Noah: Thriller (German Edition)
Menschen. Für die Bilderberger, das Militär, Ärzte, Industrielle, Politiker und Intellektuelle, die für die Zeit danach wichtig sein sollen.«
»Das war Stufe zwei?«, fragte Noah.
»Ganz genau. Die sogenannte Auslese derer, die Room 17 für lebenswert hielt. Um die Entbehrlichen von den Leistungsträgern zu trennen, wurden auf der ganzen Welt Krankheiten erfunden oder durch die Medien hysterisch übertrieben dargestellt. Die Impfstoffe, die angeblich gegen SARS, BSE, Vogel- oder Schweinegrippe verteilt wurden, neutralisierten in Wahrheit den Noah-Erreger; zumindest die Chargen, die den wenigen Glücklichen vorbehalten waren.«
»Von wie vielen Menschen reden wir hier?«
»Die von der Selektion für unverzichtbar erachtet wurden? Ein, zwei Millionen vielleicht. Die meisten, wie der amerikanische Präsident, wurden ohne ihr Wissen geimpft. In dem Glauben, der Schweinegrippe vorzubeugen, retteten sie in Wahrheit ihr Leben vor einer Krankheit, die erst noch ausbrechen sollte und die wir heute als Manila-Grippe kennen. Eine Krankheit mit einer Letalitätsrate von über fünfzig Prozent.«
Dreieinhalb Milliarden. Die Hälfte der Weltbevölkerung.
»Wie wollte ich Stufe drei verhindern?«, fragte Noah und hatte eine Idee, kaum dass die Frage ausgesprochen war. »Mit Ihrer Hilfe, mit Anonymus Force, wollte ich die Welt aufklären und allen das Gegenmittel zur Verfügung stellen, oder?«
»ZetFlu«, hörte er Celine flüstern, und Noah erinnerte sich an die Berichterstattung über ein Attentat auf den Eigentümer des pharmazeutischen Konzerns – wie hieß er noch? –, der das Präparat kostenlos auf den Markt bringen wollte.
Hatte ich auch zu ihm Kontakt? Habe ich ihn getroffen und ihm das Gegenmittel anvertraut? Wird er deshalb mit dem Tode bedroht und seine Fabriken zerbombt?
»Es ist etwas komplizierter«, hörte er Brahms’ kryptische Antwort. Die Unsicherheit in seiner Stimme schien zurückgekehrt.
»Inwiefern?«
»Sie hatten nicht viel Zeit, als Sie sich mit Zaphire in Kenia trafen.«
Zaphire. Kenia. Nach diesen Worten hatte Noah gerade gesucht.
»Sie konnten ihm das Video nicht zeigen, bevor Sie star…, äh, also bevor Sie verschwanden, und jetzt weiß er nicht, dass ZetFlu bei einigen Menschen nur unter bestimmten Bedingungen hilft.«
Noah nickte und sah zu Altmann. Das erklärte einiges. »Was sind das für Bedingungen?«
Brahms schüttelte traurig den Kopf.
»Wie gesagt, es ist sehr kompliziert. Am besten, ich zeige Ihnen das Video.«
»Sie haben es?«, fragte Noah elektrisiert.
Das Band, weswegen ich von so vielen Menschen gejagt werde?
»Nicht im Moment. Es ist …« Brahms biss sich auf die Unterlippe, senkte den Blick. »Es ist an einem sicheren Ort. Ich hab es an mich genommen, als ich Sie tot im Adlon fand.«
Er schluckte und nannte ihm die Adresse der Neo Clinica in Trastevere. »Sobald Sie in Rom eintreffen, kann ich es Ihnen wiedergeben.«
27. Kapitel
Zwei Minuten später bog der weiße Transporter auf das verwaiste Vorfeld des privaten Sportflughafens. Das Gelände war mit wenigen Blicken zu übersehen: ein Rollfeld, ein Flachdachbau als An- und Abfertigungsterminal, kein Zaun, keine Absperrungen, kein Tower. Die Landebahn war nicht enteist und wirkte sehr kurz, ein Wunder, dass hier ein Jet gelandet sein sollte.
Weniger erstaunlich war, dass der Platz nicht kontrolliert wurde. Für den öffentlichen Verkehr spielte der Freizeitflughafen im Winter keine Rolle.
»Ist das dein Ernst?«, fragte Oscar von hinten, nachdem Noah den Inhalt des Gesprächs für alle grob zusammengefasst hatte. »Du willst wegen eines verwirrten Patienten im Pyjama, der dich aus einer Betonzelle heraus angerufen hat, nach Rom fliegen?«
»Hast du eine bessere Idee?«
Wenn Kilian Brahms die Wahrheit sagte, war dieser Journalist die einzige Chance, etwas über seine Identität und damit etwas über die Möglichkeit zu erfahren, wie sich die Krankheit stoppen ließ.
»Ja, hab ich. Weshalb fahren wir nicht alle in die nächstbeste Klinik?«, fragte Oscar und zeigte auf Altmann. »Ich meine, jetzt, wo der uns hier mit Ebola, Pest, Manila oder weiß der Geier was angesteckt hat.«
Noah wollte Oscar einen kurzen Abriss über das mit Kilian Brahms geführte Gespräch geben, von dem sein Begleiter im hinteren Bereich kaum etwas mitbekommen haben konnte, aber Altmann kam ihm mit einer verblüffenden Bemerkung zuvor.
»Es gibt keine Krankheit«, lachte er und presste sich mit beiden Fingern die Nase
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