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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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anderes, als ein bisschen Pot zu rauchen oder die Karre seines Vaters über das Geschwindigkeitslimit zu drücken. Für einen Kick war das Risiko zu groß.
    »Warum wart ihr vorher da draußen?«, fragte ich.
    »Lange Geschichte.« Jasper streckte seinen Rücken durch und lehnte den Kopf in den Nacken. »Warum seid ihr nicht mit Daniel geflohen?«
    »Lange Geschichte«, antwortete ich schnell.
    Johanna klopfte sich ein Kissen zurecht und drückte es an sich wie einen Teddybären. »Ihr habt eine ganze Menge mitgemacht. Wollt ihr euch nicht erst einmal ausruhen? Wir können uns diese Geschichten auch morgen früh erzählen.«
    Smileys Gesicht lief rot an. »Ich möchte eure Geschichte eigentlich lieber jetzt hören.«
    »Traust du uns nicht?«, fragte Johanna und blinzelte ihm zu.
    Sein Mund öffnete sich leicht, doch es kam nichts raus.
    Ich antwortete für ihn. »Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns bleibt. Gut möglich, dass wir noch diese Nacht wieder abhauen müssen. Es wäre besser, wenn wir Bescheid wüssten.«
    »Hat euch Margot von Gerechtigkeit für Leon erzählt?«, fragte Jasper.
    »Ja, und von den Triggern und den Aufmischern.«
    »Das macht die Sache einfacher.« Johanna klopfte ein weiteres Kissen zurecht und hielt es Smiley hin. »Kann trotzdem eine Weile dauern, machst es dir also besser etwas bequemer.«
    Ihre Hände berührten sich, als Smiley nach dem Kissen griff. Das Rot auf seinem Gesicht wurde noch eine Spur knalliger.
    »Also gut«, sagte Jasper und dann öffneten er und Johanna uns die Tür zu einer Welt, die mir noch viel weniger vertraut war als die Wohnung, in der ich mich befand.
    »Wir gehören zur Bewegung. Wir sind Teil von Gerechtigkeit für Leon . Normalerweise kämpfen wir im Internet für unsere Sache, ihr wisst schon: Webseite, Blog, Twitter, Facebook, Google Plus und so.«
    Ich wusste nicht viel, aber ich hielt meinen Mund und hörte ihm weiter zu.
    »Heute rief uns Margot an und bat uns, euch mit ein paar Kollegen aus ihrem Haus rauszuholen. Natürlich …«
    »Natürlich waren wir sofort dabei«, fiel ihm Johanna ins Wort. »Endlich konnten wir einmal etwas richtig Wichtiges tun. Nicht einfach eine Flugblattaktion in der Fußgängerzone oder eine kleine Demo vor dem Stadthaus.« Ihr Gesicht glühte genau wie Smileys, allerdings aus anderen Gründen. »Euch da rauszuholen war unbeschreiblich. Wir waren danach so aufgedreht, dass wir nicht nach Hause gingen, sondern an einen unserer Lieblingsplätze fuhren, zu den alten Fabrikhallen raus. Dort haben wir gefeiert, bis wir von einem Großeinsatz beim Buspark erfuhren.«
    »Wie ist denn das möglich?«, fragte Smiley.
    »Twitter«, antwortete Johanna.
    Ich hatte davon gehört, dass sich Nachrichten in Windeseile verbreiteten, konnte mir das jedoch nicht so genau vorstellen. Johanna musste meinen fragenden Blick bemerkt haben. »Wie das genau funktioniert, erkläre ich euch morgen«, sagte sie.
    »Jemand hat euch da gesehen und das getwittert«, erzählte Jasper weiter. »Erst glaubten wir das nicht, weil Daniel euch ja aus der Stadt bringen wollte, aber dann kamen immer mehr Meldungen über euch, auch auf Facebook. Das hat uns ganz schön nervös gemacht. Und plötzlich hieß es, ihr seid im Krankenhaus. Meine Güte! Was habt ihr euch dabei gedacht? Daniel hatte doch …«
    »Eine kleine Planänderung«, unterbrach ich ihn. Ich wollte nicht über Daniel reden. »Ihr wusstet also, wo wir waren.«
    »Ziemlich«, sagte Jasper.
    Es schien, als hätten eine ganze Menge Leute gewusst, wo wir uns aufhielten. Und ich zerbrach mir den Kopf darüber, wie es Jakes Männern gelungen war, uns im Krankenhaus auszumachen. Die Typen lasen bei Twitter mit! Oder sie verfügten über ein sehr dichtes Netz an Aufpassern und Überwachern.
    »Ihr habt wirklich eine mächtige Spur gezogen.« Jasper grinste. »Eigentlich ein Wunder, dass euch die Bullen nicht geschnappt haben.«
    »Die haben vielleicht keine Zeit für Twitter«, murmelte Smiley. »Ich meine, früher hörte man den Polizeifunk ab, wenn man wissen wollte, was abging. Und jetzt …« In einer ratlosen Geste verwarf er seine Hände.
    »Na ja, es ist ja auch eine besondere Situation«, sagte Johanna. »Die Medien sind seit Tagen voll von der Linder-Geschichte. Jeder im Land hält nach euch Ausschau. Es findet so was wie eine Jagd statt.«
    Eine Jagd, an der dank Internet jeder teilnehmen konnte. Andererseits hatte uns Twitter gerettet, denn zufälligerweise hatte jemand beobachtet, wie ein

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