no_way_out (German Edition)
Höhepunkt im Fall Linder.
Auf einer spektakulären Flucht hat der Tatverdächtige Mick S. die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und ist zusammen mit einer zweiten Person, wahrscheinlich seinem mutmaßlichen Komplizen Kurt W., über eine Kurve in den Wassergraben bei der Senke nördlich des Industriegebiets gerast. Jugendliche Partygänger hatten den Vorfall beobachtet und versuchten noch, die beiden Verunglückten aus dem Wagen zu ziehen, bevor er in der Tiefe versank. »Wir sind sofort runter zum Wasser«, erzählte uns Levi X., einer der jungen Männer, die als Erste am Unfallort eintrafen. »Aber wir kamen zu spät.«
Verschiedene Zeugen bestätigen, dass die beiden Verunglückten vor ihrem Unfall in der Nähe des Krankenhauses gesehen wurden, einige behaupten sogar, es sei ihnen gelungen, bis zur verletzten Editha Linder vorzudringen. Ob und wie dies geschehen konnte, ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Es wird vermutet, dass sie das Chaos, das nach den Unruhen vom Buspark ausgebrochen ist, für sich genutzt haben. Die Aufmerksamkeit der Polizei und der Krankenhausangestellten konzentrierte sich auf die verletzt eingelieferten Opfer der Unruhen.
Außer Frage steht, dass dem gestrigen Abend Konsequenzen folgen müssen. Klaus Peter Niedermeier, der Sprecher des Bundes für eine tatkräftige Nation, BtN, fordert strengere Maßnahmen in Bezug auf Jugendkriminalität und eine verschärfte Revision des Strafrechts. »Es kann nicht sein, dass wir uns von ein paar wenigen asozialen Elementen kaputt machen lassen, was wir uns mit Einsatz, Fleiß und Disziplin aufgebaut und erarbeitet haben.« Sowohl die Polizei als auch Politiker der linken und gemäßigten Parteien mahnen weiter zur Besonnenheit.
Noch stehen viele Fragen im Raum, aber eines ist nach den gestrigen Ereignissen überdeutlich geworden: Nach Monaten, Wochen und Tagen der Unruhe und der dramatischen Entwicklung im Fall Linder steht unser Land am Rande einer Zerreißprobe.
Dario Gallati @dariobraveheart
#no_way_out Die #Brückenspringer sind tot. #toteHelden @BtN Ist es das, was ihr wolltet?
Jasper zeigte auf Levis Bild. »Müssen sie von Facebook haben.« Er trank einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. »Das machen die so. Fragen gar nicht erst, sondern bedienen sich einfach.«
Mein Foto hatten sie nicht von Facebook, sondern aus meiner Akte. Es war dasselbe wie bei dem Artikel, den Smiley mir an den Fluss mitgebracht hatte. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, ein Phantombild anzufertigen, das mich so zeigte, wie ich jetzt aussah. Warum auch? Ich war ja tot.
Ich beobachtete Jasper, wie er Frühstücksflocken in zwei Schalen kippte und mit reichlich Milch begoss.
»Danke«, sagte ich. »Für alles.«
»Keine Ursache.« Er hielt mir eine der beiden Schalen hin. »Wir müssen uns was überlegen. Für euch, meine ich.«
»Im Moment reicht es mir, wenn du mir das mit dem Internet erklärst«, sagte ich. »Damit ich mich schlaumachen kann, was so alles läuft.«
Er schien erleichtert, erst einmal über etwas reden zu können, das er im Griff hatte. »Du bist wohl kein regelmäßiger User, was?«
»Einer wie ich hat kein Internet.«
Jasper schaute mich an wie ein Forscher, der soeben eine neue Tierart entdeckt hat.
»Brauch ich nicht«, murmelte ich.
»Schon okay. Entschuldige. Ich vergesse manchmal, dass nicht jeder sich für die virtuelle Welt interessiert.«
Einige der Frauen, bei denen ich eine Weile gewohnt hatte, waren auf Facebook gewesen. Ich hatte dabei ein paar Dinge mitbekommen, aber nicht wirklich kapiert, was daran so toll sein sollte. »Es ist nicht so, dass ich noch nie online war«, sagte ich. »Musst also nicht bei Adam und Eva anfangen.«
Jasper nahm das als Einladung und schoss los. »Das Internet gibt uns Möglichkeiten, die wir nie zuvor hatten. Gruppen mit Mitgliedern aus der ganzen Welt können sich zusammentun und zu einer Bewegung werden. Wir haben das für Leon und alle anderen Trigger getan mit Gerechtigkeit für Leon .«
»Wenn ich das richtig verstanden habe, sitzen die alle noch im Knast.«
»Stimmt. Aber wir sorgen dafür, dass sie nicht vergessen werden. Wir sammeln Geld für ihre Anwälte. Wir stellen unbequeme Fragen. Es ist wie eine friedliche Revolution.«
»Daran glaubt ihr wirklich?«, fragte ich.
»Ja. Und unsere Politiker werden erst merken, was los ist, wenn es zu spät ist. Die haben keine Ahnung von Internet und Social Media . Denken, wir schreiben da einfach nur
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