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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Wimpernschlags, aber länger brauchte Noah nicht, um die Gedanken des Killers zu lesen.
    »Was hast du geglaubt?« , las er in Altmanns Augen. »Dass ich ein netter Mensch bin, nur weil ich uns nach Rom geflogen habe? Ich töte. Das ist mein Beruf. Und ihr lebt nur noch, weil euer Tod mir keinen Vorteil bringt.«
    Ohne ein weiteres Wort der Erklärung ließ Altmann die Gruppe stehen und rannte den Steg hinunter, die Waffe weiterhin im Anschlag für den Fall, dass noch mehr Polizisten auf dem Boot waren.
    Noah drehte sich ein letztes Mal zu dem Flughafen und zu den Einsatzfahrzeugen um, die jetzt nur noch wenige Hundert Meter von der Bootsanlegestelle entfernt waren und deren Signallichter bereits die gesamte Umgebung zum Flackern brachten. Er hörte, wie das Boot startete (offenbar waren die Carabinieri alleine gewesen), und das riss auch Oscar und Celine aus ihrer Schockstarre.
    Gemeinsam rannten sie über den Steg auf das ablegende Boot zu. Sie sprangen in der buchstäblich letzten Sekunde.
    Die Wucht, mit der Altmann anfuhr, ließ alle nach hinten schlagen. Noah fiel auf die Schulter mit seiner Schusswunde und stöhnte vor Schmerzen.
    Als er sich wieder aufgerappelt hatte und zum Ufer zurückblickte, waren die Beamten, die aus ihren Kastenwagen gesprungen waren und sich über die Leichen ihrer Kollegen beugten, schon so weit entfernt, dass Noah kaum noch ihre Gesichter ausmachen konnte.
    Großer Gott, was haben wir nur getan? , schrie es in ihm, als sie auf dem Wasser des Tibers in südliche Richtung der Innenstadt Roms entgegenrasten.

5. Kapitel
    »Das waren fast noch Kinder«, brüllte Oscar. »Sie haben sie ermordet.«
    Die Worte prallten wirkungslos an Altmanns Rücken ab, der sich am Steuerrad festhielt und das Motorboot bei voller Fahrt über den spiegelglatten Fluss jagte.
    Den Suchscheinwerfer auf dem Verdeck hatte er ausgeschaltet. Um nicht gegen ein Hindernis in der anfangs kurvenreichen Strecke zu fahren oder gar auf Grund zu laufen, hatte er ein schwenkbares Halogenlicht in Fahrtrichtung positioniert.
    Stumm blickte er abwechselnd aufs Wasser und hoch in den sternenklaren Himmel.
    Noah wusste, weshalb Altmann nicht gezögert hatte, die beiden Carabinieri zu erschießen. Deshalb stellte er erst gar nicht die Frage, auf die Celine, außer sich vor Abscheu und Entsetzen, eine Antwort verlangte: »Was sind Sie nur für ein Mensch, der Unschuldige ermordet?«
    Altmann hustete und konnte das Steuerrad nur noch mit einer Hand halten, weil er sich die andere vor den Mund presste. Als der Anfall vorbei war, überraschte er Noah damit, dass er auf Celines Frage reagierte: »Hören Sie auf, von Dingen zu reden, von denen Sie nichts verstehen.«
    »Wenn Sie damit Mord meinen, ja, da haben Sie recht. Dafür habe ich tatsächlich kein Verständnis. Ich verstehe aber sehr gut, dass Sie ein Wahnsinniger sind, und ich verstehe, dass ich so schnell wie möglich runter von diesem Boot will«, erwiderte sie.
    »Sie hat recht«, stimmte Oscar ihr zu und wandte sich an Noah. »Lass uns bitte anhalten.«
    Altmann lachte emotionslos auf und drosselte auf gerader Strecke die Geschwindigkeit. Dann drehte er sich um. »Was haben Sie gedacht, was das hier wird? Ein Wochenendausflug in die Ewige Stadt?«
    Eine Zeit lang war nichts weiter als das Tuckern des Diesels und das Plätschern des Wassers zu hören, dann fügte er hinzu: »Ich hatte keine andere Wahl. Sie hätten uns niemals gehen lassen.« Er sprach ohne jede Emotion, als wäre der Tod der beiden jungen Männer nicht bedauerlicher als der des Schlachtviehs, aus dem seine Frühstückswurst hergestellt wurde.
    Ein notwendiges Übel.
    »Nicht gehen lassen? Und das ist in Ihren Augen Grund genug, jemanden abzuknallen?«, zischte Celine und wollte sich abwenden. Altmann griff nach ihrem Arm.
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Jetzt ist nicht die Zeit, einer hysterischen Schwangeren und einem verrückten Obdachlosen Nachhilfe in strategischer Feldarbeit zu geben, aber vielleicht halten Sie beide einfach mal kurz die Luft an und erinnern sich, weshalb wir hier sind. Schauen Sie mich an.« Er deutete auf sich selbst, angefangen beim Gesicht, rahmte er mit den Bewegungen seiner Hände den gesamten Körper vom Kopf bis zu den Füßen.
    Es ist zu spät, war der Gedanke, der Noah als Erstes durch den Kopf ging.
    Im Schimmer der Armaturenbeleuchtung wirkte der Agent wie ein lebendiges Gespenst. Seine Gesichtsmuskeln waren erschlafft, die Haut hing ihm wie eine zu groß gewordene

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