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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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schwarzer VW von einem der Hinterausgänge des Krankenhauses davongerast war. Auf dem Beifahrersitz machte er mit ziemlicher Sicherheit Smiley aus. Er beschrieb den Wagen und gab die Richtung an, in die er davonraste. Wer online war und den VW sah, meldete, wo er gerade war.
    »Ihr seid genau auf uns zugefahren«, erklärte Johanna. »Wir stiegen in unsere Autos und kamen gerade noch rechtzeitig zur Senke.«
    »Das ist der spannende Teil, den du verpasst hast«, sagte Jasper. »Die hielten an, packten dich wie einen nassen Sack auf den Fahrersitz und schoben den Wagen an. Uns ging der Arsch auf Grundeis. Wir hatten keine Ahnung, was wir tun sollten. Bis Jojo auf die Idee kam, die wilde Partyhorde zu spielen.« Er sah seine Schwester an, mit einem Blick, in dem Bewunderung und Stolz lagen. »Wir schalteten die Scheinwerfer ein, drehten den Sound auf und bretterten direkt auf euch zu. Die zwei Typen gingen in Deckung und stiegen kurz danach in ein Auto, das aus der entgegengesetzten Richtung angefahren kam.«
    »Wir haben sie gestört«, sagte Johanna. »Sie hatten keine Zeit mehr zu überprüfen, ob der Wagen auch wirklich im Wassergraben untergegangen war. Ihr habt riesiges Glück gehabt.«
    Unter riesigem Glück stellte ich mir etwas anderes vor. Wir lebten noch, aber ich machte mir keine Hoffnungen. Die Typen hatten aus sicherer Entfernung beobachtet, was danach geschah. Vier Wagen. Vier Nummernschilder. Vier Möglichkeiten, wo wir sein konnten. Sie würden uns finden.
    »Wir können nicht hierbleiben.« Ich wollte aufstehen, aber Jasper drückte mich zurück in den Sessel.
    »Bei uns seid ihr sicher. Nicht für lange, aber für den Moment. Wir haben dafür gesorgt, dass die Bullen euch für tot halten, und die Kerle, die hinter euch her sind, werden es nicht wagen, euch aus dieser Wohnung zu holen.«
    Er war ein netter, naiver Kerl, der im Internet lebte. Ich wusste mittlerweile, was Jakes Leute alles wagten und auch taten. Deshalb wollte ich so schnell wie möglich weg, solange die Bullen noch dachten, wir seien tot, aber ich war total erledigt. Mir fielen die Augen zu. Die Dunkelheit und die Träume warteten nur darauf, mich in die Tiefe zu reißen. Ich trieb in einem Pool mit zerrissenen Fotos, geriet in einen Strudel und sank hinab auf den Grund eines Flusses. Dort suchte ich die Hand meiner Schwester und fand sie nicht. Zur Strafe schloss mich der schwarze Mann in ein Autowrack in den unendlichen Tiefen eines Wassergrabens. Auf dem Beifahrersitz starrte Smiley mit weit aufgerissenen Augen in einen dunkelgrauen Schlund. Im Rückspiegel sah ich Edy, blass und wunderschön. Sie hielt Sinas Hand und bat mich, sie nicht sterben zu lassen. Ich begann, wie ein Irrer gegen die Scheiben zu schlagen, ich rüttelte an der Tür. In meinen Lungen platzten die letzten Luftbläschen. Ich schlug noch heftiger. Der Wagen kam ins Rutschen, gleich würde er weiter in die Tiefe gleiten, er begann zu vibrieren, immer stärker. Die Scheiben barsten, tintenfischartige Arme drangen ins Wageninnere, packten mich, umschlangen mich, drückten zu, zerrten mich hoch.
    »Ruhig. Ganz ruhig«, flüsterte eine Stimme dicht an meinem Ohr. Es war nicht die von Smiley. Ich riss die Augen auf und schaute in ein entsetztes Gesicht. »Du bist in Sicherheit«, sagte das Gesicht, das ich irgendwoher kannte. »Ich bin’s, Jasper. Ich tu dir nichts.«
    Jasper? Ich muss ihn angesehen haben wie einen von einem anderen Planeten.
    »Wir haben euch aus der Senke geholt letzte Nacht, erinnerst du dich?«
    Der Typ mit der Mütze! Ich nickte. »Wo ist Smiley?«
    »Smiley und Jojo schlafen«, sagte er leise. »Hast du Durst? Hunger?«
    Mein Mund war total trocken. »Durst«, sagte ich.
    »Gut, dann mach ich uns Frühstück.«
    Jasper brachte mich in die Küche und setzte mich an einen alten, hölzernen Tisch, auf dem ein Tablet lag.
    »Lies«, sagte er. »Vielleicht hilft das deiner Erinnerung auf die Sprünge.«
    Ich sah ein Foto von mir. Las den Titel. Verdächtiger im Fall Linder wahrscheinlich tot.
    Hinter mir setzte das Mahlgeräusch einer Kaffeemaschine ein. Während ich den Artikel las, füllte sich der Raum mit dem Duft von frischem Kaffee und der Tisch mit einer abenteuerlichen Kombination von Lebensmitteln.
    »Das ist alles, was noch da ist«, verkündete Jasper. »Iss.«
     
Verdächtiger im Fall Linder wahrscheinlich tot
     
Nachdem die heftigsten Unruhen seit Langem gestern eine ganze Stadt in Atem gehalten hatten, kam es zu einem tragischen

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