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Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie McGarry
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nicht zu würgen. Wenn ich nicht im nächsten Augenblick ohnmächtig werden wollte, musste ich mich hinsetzen. »Können wir uns setzen? Ich muss mich jedenfalls hinsetzen.«
    Sie lächelte mir kurz zu und nickte, während sie sich ebenfalls niederließ. »Weißt du noch, wie ich dir und Aires gezeigt habe, wie man Ketten und Armreife aus Klee macht?« Sie riss ein paar der kleinen weiß blühenden Blumen ab und knotete sie zusammen. »Du hast sie immer so gern als Kranz im Haar getragen.«
    »Ja.« Mehr brachte ich nicht heraus. Sie flocht den Klee zu einem einzigen Strang zusammen, während die Befangenheit zwischen uns wuchs.
    »Danke für deine SMS . Welchen Brief hast du bekommen?« Ich hatte gezielt Kunstgalerien aufgesucht, in denen meine Mutter früher ihre Bilder verkauft hatte, und in jeder einen Brief für sie hinterlassen.
    »Alle. Aber Bridget hat mich letztlich überredet, herzukommen.«
    Ihre Antwort gab mir einen winzigen Stich. Mein Brief allein hatte also nicht genügt?
    »Kommst du oft her, um Aires zu besuchen?«
    Ihre Hände waren mit einem Mal vollkommen still. »Nein. Ich ertrage die Vorstellung nicht, dass mein Baby da in der Erde liegt.«
    Ich hatte sie nicht noch zusätzlich aufwühlen wollen, aber ich hatte mir gedacht, der Friedhof wäre ein sicherer Ort. Falls uns jemand zusammen sehen sollte, hätten wir sagen können, dass wir uns rein zufällig hier begegnet waren. Dann könnte ihr niemand vorwerfen, das Kontaktverbot gebrochen zu haben.
    Ich hätte sie einfach fragen sollen, was in jener Nacht passiert war, und dann wieder gehen sollen, aber als ich sie jetzt vor mir sah, sie beobachtete …, da merkte ich, dass ich so viele Fragen hatte. »Warum hast du mich über Weihnachten nicht zurückgerufen?«
    Letzten Dezember war mein Schmerz über Aires’ Tod so unerträglich geworden, dass ich sie angerufen hatte. Ich hatte ihr eine Nachricht mit meiner Handynummer und unserer Festnetznummer hinterlassen. Ich hatte ihr gesagt, um welche Zeit sie anrufen konnte. Aber sie hatte sich nie gemeldet. Im Januar hatte dann Dad die Festnetznummer ändern lassen, und im Februar die meines Handys.
    »Es ging mir nicht gut, Echo. Ich musste mich ganz auf mich selbst konzentrieren«, sagte sie bloß, ohne irgendeine Entschuldigung.
    »Aber ich hätte dich so gebraucht. Das habe ich dir doch gesagt, oder?« Jedenfalls glaubte ich, dass ich das in meiner Nachricht gesagt hatte.
    »Hast du.« Sie flocht immer noch die Kleeblüten ineinander. »Aus dir ist eine schöne junge Frau geworden.«
    »Abgesehen von den Narben.« Ich biss mir auf die Zunge, kaum dass mir die Bemerkung herausgerutscht war. Mom sagte nichts, und ich wippte mit dem Fuß. Ich riss einen Grashalm aus und zerlegte ihn systematisch. »Ich weiß nicht viel über das Kontaktverbot. Aber es wird ja wohl nicht mehr lange gelten, oder?«
    Vielleicht würde das Loch in meinem Herzen sich nicht mehr so riesig anfühlen, wenn ich Mom von Zeit zu Zeit sehen könnte.
    »Bridget hat mir deine Bilder gezeigt«, sagte Mom, meine Frage ignorierend. »Du bist äußerst talentiert. An welcher Kunsthochschule hast du dich beworben?«
    Ich wartete darauf, dass Mom den Kopf hob, damit ich ihr in die Augen sehen konnte. Wich sie mir aus? Ein warmer Wind wehte über den Friedhof. Die Länge von Aires’ Sarg trennte uns voneinander, aber es fühlte sich an wie der Grand Canyon. »An keiner. Dad hat mir das Malen verboten, nach dem, was passiert war. Mom, hast du eigentlich irgendeinen von meinen Briefen gelesen?«
    In denen ich sie angefleht hatte, sich mit mir zu treffen, damit ich endlich verstehen könnte, was zwischen uns vorgefallen war. In denen ich ihr geschrieben hatte, dass ich mich nach einer Mutter sehnte. In denen ich ihr erzählte, wie zerbrochen ich mich fühlte, weil ich in nur sechs Monaten erst Aires und dann sie verloren hatte.
    »Ja«, sagte sie so leise, dass ich es fast überhört hätte. Dann straffte sie den Rücken und redete in ihrem professionellen Kunstgaleristinnen-Ton. »Hör auf, vom Thema abzulenken, Echo. Wir sprechen über deine Zukunft. Dein Vater hat uns und unser Bedürfnis, Kunst zu schaffen, nie verstanden. Ich kann mir schon vorstellen, dass er sich auf die Gelegenheit gestürzt hat, mich und alles, was mit mir zu tun hat, aus deinem Leben auszuradieren. Gut, dass du es ihm gezeigt und weiterhin gemalt hast. Obwohl ich mir wünschte, du wärst noch stärker für dich selbst eingetreten und hättest dich an einer

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