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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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anderen ein Richter, der wie ein Wackelfigürchen mit dem Kopf nickte, und laut Schuldig sagte. Am kürzesten Faden baumelte Edy. Jake nahm eine Schere und durchschnitt den Strang. Aus seinem grinsenden Mund stieg in einer Sprechblase ein »Ups!«.
    Es klopfte. Außerhalb meines Kopfs. An der Tür. In meinem Kopf explodierte das Land und ich war schuld.
    »Ich bin’s. Margot.«
    Weder Smiley noch ich gaben einen Laut von uns.
    »Es ist alles in Ordnung. Die Polizei war hier, ist aber wieder weg.«
    »Soll ich aufmachen?«, flüsterte Smiley.
    Woher sollte ich das wissen? Ich war achtzehn Millimeter vom Durchdrehen entfernt. Da fällte ich besser keine Entscheidungen.
    »Mick!«
    »Du bist doch der Experte im Vertrauen«, krächzte ich.
    »Jungs?«, drang die Stimme durch die Tür.
    »Scheiße!«, murmelte Smiley.
    Er knipste seine Lampe an und ging zur Tür. Es dauerte eine Weile, bis er sie entriegelt hatte. Ich schloss die Augen wie damals als Kind. Natürlich hatte es nie funktioniert. Man wurde nicht unsichtbar, nur weil man die anderen nicht sehen konnte. Die Dinge geschahen, ob man sie sah oder nicht.
    Ich konnte den schwarzen Mann fühlen, wie er ins Zimmer kam. Wie er das Licht anmachte. Wie die Adern an seinen Schläfen pulsierten, der Mund sich zu einem dunklen Schlund öffnete, aus dem der schwarze Mann Bibelzitate spuckte, bis sein Gesicht knallrot angelaufen war und aus den Mundwinkeln der Speichel lief. Nach dem letzten Zitat schloss sich der Schlund, knochige Finger griffen nach mir, sehnige Arme zerrten mich aus dem Bett, drückten mich auf die Knie. So musste ich verharren, den schwarzen Mann in meinem Rücken, und aus der Bibel lesen. Abend für Abend. Je nachdem, was ich in den Augen des schwarzen Mannes falsch gemacht hatte, dauerte dieses Lesen stundenlang. Manchmal konnte ich die Pisse nicht halten, und dann holte er mit dem Gürtel aus, schlug ihn hart auf meinen Rücken und ich musste noch länger lesen. Bis ich weder die nassen Schlafanzughosen noch die Knie spürte. Und nie kam Gott und half mir.
    Ich war so sehr in der Vergangenheit und meiner Angst gefangen, dass ich schreiend hochschoss, als Smiley mich schüttelte. Erst der Schmerz in meinem Kopf, mit dem ich gegen das obere Kajütenbett knallte, holte mich zurück in die Gegenwart.
    Margot schaute mich prüfend an. »Brauchst du ein Beruhigungsmittel?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte nie Drogen genommen, aber wenn ich weiterhin mit Medikamenten gefüllt wurde, hatte ich bald mehr Gift in mir als ein durchschnittlicher Junkie. Meinem Bein mochte das helfen, meinem Kopf tat es nicht unbedingt gut.
    »Was war los?«, fragte Smiley.
    »Ein anonymer Anruf«, erklärte Margot. »Jemand hat der Polizei verdächtige Gestalten gemeldet, die sich angeblich auf dem Gelände herumgetrieben hätten. Ich habe die Herren von der Polizei durch das ganze Haus geführt. Sie haben ein paar Fragen gestellt und sind wieder gegangen.«
    »Denkst du, dass hinter dem Anruf Jakob Linders Männer stecken?«, fragte Smiley.
    »Ich denke eher, dass diese Männer hier herumgeschnüffelt haben und dabei von Nachbarn gesehen wurden.«
    Margot ging im Raum hin und her. Immer wieder drückte sie ihre Hände gegen das Gesicht und atmete tief aus. Ich schaute Smiley an und wusste, was er dachte. Das ist kein gutes Zeichen .
    Wir stellten keine Fragen, sondern warteten, bis Margot mit den schlechten Nachrichten herausrückte.
    »Edy ist zu sich gekommen. Sie …«
    »Ich wusste es!«, rief Smiley. »Sie ist eine Kämpferin.«
    Ich sagte nichts, weil ich mich gerade auf einem Teilstück der Achterbahn befand, in dem es sich einfach nur gut anfühlte.
    »Sie hat ausgesagt.« Margot zögerte. »Gegen euch.«
    »Hat sie nicht«, antwortete Smiley.
    »Es tut mir leid.« Margot hörte auf herumzutigern und setzte sich an den Tisch, der in der Ecke mit der Küchenzeile stand.
    Ich raste ins Nichts.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Smiley leise.
    Margot schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich noch einmal für etwas, für das sie nichts konnte. »Ich habe keine Ahnung, wie ich dir das schonend beibringen soll, Mick.«
    »Dann sagen Sie’s einfach direkt.«
    Ich kannte eine Menge Arten zu fallen. Die durchbrochenen Traumböden, die Achterbahn, den Sprung in die Tiefe. Es war Zeit für den Aufprall.
    »Sie behauptet, du hast ihre Mutter umgebracht, sie entführt und in der Hütte mit einem Messer angegriffen.«
    Ich nickte. Wie das Wackelfigürchen

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