Noah: Thriller (German Edition)
zu.
»Bitte?«
»Sagt der Präsident. Wenn er recht hat, bin ich nicht ansteckend. Kam, kurz bevor ich bei Ihnen eingetroffen bin, über den Internetticker auf meinem Handy.«
»Ha!« Oscar zeigte auf mehrere blutige Taschentücher am Boden. »Das glauben Sie ja wohl selbst nicht. Es ist höchste Zeit, dass wir uns mit diesem ZetFlu versorgen.«
»Wie oft soll ich es denn noch sagen?«, näselte Altmann. »Ich hab das Zeug genommen. Seh ich so aus wie jemand, mit dem man ein Vorher-Nachher-Video drehen würde?«
»Dann hat dieser Brahms recht, und Sie zählen zu den bedauernswerten Menschen, bei denen ZetFlu nicht wirkt«, schaltete sich Celine in die Unterhaltung ein.
Aber vielleicht sollten wir uns die Pillen sichern. Vielleicht haben wir ja mehr Glück?, hing unausgesprochen in der Luft.
Noah verlor die Geduld. Er öffnete die Fahrertür, stieg aus dem Wagen in die Kälte, ging nach hinten und riss die hinteren Flügeltüren auf. »Ich will niemanden zwingen, mit mir mitzukommen«, sagte er. »Jedem von euch steht es frei, das nächste Krankenhaus aufzusuchen in der Hoffnung, dort versorgt zu werden. Aber sollte ich tatsächlich Dr. David Morten sein, dann findet sich die Antwort darauf, ob und wie wir alle das hier überleben können, entweder in meinem Kopf oder in Italien auf Video, und Letzteres scheint mir derzeit leichter erreichbar zu sein als der Sitz meiner Erinnerungen.«
Schweigen.
»Tja, fragt sich nur, wie wir da hinkommen sollen?«, sagte Celine schließlich mit ausdrucksloser Stimme. Sie war vorne sitzen geblieben und zeigte durch die Windschutzscheibe auf das verwaiste Rollfeld. »Sie ist weg.«
»Wer?«, wollte Oscar wissen.
»Die Maschine, mit der ich entführt wurde. Sieht so aus, als hätten sich die Piloten mit ihr aus dem Staub gemacht.«
»Womit sich dein toller Plan wohl erledigt hat, Noah.« Oscar erhob sich schimpfend. »Oder sollte ich Dr. Morten sagen?« Er stampfte mit dem Fuß auf. »Mit der Karre hier brauchen wir mindestens zwei Tage nach Rom.«
»Aber damit nicht einmal fünf Stunden.«
Altmann zeigte an Noah vorbei auf ein kleines Propellerflugzeug, das wie verloren am Rande der Startbahn auf einem vom Schnee verschonten Rasenstück stand.
»Können Sie die Kiste etwa fliegen?«, fragte Noah und sah Altmann dabei zu, wie er sich von der Bank erhob und mit zittrigen Beinen an einer der Ketten festhielt, mit denen sie noch vor wenigen Stunden hatten gefesselt werden sollen.
»Wollen Sie mich beleidigen? Das ist eine Cessna 182.« Altmann wankte kopfschüttelnd auf Noah zu. »Als Nächstes fragen Sie mich, ob ich weiß, wie man sich die Schuhe bindet.«
28. Kapitel
Rom, Italien
»Ja, okay. Verstehe. Alles klar.«
Dr. Bertani beendete die Verbindung. Der Eigentümer der Klinik, den er sofort nach Kilian Brahms’ Videotelefonat mit Noah über die neuesten Entwicklungen unterrichtet hatte, war sehr zufrieden.
»Das haben Sie gut gemacht«, gab Bertani das Lob seines Chefs an den Patienten weiter.
Brahms sah ihn zweifelnd an. Eine Träne löste sich aus seinem rechten Auge. »Ja?«
»Doch, das war perfekt.«
»Aber …«
»Doch, doch.« Bertani tätschelte Kilians Schulter. »Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen.«
»Aber wieso?«, fragte Kilian mit erstickter Stimme. Die Tränen strömten jetzt unkontrolliert über beide Wangen.
Bertani nahm ihn tröstend in den Arm.
»Wieso musste ich ihn anlügen?«, weinte er, den Kopf auf die Schulter des Arztes gebettet. Sein Körper wurde von heftigen Schluchzern durchzuckt.
»Pscht«, versuchte Bertani ihn zu beruhigen. »Das haben Sie wirklich ganz ausgezeichnet gemacht.«
»Aber ich weiß doch gar nicht, wo das Video ist.«
Der Psychiater klopfte ihm verständnisvoll auf die Schulter. Langsam wurde ihm die Mitleidsnummer zu viel, trotzdem fügte er beruhigend hinzu: »Manchmal bedarf es einer Notlüge, um die Dinge wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.«
»Meinen Sie?«
»Davon bin ich überzeugt.«
Kilian zog die Nase hoch. »Darf ich jetzt gehen?«
»Ja.«
»Ich will endlich meine Familie wiedersehen, wissen Sie.«
»Das werden Sie.«
Schneller, als Ihnen lieb ist.
Bertani zählte innerlich bis drei. Dann schlang er beide Arme um Kilians Nacken und zog sie blitzschnell und so heftig zusammen, dass dessen Genick brach.
Die Blase entleerte sich. Kilian Brahms’ Pyjama verfärbte sich dunkel im Schritt, aber Bertani hatte dafür Sorge getragen, dass er mit dem feuchten Stoff nicht in
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