hm. Hilfsmechaniker in einem
kleinen Betrieb. Und wo soll die sein, deine Rue Raoul?“
    „Also wirklich! Sie können
fragen...“
    „Nicht dein Bier.“
    „Gut. Die Rue Raoul soll da sein,
wo sie ist. Rue Claude-Decaen, Place Daumesnil, gegenüber der
Breche-aux-Loups.“
    „Breche-aux-Loups. Sieh an.“
    „Wieso sieh an?“
    „Nicht dein Bier. Also, du
arbeitest. Hält dich aber nicht davon ab, auf der foire den Blödmann zu
spielen!“
    Er seufzt.
    „Hab ich im Blut. Mein Vater
war ‘n Blödmann. Meine Mutter auch. Und ich mach weiter. Liegt in der Familie.“
    „Tja. Lenk nicht ab.“
    Ich versuche noch ‘ne Weile,
was aus ihm rauszuholen. Aber ich muß einsehen, daß ich meine Zeit vertrödle.
Die Schlägerei von gestern war nicht geplant. Hat sich einfach so ergeben. Weil
Bébert und seine Bande gerne den Blödmann spielen, auf der Foire du Trône oder woanders.
    „Sie müssen verstehen“, erklärt
er wichtigtuerisch, „ich bin der Boß. Hab ‘n Ruf zu verlieren. War jetzt ‘n paar
Abende nicht mehr raus.“
    Er zwinkert mir zu, und ich
verstehe: der Grund für seine Häuslichkeit sitzt mucksmäuschenstill in der Ecke
und hört uns zu.
    „Gestern abend ,
haben sie mich abgeholt. Wissen Sie, wie so was geht? Anpflaumerei bis zum
Geht-nicht-mehr. Also Bébert, was ist los mit dir? Was hängst du hier rum? Man
sieht dich gar nicht mehr. Wirst du ‘n Spießer oder was? usw. usw. Kommst du
mit? Wir machen ‘n bißchen Randale. Scheiße! Was soll ich denn da tun, hm? Wenn
ich der Boß bleiben will, kann ich nicht

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