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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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warten?«
    Ja. Nein. Keine Ahnung. Ich hatte das Gefühl, gleich umzukippen. »Nein«, sagte ich schnell. »Ich … Ich komme mit und wenn da dann einer sitzt, können wir immer noch überlegen, was wir tun sollen.«
    »Guter Plan«, murmelte Smiley.
    Er hetzte so schnell die Treppen hoch, dass ich mit meinem verletzten Bein nicht hinterherkam und deshalb ein paar Sekunden nach ihm in den Flur bog.
    »Da sitzt keiner«, empfing mich Smiley. »Sind wohl alle unten beschäftigt.«
    Ich traute der Ruhe nicht. Während ich hinter Smiley herging, musste ich mich zwingen, mich nicht die ganze Zeit nach den Bullen umzusehen. In Sachen Übelkeit hatte ich die Maximalstufe erreicht. Dachte ich. Aber als Smiley vor dem Zimmer mit der Nummer 405 stehen blieb, kurz anklopfte, die Tür öffnete und den Kopf durchstreckte, wurde es nochmals drei Stufen schlimmer. Ich glaubte, gleich zusammenzuklappen und musste mich mit beiden Händen an der Wand abstützen. Ich wollte nichts sehnlicher als Edy sehen, und ich hatte vor nichts mehr Angst als davor, Edy zu sehen.
    Smiley sagte irgendwas ins Zimmer hinein und dann irgendwas zu mir. Ich glaube, es klang nach »Die Luft ist rein«, aber genauso gut hätte er mir erklären können, dass drei Bullen Edy bewachten. Es hätte keinen Unterschied gemacht.
    Total fertig wankte ich ins Zimmer. Ich sah ein Bett, verschwitzte blonde Haare, Beutel an einem Ständer, durchsichtige Röhren, durch die Flüssigkeit rann. Ein kreideweißes Gesicht mit roten Flecken.
    Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, wie ich über einem Waschbecken hing und würgte, während meine Hände den Beckenrand umklammerten. Hinter mir redete Smiley mit einer Stimme, die so sanft war wie das Streicheln weicher Hände. Ich war zu aufgewühlt, um zu verstehen, was er zu Edy sagte, aber ich bekam mit, dass sie antwortete. Ganz leise und stockend.
    Irgendwann hörte ich einen Stuhl rücken. Eine Hand legte sich auf meine. »Wir haben nicht den ganzen Abend Zeit«, sagte Smiley immer noch ganz weich. »Willst du Edy nicht noch was sagen, bevor wir wieder gehen?«
    Ich ließ das Becken los. Während ich ein Bein vors andere setzte, konzentrierte ich mich auf den Stuhl neben dem Bett. Alles andere blendete ich aus. Als ich endlich beim Stuhl ankam, setzte ich mich nicht, aus Angst davor, nie mehr aufstehen zu können.
    »Es tut mir leid«, brach es aus mir heraus. »Wenn … Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es tun. Ich würde eine andere Straße nehmen.«
    »Jake hätte dich trotzdem gefunden.«
    Ich sah, wie sehr Edy das Reden anstrengte. Sie brauchte Ruhe. Nicht den kaputten Typen, der ihr das angetan hatte. Ich wandte mich ab.
    »Warte!« Es war mehr ein Keuchen als ein Wort.
    »Ich … habe dich … verraten.« Sie schloss die Augen. In ihren Wimpern hing eine Träne.
    »Und ich dich beinahe umgebracht.« Ich konnte kaum sprechen.
    Ihre Lippen bewegten sich. »Aber … ich muss dir noch … ich habe … es ist …«
    Nein, sie musste mir nicht erklären, warum sie es getan hatte! »Es tut mir so leid. Ich …« Der Kloß in meinem Hals wurde zu groß.
    Eine Haarsträhne lag über ihren Augen, auf ihrer Wange. Ich wollte sie ihr aus dem Gesicht streichen, aber ich traute mich nicht. Schnell drehte ich mich um und ging zu Smiley, der die ganze Zeit bei der Tür gestanden und durch einen schmalen Spalt den Flur im Auge behalten hatte.
    »Packst du das?«, fragte er.
    Ich nickte. Ja, ich packte das, ich war bereit, Jake hochgehen zu lassen. »Hast du …«
    »Ja«, flüsterte er. »Ich habe ihr die Fragen gestellt. Du hattest ja einen Totalausfall.«
    Wir verließen das Zimmer, als hätten wir jedes Recht der Erde gehabt, uns darin aufzuhalten. Auf dem Flur waren nur Krankenhauspersonal und ein paar Patienten. Diese Leute schienen uns als normale Besucher wahrzunehmen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann mich das letzte Mal niemand misstrauisch angesehen hatte. Es musste an den Klamotten liegen. War es wirklich so einfach? Die richtigen Klamotten, die richtige Frisur, keine Piercings im Gesicht, und schon gehörte man dazu? Unbehelligt gingen wir in Richtung Treppe. Wenige Meter noch und wir konnten uns durch die Tiefgarage davonschleichen.
    Eine Patientin lächelte mich an. Hinter mir ging die Lifttür auf. Ich drehte meinen Kopf und sah, wie ein Mann in den Flur trat. Er schaute in die andere Richtung und trotzdem erkannte ich ihn an der Art, wie er dastand. Daniel! Smiley und ich

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