no_way_out (German Edition)
Irgendwo zwischen fünfzig und zweiundfünfzig gab Daniel Entwarnung.
»Okay, Jungs, die Luft ist rein. Ihr könnt’s euch bequem machen. Wir fahren jetzt …«
»Nirgendwohin«, beendete Smiley den Satz für ihn. Er lag nicht mehr auf dem Rücksitz, sondern saß direkt hinter Daniel. »Lass uns aussteigen.«
Ein leises Klicken verriet mir, dass Daniel die Türen verriegelt hatte.
»Spinnt ihr?«, fragte er. »Ihr kommt keinen Kilometer weit.«
»Unterschätze niemals zwei zu allem Entschlossene.«
An Smiley war nichts Friedfertiges mehr. Für einen, der nicht einmal eine Minitaschenlampe wirklich klaute, sondern nur borgte, klang er ganz schön bestimmt. Daniel reagierte nicht. Er fuhr einfach weiter.
»Mach die Tür auf!«
»Was versprichst du dir von dieser Aktion?«
Daniel warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.
Für meinen Geschmack blieb er viel zu ruhig. Der Typ war nur ein paar Jahre älter als wir. Er sah aus wie ein Studienkollege von Leon. Wie konnte er so gelassen bleiben?
»Anhalten!«, befahl Smiley. »Sofort.«
Er musste die Schere eingepackt haben, mit der er mir die Haare geschnitten hatte. Anders konnte ich mir die Scherenspitze an Daniels Kehle nicht erklären. Das war nicht so geplant gewesen! Also, eigentlich war gar nichts geplant gewesen. Wir hatten einfach den richtigen Moment abwarten wollen. Für Smiley schien das jetzt zu sein.
»Lass den Quatsch«, sagte Daniel ruhig.
»Ich mache keinen Quatsch.« Auch Smiley klang ruhig, allerdings auf eine gefährliche Art. »Du hältst jetzt den Wagen an und steigst aus.«
»Oder?«, fragte Daniel.
Mein Blick klebte an der Spitze der Schere. Sie drückte gegen glänzende Haut. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, dass Daniel schwitzte und nicht ganz so gefasst war, wie er tat.
»Muss ich es dir zeigen?« Smiley drückte noch etwas fester.
»Smiley«, flüsterte ich. »Nicht.«
»Mick hat recht. Du machst einen Fehler.«
Das sagen die Typen immer. Ob man das irgendwo so lernt?
»Du hast deinen schon gemacht«, gab Smiley zurück. »Es gibt nur zwei Arten von Leuten, die so arschcool reagieren, wenn man ihnen eine Waffe an den Hals drückt. Bullen und Kriminelle. Ich will gar nicht wissen, zu welcher Sorte du gehörst. Halt einfach den Wagen an.«
Daniel trat voll auf die Bremse. Ich wurde erst nach vorn und dann zurück geschleudert. Bevor ich kapierte, was los war, warf sich Daniel gegen die Tür und rollte sich aus dem Wagen. Wie eine Katze sprang er auf die Beine, riss die Hintertür auf und krallte sich Smiley. Keine Ahnung, wann er die Tür entriegelt hatte.
»Verdammt noch mal!«, rief er. »Lasst euch helfen.«
Ich sah und hörte alles wie durch einen Nebel. Die Schere, die Smiley losgelassen hatte. Meine Hand, die sich nach ihr ausstreckte. Den kühlen Türgriff. Harten Asphalt unter meinen Füßen. Wacklige Bilder und keuchenden Atem, als ich um den Wagen rannte. Daniel, der Smiley zu Boden stieß und sich zu mir umdrehte. Seinen Hals, über den sich eine rote Linie zog. Die Schere in meiner Hand. Einen lauten Schrei.
Dann war der Nebel weg und Daniel sank in Zeitlupe zu Boden. Seine Hand umklammerte seinen linken Arm. Zwischen den Fingern quoll Blut heraus und tropfte auf seine Hose. Es vermischte sich mit den ersten schweren Tropfen des einsetzenden Regens zu einem immer dichteren Muster, bis die Nässe alles zu einer einzigen dunklen Fläche gefärbt hatte.
»Sag, dass das nicht wahr ist«, flüsterte Smiley.
»Das Handy«, keuchte ich. »Ich will dein Handy.«
Daniel versuchte, auf die Beine zu kommen, doch er rutschte auf dem nassen Asphalt aus und sank wieder auf den Boden. Ich beugte mich zu ihm hinunter und zog ihm das Handy aus der Hosentasche.
»Jungs, das ist doch Wahnsinn«, stöhnte Daniel. »Ich kann euch helfen.«
»Wir helfen uns lieber selber.« Ich warf das Mobiltelefon auf den Boden und stampfte es in Stücke. »Autoschlüssel!«, rief ich Smiley zu.
Er ging um den Wagen herum, um nicht in Daniels Nähe zu kommen und holte ihn sich von der Beifahrertür her. Mit einem lauten Klicken schlossen sich die Türen.
»Gehen wir«, sagte er rau.
Daniel rappelte sich auf die Beine. »Jungs …«
»Tut mir leid«, murmelte ich und rannte los.
Walter T. @Eidgenoss
Weg mit dem Gesocks. Auf in den Kampf! #stand_your_ground
»Glaubst du, er ist ein Bulle? Ein verdeckter Ermittler oder so?«
Smiley fuhr mit der Hand durch
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