No more heartbreak
nachlässig, erstarrt aber kurz zur Salzsäule. Sie muss sich erst mal davon erholen, dass er sie nicht nur begrüßt hat, sondern sie sogar – lieber Gott – strahlend anlächelt.
»Hi.« Er bringt die paar Schritte zwischen ihnen hinter sich und steht dann lächelnd vor ihr, die Hände in die Hosentaschen geschoben. Als sei er auf einem Spaziergang und trage nur zufällig einen Smoking. »Du bist es wirklich.« Er grinst. Warum redet er mit ihr? Und wo ist die Freundin? Die Post hat ihr eine Freundin versprochen!
Dreh dich um , sagt Max zu sich. Dreh dich um und lauf weiter. Und das tut sie auch. Aber dann nimmt er die Hände aus den Hosentaschen, beschleunigt seine Schritte und läuft neben ihr her. Er redet nicht nur mit ihr, sondern folgt ihr auch noch? Was zum Henker? Dieser Typ ändert für niemanden seine Richtung!
»Ich dachte doch, ich hätte dich neulich Abend gesehen«, sagt er.
»Ach ja?« Lauf weiter – aber wohin? Das Damenklo. Geh aufs Damenklo!
»In diesem Cabin-Club. Aber dann war ich mir nicht mehr sicher. Wie geht’s dir?«
»Ach, viel zu tun. Gerade bin ich auf der Suche nach dem …« Jemand drängt sich vor ihr durch die Menge, und er legt ihr eine Hand schützend auf den nackten Arm, um eine Kollision zu verhindern. Und da ist es wieder, dieses verdammte Feuer, das kein Jachtclub-Rap dieser Welt löschen kann. Vergiss das Damenklo. Hau einfach ab.
»Es fühlt sich fast schicksalhaft an, dass wir uns heute Abend begegnet sind, weil ich in letzter Zeit viel an dich gedacht habe«, sagt er und senkt dabei den Kopf. Sein Atem kitzelt ihr Ohr und sein Rasierwasser steigt ihr in die Nase.
»So?« Max sucht nach dem Ausgang und er kommt noch näher. Warum habe ich bloß das Öl abgelehnt?
»Ich habe vor ein paar Tagen meine kaputte Harry-Potter-Brille gefunden und hätte dich am liebsten sofort angerufen.«
Aber du hast es nicht getan, sagt Max sich stumm. Dann sieht sie einen Kellner aus einer Seitentüre huschen. Die Freiheit ist nah. »Weißt du, es war schön, dich zu sehen und so, aber ich mache hier eigentlich nur einen kurzen Zwischenstopp vor meinem Date …«
Hugo greift nach ihrem Arm und beide stolpern zusammen aus der Seitentür auf einen schmalen Gang zwischen dem Zelt und dem schmiedeeisernen Geländer. »Könntest du vielleicht einen Augenblick warten?«
»Okay, du bekommst genau einen.«
Sie befreit ihren Arm und wagt es, in seine blauen Augen zu sehen, die funkeln, wie immer wenn sie ihn amüsiert.
»Und das war er auch schon. Geh wieder rein zu deiner Freundin, Hugo.«
»Meiner was?«
»Deinem Date.«
»Du verdammst mich zu einem Abend mit meiner Tante als Tanzpartnerin? Das ist herzlos.«
»Ich habe gesehen, dass … ich dachte, du hättest eine Freundin. Blond und langweilig.«
»Nein, sorry.« Er lächelt. »Das Kleid steht dir, vor allem die Pfauenfedern.« Sein Blick bohrt sich in ihren und sie weicht zurück. »Du hast eben immer den besonderen Touch, Max.«
Max spürt unter der dünnen Seide ihres Kleides das kalte Metall des Geländers. Sie ist am Abgrund angekommen. Aus dem Augenwinkel kann sie unten Leute vorbeilaufen sehen.
Hugo legt eine Hand links neben ihrer Taille aufs Geländer. Er sieht sie an wie früher. Hungrig. Die Mantras des vergangenen Monats stürzen ihr von der Zungenspitze und versinken im Dickicht der Hormone. Max ist hier, weil sie … weil sie … »Du hast mit mir Schluss gemacht, Hugo.«
»Das habe ich nicht.« Hugo legt seine freie Hand rechts von ihrer Taille aufs Geländer. Er ist ihr so nahe. »Ich habe überhaupt nicht mit dir Schluss gemacht. Wann soll denn das gewesen sein?«
»Auf dem Feld. Während des Spiels. Du …«
»Du bist ausgerastet.« Er sieht ihr tief in die Augen. »Und dann bist du richtig ausgerastet und danach bist du weggezogen. Ich glaube, genau genommen hast du also mit mir Schluss gemacht.«
»Weil du mit Elizabeth Pendergast ausgegangen bist.«
Er senkt den Kopf noch weiter. »Unsere Eltern haben eine Vision von uns als Paar. Und du gehörst zu den wenigen, die verstehen, dass diese Verpflichtungen meiner Familie gegenüber Bullshit sind. Das gehört zu den Dingen, die ich schon immer an dir geliebt habe. Und jetzt zitterst du. Lass mich einfach …« Er legt seine Lippen auf ihre.
Er ist ihr Kryptonit.
Ihr Körper schmiegt sich an seinen wie ein zu Boden schwebender Chiffonschal. Er packt ihren Po und drückt sie fester an sich. Das vergangene Jahr mit all den Schmerzen, der Trauer, der
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