Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
zu, ich hab Samstag totalen Mist gebaut. Ich hätte das mit dem Heiraten nicht sagen sollen. Ich hab völlig die Peilung verloren. Du hast dieses Bild von meinen Eltern gezeichnet, und da konnte ich auf einmal nur noch denken, wie sehr ich dich liebe und dass ich dich nicht werde halten können, wenn ich meine Brüder zu mir hole. Und dann habe ich einen verkorksten Gedanken an den nächsten gehängt, bis am Ende ein Haufen Scheiße rauskam.«
Echo verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Das war die schlimmste Entschuldigung, die ich je gehört habe, aber ich nehme sie an.« Sie richtete den Blick wieder auf die Leinwand.
Ich hatte die Worte ausgesprochen, die ich noch nie zu einem Mädchen gesagt hatte – dass ich sie liebte. Alle Mädchen lechzten nach diesem Satz, aber zwischen uns schien der Abstand nur noch größer geworden zu sein. Vielleicht hatte sie es überhört. »Ich liebe dich, Echo. Selbst wenn du mich niemals heiratest, liebe ich dich trotzdem. Wir finden eine Lösung, wie wir das Ganze geregelt bekommen. Du bist nicht für meine Brüder verantwortlich.«
»Ich weiß.« Sie seufzte und wirkte unendlich müde. Ihr Fuß fing an, gegen das Bein des Hockers zu hämmern. »Ich liebe dich auch, und deswegen, denke ich, sollten wir das Ganze endlich beenden.«
Ein brennender Schmerz durchzuckte mich, doch im nächsten Augenblick wallte Zorn in mir auf. »Aber du hast doch gesagt, dass du mir verzeihst.«
Sie nahm einen Pinsel, tauchte ihn in schwarze Farbe und malte Kleckse mitten auf die Leinwand. »Ich habe eine Chance von bis zu zwanzig Prozent, die Gene meiner Mutter geerbt zu haben.«
»Was hat denn das jetzt damit zu tun? Du bist nicht deine Mutter. Du bist ganz anders als diese Verrückte.«
»Sie ist krank, Noah. Nicht verrückt«, sagte sie leise.
Diese ganze Unterhaltung war verrückt. »Sie hat dich in Stücke gesäbelt. So was nenne ich verrückt.«
Sie schloss die Augen und zuckte zusammen. »Ich bin gestürzt.«
Ich riss ihr den Pinsel aus der Hand und schleuderte ihn durch den Raum. »Red keine Scheiße. Wenn es ein Unfall gewesen wäre, würdest du dich erinnern.« Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, als könnte ich damit den Zorn wegwischen. »Und was zum Teufel hat das jetzt mit uns zu tun?«
Als Echo die Augen aufschlug, lag darin eine geradezu betäubende Qual. »Alles.«
Mein Wunsch, sie zu berühren, war so übermächtig, dass ich ihm nachgab. Ich ging einen Schritt auf sie zu, doch sie sprang von dem Hocker und stellte ihn zwischen uns. Ich schob ihn zur Seite und ging weiter auf sie zu, während sie Schritt um Schritt zurückwich und mir die Hände auf die Brust legte, um mich wegzuschieben. »Ich kann nicht klar denken, wenn du so nah bei mir bist.«
Ich hatte sie bis an die Wand gedrängt und ließ sie nicht entkommen. »Ich mag diese Gedanken nicht, die du ständig wälzt. Ich bleibe jetzt hier stehen, bis du mir in die Augen schaust und mir sagst, dass du mir gehörst.«
Sie senkte den Kopf und versteckte sich in ihrem Haar. Als sie sprach, erinnerte mich ihr Tonfall an den von Jacob, als er schließlich verstanden hatte, dass Mom ihn nie wieder in den Arm nehmen würde. »Das funktioniert nicht mit uns beiden. Hätte es sowieso nie.«
»Blödsinn. Wir gehören zusammen.« Echo schluchzte. Der Laut zerrte an mir, und ich redete in sanfterem Ton weiter. »Sieh mich an, Baby. Ich weiß, dass du mich liebst. Vor drei Nächten warst du noch bereit, mir alles zu schenken. Du kannst nicht einfach so tun, als wäre zwischen uns nichts gewesen.«
»Gott, Noah …« Ihr brach die Stimme. »Sieh mich doch an. Ich bin ein Desaster.«
Ein Desaster? »Du bist wunderschön.«
Sie schaute endlich auf. Keine Tränen mehr, aber die Spuren waren noch zu sehen. »Psychisch bin ich ein Desaster. In zwei Monaten stehst du irgendeinem Richter gegenüber und willst ihn überzeugen, dass du die richtige Person bist, um deine Brüder aufzuziehen. Da bin ich doch bloß ein Risiko.«
Eine bohrende Stimme in meinem Hirn sagte mir, ich solle den Mund halten und zuhören. »Falsch. Meine Brüder werden dich mögen, und du wirst sie mögen. Du bist kein Risiko.«
»Aber wie wird mich der Richter sehen? Willst du es wirklich drauf ankommen lassen?« Sie schluckte. »Zwei Monate nach dem Vorfall mit meiner Mutter hat ein Therapeut versucht, mich dazu zu bringen, mich zu erinnern. Mrs Collins sagt, er hat zu viel Druck gemacht. Ich habe dabei fast den Verstand verloren. Ich bin zwei
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