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Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie McGarry
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brandete Applaus in meinem Kopf auf. Plötzlich hatte ich ein Bild vor Augen: wie ich mit ausgestrecktem Arm die Schleife in Empfang nahm.
    Mein Blick schoss zu Mrs Collins hinüber, während mein Herz wie wild hämmerte. »Die gehört mir.«
    Das Hämmern stieg in meinen Kopf, die Brust schnürte sich mir zu, während ein weiteres Bild auftauchte. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie ich nicht nur die Schleife, sondern eine Urkunde entgegennahm. Den Namen konnte ich nicht lesen, aber das Datum. Es war
das Datum.
    Stromschläge schossen mir die Arme empor und mitten ins Herz. In einem Anfall von Panik warf ich die Schleife quer durch den Raum und sprang von meinem Stuhl hoch. Mein Knie stieß gegen den Tisch, und ich spürte einen messerscharfen Schmerz hinter der Kniescheibe. Ich stürzte zu Boden und wich auf allen vieren zurück, nur weg von der Schleife, bis ich gegen die Tür stieß.
    Mrs Collins stand langsam von ihrem Schreibtisch auf, durchquerte das Zimmer und hob die Schleife auf. »Ja, sie gehört dir, Echo.« Sie sagte es, als würden wir uns über eine Pizza unterhalten, und nicht, als ob ich gerade eine Panikattacke hätte.
    »Das … das kann nicht sein. Ich … hab nie den Governor’s Cup gewonnen.« In einem Teil meines Hirns herrschte Nebel, dann war auf einmal blitzartig alles rot. In einem klaren Moment sah ich eine jüngere Version von mir selbst ein Formular ausfüllen. »Aber ich habe mich angemeldet … in der zehnten Klasse. Ich habe die Bezirksebene gewonnen, dann die Regionalebene, und als Nächstes kam die Finalausscheidung von Kentucky … Und dann … dann …« Nichts mehr. Ein schwarzes Loch verschluckte das ganze Rot und Grau. Schwärze war das Einzige, was zurückblieb.
    Mrs Collins strich ihren schwarzen Rock glatt und setzte sich vor mich hin. Vielleicht hatte ihr das noch niemand gesagt, aber bei einer Therapiesitzung auf dem Boden zu hocken, war nicht normal. Sie zügelte ihren Enthusiasmus und redete in einem ruhigen, beschwichtigenden Ton auf mich ein. »Dir kann hier nichts passieren, Echo, und du darfst dich erinnern, du bist in Sicherheit.« Sie strich über das Seidenband. »Du warst sehr glücklich an diesem Vormittag.«
    Ich neigte den Kopf zur Seite und beäugte die Schleife. »Ich hab … gewonnen?«
    Sie nickte. »Weißt du, ich mag Kunst wahnsinnig gern. Skulpturen zwar noch lieber, aber auch Malerei. Ein Museumsbesuch ist mir immer lieber als ein Kinofilm.«
    Diese Frau redete Schwachsinn. Das war ganz klar. Aber zwischen all diesen nervtötend fröhlichen Sinnsprüchen an der Wand hingen unleugbar auch ein paar Diplome: die University of Louisville war eine wirklich existierende Hochschule, und dasselbe galt für Harvard, wo sie anscheinend weiterstudiert hatte. Ich konzentrierte mich darauf, zu atmen. »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    Mrs Collins legte die Schleife an den Rand ihres Schreibtischs zurück. »Das liegt daran, dass der ganze Tag in deiner Erinnerung gelöscht ist, nicht nur das, was abends passierte.«
    Ich starrte auf die Akte auf ihrem Schreibtisch. »Werden Sie mir sagen, was passiert ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wäre gemogelt. Wenn du dich erinnern willst, musst du dich in Zukunft in unseren Sitzungen anstrengen. Dazu gehört, meine Fragen ehrlich zu beantworten. Keine Lügen mehr, keine Halbwahrheiten. Selbst wenn deine Eltern mit dabei sind. Oder besser gesagt, gerade dann, wenn deine Eltern mit dabei sind.«
    Ich griff mir an die Brust, an die Stelle, wo Aires’ Erkennungsmarke hängen würde, wenn ich sie getragen hätte. Mein Blick hing immer noch an der Akte. »Haben Sie sich die Mühe gemacht, das zu lesen?«
    Sie rieb sich mit einem Finger das Kinn. »Natürlich.«
    Ich biss mir in die Wange. »Dann wissen Sie es. Ich habe schon mal versucht, mich zu erinnern, aber es ging nicht.« Jedenfalls nicht, ohne dass ich dabei fast wahnsinnig geworden wäre. Als ob mein Verstand entzweigerissen würde. In dem Sommer nach dem Vorfall hatte ein Therapeut versucht, die Stahltür in meinem Gehirn zu öffnen, und durch den Spalt kamen die Dämonen herausgestürmt. Ich war zwei Tage lang komplett weggetreten und wachte im Krankenhaus auf. Aus den nächtlichen Albträumen wurden richtige Horrortrips.
    »Sie wollen eine ehrliche Antwort?«, fuhr ich fort. »Na gut. Sie haben recht, ich will unbedingt die Wahrheit wissen. Um mir zu beweisen, dass ich nicht … um sicher zu sein … weil ich mich manchmal frage, ob … ob

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