Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
schläfst. Schau.« Sie blätterte eine Seite um und zeigte mir eine Zeichnung von mir schlafend.
»Was malst du gerade?« Ich klaute ihr den Block und hielt ihre Hand fest, als sie ihn sich wiederholen wollte.
»Nicht gucken, das ist noch nicht fertig. Ich probiere nur rum. Noah …«
Ich blätterte zur obersten Seite zurück, und mir stockte der Atem.
»Bitte sei nicht sauer. Ich wollte dir was schenken. Oh Gott«, stöhnte sie. »Es war eine blöde Idee.«
Ich riss mich von dem Bild los und legte die Hände um ihr Gesicht. »Nein, das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe.« Ich wollte sie küssen, aber ich konnte nicht, ich musste wieder das Bild ansehen. »Wie hast du das gemacht?« Irgendwie hatte sie meine Eltern gemalt.
Sie schmiegte sich an mich und legte den Kopf auf meine Schulter. »Du sprichst oft von ihnen. Nicht irgendwelche langen Beschreibungen oder so, aber immer mal wieder ein Detail. Du hast mir erzählt, dass Jacob deinem Dad ähnlich sieht und du und Tyler deiner Mutter. Du hast gesagt, Mrs Marcos erinnert dich an deine Mom. Dann sah ich dieses Foto von deinen Brüdern und, ich weiß nicht … ich hab einfach alles zusammengesetzt.«
Ich liebe dich
. Jede Faser meines Körpers schrie es. Ich blickte in ihre wunderschönen Augen und wusste, dass ich sie mehr liebte als mich selbst. Ich wusste es seit Wochen, aber ich brachte einfach die Worte nicht heraus. Wenn ich es sagte – dann bekam das mit Echo so etwas Offizielles. Es machte die Beziehung, die ich sowieso schon mit ihr hatte, real.
Aber es war doch real, und es war offiziell. Was für ein Schlappschwanz war ich bloß, dass ich es nicht aussprechen konnte.
Sag es. Sag’s einfach
. Ich holte scharf Luft, öffnete den Mund – und klappte ihn wieder zu. Nein. Nicht hier. Ich würde mit ihr irgendwohin fahren und es ihr dort sagen. An einem richtig schönen Platz. Vielleicht bei dem Brunnen mit der Gedenktafel für meine Eltern. »Dein Dad hat heute Nacht angerufen und nach dir gefragt. Ich habe ihm gesagt, dass du hier bist.«
Sie löste sich von mir und schlang die Arme um die Knie. »Dann sollte ich wohl mal nach Hause fahren.« Ein bitteres Lächeln spielte um ihre Lippen. »Glaubst du, er wird mir vergeben, dass ich eine Nacht lang mal die Regeln gebrochen habe?«
Ich wollte nicht, dass sie ging. Nie wieder. Ich wollte, dass Echo jede Nacht in meinen Armen lag. Aber wie? In zwei Monaten war sie frei, eine erwachsene Frau. Fertig mit der Schule und, wenn sie wollte, auch fertig mit ihrem Vater. Aber ich würde nicht frei sein.
Mich um meine Brüder zu kümmern, das wäre nicht wie Babysitten, sondern ein Vollzeitjob mit Verantwortung. Wie würde ich zwei kleinen Kindern eine zwar ernsthafte, aber eben nicht ehe- oder elternähnliche Beziehung erklären, wenn sie beim Aufwachen Echo in meinem Bett fanden? Und, mehr noch, würde ein Richter mir das Sorgerecht zusprechen, wenn er wusste, dass mein Herz zur Hälfte jemand anderem gehörte?
Ich würde nicht mehr ihr großer Bruder sein. Scheiße, Mrs Collins hatte recht – ich würde ihr Vater sein, und Echo … Echo würde die Frau sein, mit der ich schlief. Die Worte purzelten aus meinem Mund, bevor ich wusste, was ich da eigentlich sagte. »Heirate mich.«
Ihre Augen wurden kugelrund, und sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Wie bitte?«
Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und setzte mich abrupt auf, während ich den Skizzenblock sinken ließ. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber wenn wir die Schule hinter uns haben, heirate mich. Wir kriegen das Sorgerecht für meine Brüder, und du kommst von deinem Dad los, und wir sind eine Familie. Ich weiß, du sehnst dich genauso sehr nach einer Familie wie ich.«
Ihr Mund stand offen, und ihr Blick wanderte zwischen Kopfkissen und Decke hin und her. »Noah … ich … ich weiß nicht. Ich meine, wovon würden wir denn leben? Und wo?«
»Frank hat mir gestern die Stelle als Tagschichtleiter angeboten. Wenn du mich heiratest, bist du bei mir mitversichert. Du kriegst garantiert eins von diesen Uni-Stipendien, für die du dich beworben hast, sodass die Studiengebühren kein Problem sind. Du kannst dir einen Teilzeitjob suchen und mir helfen, für die Jungs zu sorgen. Und wenn alles gut läuft, kann ich vielleicht in einem Jahr oder so Abendkurse belegen.«
Ich war auf einmal total aufgeregt. Vielleicht musste ich mich ja gar nicht entscheiden. Vielleicht konnte ich ja alles haben, nur eben ein
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