Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
waren Sie noch nie bei so was dabei, aber ganz so förmlich geht’s da nicht zu. Sehen Sie mal.« Ich zog eine Schachtel aus meiner Tasche. »Das Spiel habe ich geliebt als Kind. Immer und immer wieder habe ich es mit meinem Dad gespielt.« Ich nahm immer Schwarz, und er hatte mich immer den ersten runden Stein in den Schlitz werfen lassen. Wer vier Steine in einer Reihe erzielte, hatte gewonnen. Ich gewann viel öfter als mein Dad.
»Danke für den Hinweis. Ich gehe nachher zum Schulball. Und darf sich vielleicht irgendeine junge Dame glücklich schätzen, in deiner Begleitung hinzugehen?« Das war wieder diese Nummer von Mrs Collins, wo sie erst so vollkommen harmlos tat und einen dann mit einer unerwarteten Frage eiskalt erwischte.
»Nee, leider kein Ballabend für mich.«
»Hm, schade.« Sie trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Was ist denn aus dem Mädchen geworden, dem du damals deine Jacke geliehen hast?«
Verdammt, das hatte ich mir selbst eingebrockt. Ich starrte auf die Tür und hoffte, dass meine Brüder im nächsten Augenblick hereinstürmen würden. Das wäre meine Rettung. »Sie hat ein anderes Date.«
»Da verpasst sie aber was.«
Ich verschränkte die Finger zwischen den Knien. Die Stille, die zwischen Mrs Collins und mir eintrat, war die reinste Hölle. Echos Fuß hätte inzwischen ein Loch bis nach China geschlagen. Echo, das Mädchen, das ich einfach nicht mehr aus dem Kopf kriegte.
Der Sekundenzeiger an der Uhr über der Tür tickte laut. Wo blieben bloß meine Brüder? »Warum sind Sie hier?«
Sie lächelte mich erstaunt an. »Wir haben doch schon darüber gesprochen, Noah. Als deine Therapeutin bin ich für jeden Aspekt deines Lebens zuständig. Dazu gehören auch deine Brüder.«
»Noah!« Jacobs Schrei auf dem Flur ging mir durch Mark und Bein. Ich sprang auf, um ihn zu holen, doch Mrs Collins versperrte mir den Weg.
»Nein.« Sie legte ihre gepflegte Hand auf meine Brust und hielt mich zurück. »Ehrlich, es ist alles in Ordnung.«
Ich war mehr als einen Kopf größer als sie und spielte den Vorteil ungeniert aus. »Falls das noch immer nicht bei Ihnen angekommen sein sollte: Ich vertraue Ihnen nicht. Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg, bevor ich Sie aus dem Weg schaffe.«
Zu meinem Schreck bewegte sie sich keinen Millimeter. »Er hatte heute Vormittag ein Basketballturnier und ist auf der Fahrt hierher eingeschlafen. Joe hat ihn in einem Nebenzimmer auf eine Couch gelegt und schlafen lassen. Jacob schläft nicht gut, und Carrie und Joe haben es nicht übers Herz gebracht, ihn aufzuwecken. Ich verspreche dir, dass du deine zwei Stunden bekommen wirst.«
Ich schaute zur Tür und dann wieder zu Mrs Collins. »Sie haben dreißig Sekunden, um mir das zu erklären, bevor ich durch diese Tür gehe.« Sie holte tief Luft und vergeudete meine Zeit. »Eins …«
»Was glaubst du, wie gut wohl ein Kind schläft, nachdem es etwas Traumatisches erlebt hat?«
Was sie da sagte, traf mich völlig unvorbereitet, und ich musste sofort wieder an Echo denken. »Wollen Sie mir damit sagen, dass er Albträume hat?«
»Ich will damit überhaupt nichts sagen, aber ich kenne ein Kind, das welche hat und seit drei Jahren keine einzige Nacht mehr durchgeschlafen hat.«
Ich schloss die Augen. Irgendwie war alles verkehrt an dieser Situation. »Warum hat mir das nie jemand gesagt?«
»Weil das private Informationen sind. Außerdem will Jacob, dass du ihn so siehst, wie er dich sieht – stark, als einen Helden.«
Der letzte Teil ihres Satzes haute mich fast um, aber ich konnte jetzt nicht darüber nachdenken, nicht wenn Jacob mich brauchte. »Private Informationen?« Ich riss die Augen auf und sah nur noch rot. »Ich bin sein Bruder!«
Ihr Blick bohrte sich in meine Augen. »Stimmt genau. Du bist Jacobs älterer Bruder, nicht sein Vormund. Deshalb bist du auch nicht befugt, private Informationen zu erhalten.« So war das. Ich hatte jedes Anrecht auf meine Brüder verloren, als meine Faust im Gesicht meines Pflegevaters landete.
»Noah!« Sein herzzerreißender Schrei drang durch die Tür. Leckt mich.
»Bitte, lass das Carrie und Joe machen!«, insistierte Mrs Collins, doch ich drängte mich an ihr vorbei und ging zur Tür hinaus. Keesha stand mit Tyler auf dem Arm im Flur. Was war denn ihre Ausrede dafür, dass sie mir Tyler vorenthielten? Aber darum würde ich mich später kümmern.
»Beweg deinen Hintern in das Zimmer zurück, Junge. Carrie und Joe machen das schon«, sagte
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