Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
Vom Netzwerk:
hohen Preis bezahlen wir nur, weil andere Mechanismen, mit denen wir ein ehrbares Marktverhalten einfordern könnten, uns nicht zur Verfügung stehen. Uns bleibt immer nur der Weg zum Richter. Aber wenn wir nun die juristische Rückendeckung des Copyrights nicht mehr hätten (und keine marktbeherrschenden Unternehmen mehr), würden wir dann nicht automatisch nach anderen Mitteln suchen, um die Funktionsfähigkeit des Markts zu erhalten? Es ist nicht undenkbar, dass wir dann doch auf das Instrument der öffentlichen Diskreditierung und Imageschädigung verfallen würden. Ist das wirklich eine aus der Luft gegriffene Vermutung?
    Kulturelle Vielfalt
     
    Obwohl die Marktposition vieler Kulturunternehmer sich durch die von uns vorgeschlagenen Initiativen wesentlich verbessern wird, werden einige auf dem Markt auch in Zukunft nicht überleben können. Zum Teil gehört das zum ganz normalen unternehmerischen Risiko. Allerdings wird es leichter zu tragen sein als früher, weil die Künstler mit anderen Unternehmungen jetzt durchaus florierende Geschäfte machen können. Zum Teil wird es aber auch solche Künstler betreffen, deren Kunst sich wirtschaftlich nie rentieren wird, deren Arbeit aber wichtig ist, weil sie zur Diversität des künstlerischen Angebots einen wertvollen Beitrag leistet.
    Wir denken dabei an Künstler, die am Anfang ihrer Karriere stehen oder Wege einschlagen, die einem größeren Publikum noch unbekannt sind und deshalb noch Zeit brauchen. Auch manche Festivals sind für die Diversität und Vielfalt des kulturellen Angebots eminent wichtig, werden sich aber niemals rentieren. Übersetzungen kosten zum Beispiel eine Menge Geld und möglicherweise gerade ein kleines bisschen zu viel, um ein Werk in einer anderen Sprache herauszugeben oder auf die Bühne zu bringen. Oper und Ballett sind Musterbeispiele für künstlerische Leistungen, die von den Eintrittsgeldern an der Kasse nicht gedeckt werden. Auch Theaterproduktionen fallen in diese Kategorie, sobald mehr als eine Handvoll Schauspieler auf der Bühne stehen.
    Trotzdem wollen wir als Gesellschaft auf diese künstlerischen Ausdrucksformen nicht verzichten. Wir brauchen sie, um unsere kulturelle Diversität zu erhalten. Zudem wissen wir, dass künstlerische Arbeit oft eine gewisse Anlaufzeit hat: Der Künstler muss üben, Erfahrungen machen, mit einem Publikum und dessen Reaktionen konfrontiert sein. Auch braucht es Zeit, ein erst in Keimform existierendes Werk zur Blüte gelangen zu lassen. Für normale Produktionsbudgets ist diese Anlaufzeit naturgemäß eine Verlustphase. Als Gesellschaft ist sie für uns jedoch unschätzbar, denn in dieser Zeit werden die Fundamente für etwas gelegt, wovon wir später profitieren. Insofern muss auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene auch die öffentliche Hand finanzielle und anderweitige Unterstützung leisten.
    Zu Recht legen viele Menschen Wert darauf, dass ihre Kinder künstlerischen und musischen Unterricht erhalten. Sie sollen musizieren, filmen, fotografieren, Theater spielen, zeichnen und so weiter. Wenn wir nicht wollen, dass nur reiche Eltern sich solchen Unterricht leisten können, müssen wir öffentliche Gelder dafür bereitstellen. Um auf all diesen unterschiedlichen Gebieten Unterricht anbieten zu können, brauchen wir zudem erfahrene Künstler, die ihr Handwerk verstehen. Zukünftig werden mehr solcher Künstler aus eigener Kraft auf dem Markt überleben können. Wo es trotzdem nicht reicht, müssen wir finanziell und infrastrukturell dafür Sorge tragen, dass die Ausübung der eigenen künstlerischen Tätigkeit und die Vermittlung der Grundlagen des Fachs durch Lehrtätigkeit sich nicht ausschließen.
    Außerdem wimmelt es auf dem Gebiet der Kunst von Amateuren: Es sind Millionen, die gern selbst künstlerisch arbeiten. Wenn sie beim Musizieren, Schreiben, Theaterspielen, Filmemachen, Designen, Malen und so weiter von Profis begleitet werden, machen ihnen diese Tätigkeiten in der Regel nicht nur mehr Spaß, sondern sie lernen auch dazu. Für solche begleitenden, pädagogischen Tätigkeiten müssen ebenfalls genügend Profis mit ausgereiften Talenten und Fertigkeiten zur Verfügung stehen.
    Letztlich landen wir bei der kulturellen Infrastruktur, die man braucht, um Kunst ihrem Publikum nahezubringen: Theater, Museen und sonstige Kultureinrichtungen. Auch wenn die Märkte »normalisiert« sind, wird man für den Erhalt solcher Einrichtungen in der Regel Geld zuschießen müssen.
    Wenn die

Weitere Kostenlose Bücher