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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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und wer nicht. Versuchen Sie mal, auf einen grünen Zweig zu kommen, indem Sie die imitieren, die es ganz nach oben geschafft haben. Versuchen Sie, die armen Popstars kaputt zu machen, indem Sie ihnen die Melodien klauen, nachdem sie schon zu Hits geworden sind. Nichts für ungut, aber wir dachten immer, einen Hit zu haben, würde bedeuten, Millionen von Exemplaren verkauft zu haben. Versuchen Sie mal, in einem realen Wirtschaftsumfeld den Gewinnern nachzueifern, nachdem schon klar ist, dass es die Gewinner sind, nachdem sie also bereits große Profite eingefahren und ihre Marktposition etabliert und konsolidiert haben. Sie werden feststellen, dass für Sie, den cleveren Imitator, da nicht mehr viel zu holen sein wird.« (Boldrin/Levine 2008: 30)
    An dieser Stelle sei noch einmal betont, warum die zwei Maßnahmen, die wir vorgeschlagen haben, zwingend zusammengehören. Die Abschaffung des Urheberrechts darf keine isolierte Aktivität sein. Sie muss einhergehen mit einer Stärkung des Wettbewerbsrechts und einer Regulierung des Markts nach Maßgabe eines Leitbilds möglichst großer Diversität von Eigentum und Inhalten. Nur so kann eine Marktstruktur entstehen, bei der Trittbrettfahrer keine Chance haben.
    Auch in Zukunft wird es Werke geben, die am Markt ausgesprochen gut laufen. In einem solchen Fall könnte es durchaus sein, dass ein anderer Unternehmer sich entschließt, dass Werk in sein Repertoire aufzunehmen, also einen Nachdruck zu veranstalten oder es über seine eigenen Kanäle zu promoten. Stellt das ein Problem dar? Zunächst gilt auch hier, dass der Konkurrent nicht der einzige Unternehmer wäre, der dies tun könnte. Wenn der Pionier den Markt gut eingeschätzt hat und aufmerksam bleibt, hat er vor allen potenziellen Konkurrenten einen beträchtlichen Vorsprung. Er kann das Werk dann zum Beispiel selbst rechtzeitig in einer billigeren Ausgabe anbieten, was Konkurrenten beträchtlich entmutigen dürfte. Trotzdem wird es vermutlich noch vorkommen, dass Werke, die am Markt gut laufen, auch von Dritten wirtschaftlich verwertet werden. Darauf kann man in zweierlei Weise reagieren. Entweder man geht davon aus, dass es ohnehin kein größeres Problem darstellt. Vermutlich hat das Werk dem ersten Urheber und dessen Werkmittler, also etwa dem Autor und seinem Verleger, bereits genug Geld eingebracht. Ein »ungenehmigter« Nachdruck oder eine Neupräsentation trägt dann zur Bekanntheit des Autors bei, die dieser wiederum auf andere Art und Weise versilbern kann.
    Oder man denkt in eine ganz andere Richtung und kommt zu dem Schluss, dass der Trittbrettfahrer aller Wahrscheinlichkeit nach öffentlich angeprangert würde, was schlecht für seinen Ruf wäre. So könnte der ursprüngliche Autor – der schließlich berühmt ist, denn genau darum wird sein Werk ja »gestohlen« – bei Interviews und anderen öffentlichen Auftritten unverblümt darauf hinweisen. Es gehört sich nicht, könnte er öffentlich sagen, das Werk eines anderen zu vermarkten, ohne dafür zu bezahlen. Würde das wirken? Wir können uns vorstellen, dass in der westlichen Welt, vielleicht auch anderswo, jetzt einige Leute in Gelächter ausbrechen. Ehrlich gesagt, wir können da sogar mitlachen. »Doch Scham ist wie alles andere«, sagt Salman Rushdies Erzähler in seinem Roman Scham und Schand e, »leben Sie nur lange genug damit, und sie wird Teil des Mobiliars.« (Rushdie 1985: 33)
    Es lohnt sich, das Instrument der öffentlichen Diskreditierung näher zu betrachten, denn ganz unsinnig ist es auch wieder nicht. In Japan und anderen Teilen von Südostasien funktioniert es hervorragend, allerdings unter bestimmten Voraussetzungen, die wir hier nicht en détail zu besprechen brauchen. Jedenfalls gibt es das Instrument dort, und es wirkt bei einer bestimmten Art von Markt(fehl)verhalten als Korrektiv. Unsere westlichen Gesellschaften kennen einen solchen Mechanismus nicht mehr. Die Beziehungen sind hierzulande viel stärker juristisch bestimmt, mit der Folge, dass wir ständig teure Anwälte dafür bezahlen, unsere Rechte durchzusetzen.
    Wir sollten einmal überlegen, meint Francis Fukuyama (1997: 26), wie hoch eigentlich die Transaktionskosten sind, die wir dafür investieren müssen. Da kämen wir nämlich auf einen sehr hohen Preis, der wie eine Steuer all unsere wirtschaftlichen Aktivitäten belastet. Ganz zu schweigen davon, dass Misstrauen nicht gerade eine gute Voraussetzung dafür ist, miteinander ins Geschäft zu kommen. Diesen extrem

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