Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
und schob den Teller näher zu mir. »Da. Aber nicht alle Pommes bunkern.«
»Im Ernst?«
Noah nahm einen Bissen von seiner Hälfte. »Klar. Ich kann doch nicht zusehen, wie meine Nachhilfelehrerin verhungert.«
Ich leckte mir die Lippen wie eine Comicfigur und biss in den Hamburger. Als das saftige Fleisch meine Zunge berührte, schloss ich die Augen und seufzte vor Wonne.
»Ich dachte, so sehen Mädchen nur beim Orgasmus aus.«
Ich verschluckte mich und fing an zu husten. Noah unterdrückte ein Lachen und schob mir das Wasserglas hin. Wenn ich damit doch bloß diese dämliche Röte aus meinen Gesicht bekäme …
»Mir ist deine Antwort auf meine vorige Frage entgangen. Wenn du eine Verabredung hast, warum sitzt du dann mit mir hier beim Essen, während Luke sich da drin allein einen runterholen muss?«
Ich räusperte mich. »Musst du immer so vulgär sein?«
»Nein. Wenn du die Frage beantwortest, verspreche ich, mich ein wenig zu benehmen.«
»Wir waren spät dran, und ich wusste nicht, welchen Film er ausgesucht hatte.
Enemies at War
ist mir ein bisschen zu brutal.« Ich rührte mit dem Strohhalm mein Wasser um und versuchte, möglichst beiläufig zu klingen, während mir in Wirklichkeit die Kriegsszenen durch den Kopf geisterten.
Noah zerknüllte seine Papierserviette. Sein frecher Ton war verschwunden. »Und warum ist er dann jetzt nicht hier bei dir?«
Gute Frage. »Ich hab ihm gesagt, er soll sich den Film zu Ende ansehen. Er hatte sich darauf gefreut.«
»Du hast was Besseres verdient.« Er schob mir den Teller hin. Seine Hälfte des Hamburgers war weg, aber die Pommes noch da.
Wie zum Beispiel einen Typen, der sein Essen mit mir teilte und mir seine Pommes überließ? Einen Typen, der die Regeln brach, damit ich das Gespräch meines Vaters mit meiner Therapeutin belauschen konnte? Einen Typen, der mir seine Jacke lieh, wenn mir kalt war? Einen Typen, der mit einer bloßen Berührung mein Inneres in Flammen setzte? Aber Noah konnte unmöglich ein Mädchen wie mich wollen.
Ich aß meinen Hamburger auf und schob ihm den Teller wieder hin. »Danke. Ich schätze, ich sollte dich nicht länger aufhalten.«
»Was hast du jetzt vor?«
Ein paar Jugendliche saßen um einen der leeren Tische auf dem Essplatz herum. Ein Mann vom Reinigungspersonal stellte ein Schild mit dem Hinweis »Vorsicht! Nasser Boden!« auf. Ein Obdachloser schob einen Einkaufswagen mit seinen Habseligkeiten vor sich her und stierte mich und Noah an.
Ach, keine Ahnung. Allein durch die leere Mall wandern und wahrscheinlich tot und zerstückelt in dem Einkaufswagen da landen.
»Vielleicht schau ich mal ins Spielcenter rüber und hoffe darauf, dass irgendwo ein paar Münzen herumliegen, um eine Runde Pool zu spielen.«
Noah zog eine Braue hoch. »Du spielst Pool?«
»Aires hat es mir beigebracht.« Aires’ Lachen, wenn wir zusammen spielten, verdrängte die Schreie in meinem Kopf.
Noah sprang von seinem Hocker und griff nach meiner Hand. Ich war so überrumpelt, dass mein Herzschlag stolperte. Er zog mich von meinem Sitz. »Komm mit, sehen wir mal, ob Aires dir Pool genauso gut beigebracht hat wie Mathe.«
Wir steuerten die Spielothek an, und Noah verschränkte seine Finger mit meinen. Mein Herz galoppierte wie ein Rennpferd. Das hier war Noah Hutchins. Der Noah Hutchins, der keine festen Beziehungen einging. Der nur auf One-Night-Stands aus war. Der kiffte. Das komplette Gegenteil von mir. Und in diesem Moment alles, was ich wollte.
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Noah
Als sich unsere Finger verschränkten, tauchte Echo hinter ihren Locken ab. Ich hatte seit einer Woche nichts geraucht, aber ich kam mir vor, als würde ich schweben, Wärme rann durch meine Adern, und ich fühlte mich absolut high – nein, nicht high … unbesiegbar.
»Darf ich dich was fragen, und du versprichst mir, nicht beleidigt zu sein?«, sagte ich.
Ihre Hand wurde schlaff, doch ich hielt sie fest. »Wenn es sein muss.«
»Hat dein Name eine bestimmte Bedeutung?«
Wir hatten die Spielothek erreicht. Ein paar Mittelschüler hingen über einer Maschinengewehrimitation, aus dem Computerspiel ertönten Gefechtsfeuer und Geschrei. Ein Student saß hinter einer Glasscheibe zwischen den billigen Trophäen für das Skeeball-Spiel und blätterte in einem Comic. Ich fasste Echos Hand fester und ging mit ihr an den Spielautomaten vorbei nach hinten, wo die verwaisten Pooltische standen.
Widerwillig ließ ich ihre Hand los und steckte ein paar Dollar in den
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