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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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Wahrscheinlich nicht. Ihm geht es darum, neue Möglichkeiten zu nutzen, um sichtbar und besser wahrgenommen zu werden.
    Das ist nämlich in einer Informationsüberflussgesellschaft das große Problem. Wie dringt man ins Bewusstsein der Menschen vor? Eine Möglichkeit besteht darin, den Inhalt des eigenen Werks umsonst wegzugeben und stattdessen eine Beziehung zu einem loyalen Publikum aufzubauen, ja nach Möglichkeit sogar in einen echten Dialog mit diesem Publikum zu treten. Darauf setzt Doctorow. Und siehe da: Statt dem Autor etwas zu stehlen, möchten die Menschen am Ende offenbar doch lieber ein echtes Buch haben. Folglich tragen sie auch ganz real zu seinem Einkommen bei. (Vgl. Tapscott 2008: 37) Um dieses Beispiel auf den Musikbereich zu übertragen: Indem Künstler ihre Musik in Filesharing-Netzwerken zur Verfügung stellen, werden sie nicht nur bekannt, sondern steigern auch ihre Glaubwürdigkeit. Diese lässt sich in Reputationswährung ummünzen, sodass die Fans schließlich zu den Konzerten kommen. Damit verdienen Musiker und ihre Produzenten dann Geld. Aber auch der Verkauf von CDs und viele andere Geschäftsmodelle, die sich um die Musik herum entwickeln, tragen zu ihrem Einkommen bei (vgl. Anderson 2009: 261).
    Ein naheliegender Einwand könnte lauten: schön und gut, aber Cory Doctorow ist berühmt und kann es sich leisten. Das stimmt, und es macht die Sache für ihn vielleicht ein bisschen leichter – obwohl echter Kontakt mit den eigenen Lesern sehr viel Arbeit bedeutet. Aber auch er geht ein Risiko ein, nur dass es in seinem Fall bislang offenbar gut gegangen ist. Wie wird es in Zukunft sein? In dem kulturellen Milieu, das wir uns vorstellen, wird es weltberühmte Stars wie Cory Doctorow nicht mehr geben. Stattdessen werden gleiche Rahmenbedingungen für alle gelten, und das bedeutet: Sehr viele Autoren – und von diesen soll nun die Rede sein – werden eine reale Chance haben, über das Internet eine persönliche Beziehung zu den Liebhabern ihrer Werke aufzubauen.
    Nicht allen wird es gelingen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber so ist es im Leben, auch im Leben von Unternehmern. Denjenigen, die es sehr wohl schaffen, wird es ähnlich ergehen wie heute den Cory Doctorows dieser Welt: Sie werden ihre gedruckten Bücher oder CDs verkaufen, und die Menschen werden zu ihren Konzerten kommen. Chris Anderson hält nicht mit seinem Urteil hinter dem Berg, wenn er davon spricht, dass manche Leute noch immer davon träumen, sie könnten zurück zum alten business as usual und bräuchten sich neue Geschäftsmodelle nicht einmal vorzustellen. Ihm sei es »ein ewiges Rätsel«, weshalb man »das Gratiskonzept zum Sündenbock für den eigenen Mangel an Vorstellungsvermögen und die eigene Intoleranz gegenüber einem möglichen Scheitern macht« (Anderson 2009: 272). Umsonst gibt es natürlich nichts. Aber in Zukunft wird an anderen Schnittstellen, zu anderen Zeitpunkten und unter anderen Umständen Geld verdient werden als früher.
    Auch Don Tapscott und Anthony D. Williams machen darauf aufmerksam, dass man nicht die Augen vor der Realität verschließen sollte. Die digital natives haben mit dem Urheberrecht nichts mehr am Hut. Diese Generation betrachtet Hacken und Remixen als ihr Geburtsrecht, »und sie wird es nicht dulden, dass ihr veraltete Urheberrechtsgesetze im Weg stehen« (Tapscott 2008: 53). Auch immer mehr Künstlern wird mittlerweile klar, dass sie nicht Einsen und Nullen zu kontrollieren brauchen, um ihren Kunden einen Mehrwert zu bieten. »Kostenloser Content ist eine Realität, an der sich so bald nichts ändern wird. Künstler werden ihren Kunden also in Zukunft Produkte bieten müssen, die gegenüber kostenlosen Varianten einen Mehrwert zu bieten haben.« (Tapscott 2012: 241)
    Auch die Digitalisierung hat natürlich ihre Haken. Zum Beispiel bei Büchern: Bis vor ein paar Jahren hat man angenommen, es wäre sehr unangenehm, Texte auf digitalen Lesegeräten zu lesen. Deshalb werde das gedruckte Buch noch lang einen großen Vorsprung vor allerlei digitalem Unsinn haben, zumindest im Hinblick auf den Lesekomfort. Mittlerweile hat sich das als Illusion erwiesen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Lektüre von Texten auf einem kleinen Display mit der eines traditionellen Buchs durchaus vergleichbar ist und zudem sogar gewisse Zusatzvorteile bietet. Man braucht keinen Kaffeesatz lesen, um vorhersagen zu können, dass digitale Lesegeräte für das altmodische Buch eine

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