no_way_out (German Edition)
war so sicher wie das Amen des schwarzen Mannes am Ende seiner abendlichen Erziehungsversuche.
»Versprochen«, antwortete ich. Obwohl ich wusste, dass dieses Versprechen nichts wert war, weil ich nie dazu kommen würde, es einzulösen, klopfte mein Herz wie blöd.
John_Gambler @derSpieler
Verliere nie die Nerven. Und wenn du sie trotzdem verlierst, lass dir nichts anmerken. #Spielregeln
Margot brachte uns Pizza, etwas zu trinken und einen Stapel Kleider.
»Perfekt«, meinte sie zu meinem neuen Erscheinungsbild. »Siehst gut aus ohne die Piercings.«
Smiley warf mir einen triumphierenden Blick zu und machte sich über das Essen her. »Iss!«, befahl er zwischen zwei Bissen.
Ich versuchte es, aber mein Magen rebellierte. Wenigstens das Trinken klappte.
»Es gibt eine kleine Planänderung«, erklärte Margot.
Smiley hörte auf zu kauen. »Warum?«, fragte er mit vollem Mund.
»Ihr seid die einzigen Zeugen, die wissen, was wirklich passiert ist. Das Haus wurde beobachtet und wird es wahrscheinlich immer noch. Es kann sein, dass sie versuchen werden, euch herauszuholen. Wir müssen euch so schnell wie möglich an einen sicheren Ort bringen.«
»Wie soll das gehen?«, fragte ich. »Sie haben doch gesagt, wir werden beobachtet.«
»Daniel und ich haben uns ein Täuschungsmanöver ausgedacht. Es wird gleich laut und hektisch werden. Eine Gruppe Jugendlicher tut so, als bringe sie mir einen Verletzten. Sobald sie im Haus sind, kommt ihr in mein Praxiszimmer und verschwindet mit ihnen. Sie werden einen ziemlichen Trubel veranstalten beim Verlassen des Gebäudes.« Margot lächelte angespannt. »Manchmal muss man auffallen, um nicht aufzufallen.«
»Dann ziehen wir uns besser mal um«, meinte Smiley trocken.
Wir schlüpften in Leons Sachen, mit denen wir problemlos in jede Szenebar der Stadt reingekommen wären. Smiley stolzierte durch den Raum wie ein Gockel. Übungshalber, wie er sagte.
Wahrscheinlich hätte er noch eine ganze Weile weitergeübt, wenn draußen nicht ein fürchterlicher Lärm losgegangen wäre. Es klang nach einer ganzen Horde aufgebrachter Menschen. Kurz danach klingelte es Sturm. Margot verschwand nach oben.
Smiley schaute mich an. »Bist du bereit?«
So bereit, wie man sein konnte, wenn man sich gleich in etwas stürzt, aus dem es kein Entkommen gibt. »Bereit«, sagte ich.
In Margots Praxis drängten sich Menschen. Es mussten mindestens ein Dutzend Leute sein, Jungs und Mädchen durcheinander, alle etwa in unserem Alter und alle ähnlich angezogen wie wir. Im Getümmel verlor ich Smiley. Ein Typ setzte mir eine wollene Mütze auf und legte seinen Arm um meine Schultern, als seien wir beste Freunde. Ich sah, wie einer der Jungs sich auf Margots Liege setzte. Das schien ein Zeichen an die anderen zu sein. Wie auf Kommando zogen sie sich in den Flur zurück. Mein neuer bester Freund schleppte mich mit. Irgendwo im Gewusel entdeckte ich Smiley, Hand in Hand mit einer schwarzhaarigen jungen Frau mit einer atemberaubenden Figur. Im Sog der Gruppe taumelte ich nach draußen.
»Danke, Doktor Petersen«, rief ein Mädchen.
»Danke«, grölten ein paar Jungs und wankten wie Betrunkene über die Einfahrt. Smiley und ich waren mittendrin.
»Wer seid ihr?«, fragte ich den Typen, an dessen Arm ich hing.
» Gerechtigkeit für Leon «, antwortete er aufgedreht.
In einem Nachbarhaus wurde ein Fenster aufgerissen. Eine Frau lehnte sich heraus und bombardierte uns mit wüsten Beschimpfungen.
»Immer schön cool bleiben!«, rief einer aus der Gruppe zu ihr hoch.
Ausgelassen drängten sich unsere Begleiter durch das Tor auf die Straße, zogen Smiley und mich mit und bogen nach ein paar Metern in eine Seitengasse ein. Ich bemerkte den Wagen erst, als sich die Tür öffnete und mich mein neuer bester Freund mit einem »Viel Glück!« hineinstieß. Bevor ich begriff, was das sollte, knallte Smiley von der anderen Seite her in mich rein. Die Türen wurden zugeschlagen und eine vertraute Stimme befahl uns, uns zu ducken.
»Was …«, begann Smiley.
»Klappe!«, befahl Daniel. »Macht euch unsichtbar.«
Ich ließ mich zwischen den Vorder- und den Rücksitz gleiten. Smiley kippte zur Seite und presste sich an den Sitz. Die Stimmen entfernten sich. Daniel wartete, bis es still wurde. Erst dann startete er den Motor. Ich blieb, wo ich war, und auch Smiley rührte sich nicht.
Keiner von uns sprach ein Wort. Um mich abzulenken, zählte ich die Straßenlampen, unter denen wir durchfuhren.
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