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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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die Italiener meist lautstark unterhielten, aber er korrigierte das Bild von dem Konzert, das er zuerst im Sinn hatte. Die Grundstimmung war unüberhörbar angespannt und wütend. Diese Ansammlung hatte nichts mit friedfertigen Menschen zu tun, die auf der Suche nach etwas Spaß und Abwechslung in eines der ältesten Vergnügungsviertel Roms pilgerten.
    Eher mit einem Mob.
    Und nirgendwo auch nur ein einziger Polizist.
    Noah fragte Altmann, wie er die Situation einschätzte.
    »Ein Aufstand gegen die Ausgangssperre«, antwortete er. »Das haben wir in Los Angeles schon mal erlebt. Es fängt mit einigen wenigen Rebellen an, und sekündlich schießen mehr und mehr auch von der Normalbevölkerung auf die Straßen. Die meisten wissen gar nicht, wieso sie sich zusammenrotten. Vermutlich haben die Behörden irgendwo einen Ring um die Stadt gezogen, und jetzt traut sich keiner von der Staatsgewalt mehr in den Kessel hinein.«
    Er deutete auf eine Gruppe junger Männer vor ihnen.
    Alle trugen Gesichtsbedeckungen, aber nicht aus gesundheitlichen Gründen. Sie waren mit schwarzen Schals vermummt, ihre Hände zu Fäusten geballt. Noah schloss instinktiv seine Hand um die Pistole in der Hosentasche.
    »Wohin wollen die nur alle?«, fragte Celine besorgt.
    Noah zuckte mit den Achseln. »Leider in unsere Richtung.« »Passt auf, dass wir zusammenbleiben«, fügte er hinzu, dann trat er auf die Straße, und sie ordneten sich in den Strom derer ein, die über die Kreuzung drängten.

7. Kapitel
    Noah spürte die Gefahr, lange bevor sie ihn erfasste. Er konnte sie weder hören, sehen noch riechen, trotzdem wuchs das unbestimmte Gefühl der Bedrohung mit jedem Schritt, der ihn und seine Begleiter die schmale, mit grobem Kopfsteinpflaster behauene Gasse in die Altstadt hineinführte. Auch die Menge um ihn schien von einer nervösen, geradezu elektrisierten Anspannung erfasst, wie Tiere auf dem Weg zur Schlachtbank. Ohne zu wissen, was ihnen blühte, aber mit einer bangen Ahnung, dass es nichts Gutes sein konnte.
    »Hast du eine Idee, was da vorne los ist?«, fragte Celine hinter ihm. Sie deutete zu dem Platz, in den der Weg in etwa fünfzig Metern mündete. So weit Noah es überblicken konnte, füllte er sich mit Menschen, die hier nicht mehr weiterkamen. Oder es nicht wollen.
    Einige, vorwiegend Jugendliche, waren auf parkende Autos geklettert, um eine bessere Sicht zu haben, worauf auch immer , und Noah überlegte, ob das Ziel dieser nächtlichen Zusammenkunft womöglich eine Kundgebung war, bis er in den Fenstern eines mehrstöckigen Restaurants, das den Platz an seiner Ostseite säumte, die Spiegelung sah.
    Rot. Flackernd. Grell.
    Die Flammen, die das Restaurant in ein gelbrot changierendes Licht tauchten und deren Spiegelbild Noah sah, schlugen aus dem gegenüberliegenden Gebäude.
    Jubelschreie gellten vom Platz zu ihnen herüber, getragen von einem teils zustimmenden, teils entsetzten Gemurmel derer, die direkt vor dem Feuerherd standen.
    »Haltet euch an mir fest.«
    Noah suchte nach einer Lücke in der Masse, durch die sie sich pressen konnten, und gab Celine und Oscar die Anweisung, dicht bei ihm zu bleiben. »Wir müssen hier raus, bevor …«
    In diesem Moment passierte das, was Noah befürchtet hatte: Es wurde still. Nur für eine Sekunde. Nicht einmal lang genug, um seine Ermahnung, zusammenzubleiben, wiederholen zu können, dann brach das Chaos aus.
    Ein gewaltiger Ruck ging durch die Menschenmenge, und der Strom teilte sich. Wie nach einer Verwerfung durch ein Erdbeben entstand ein Riss, ein freier Pfad in der Mitte des Weges, weil die Menschen wie auf ein geheimes Kommando an die Seiten gerückt waren und dadurch eine Rettungsgasse bildeten wie nach einem Unfall auf der Autobahn. Allerdings war diese Gasse das zufällige Ergebnis eines unkontrollierten, hektischen Ausweichmanövers, entstanden durch die Gegenbewegung zahlreicher Menschen, die den Platz von einer Sekunde auf die andere so schnell wie möglich verlassen wollten, dabei aber gegen die Wand der nachrückenden Massen anrannten.
    »Nicht umkippen«, schrie Noah, weil er genau wusste, was in den kommenden Sekunden geschehen würde: Die Rettungsgasse würde sich wieder schließen und zur Stolperfalle werden, Menschen würden niedergerissen, überrannt, vielleicht sogar totgetrampelt werden, je nach dem Ausmaß der Panik, dessen Ausbruch unmittelbar bevorstand.
    »Hilfe … Noah!«, hörte er Oscar schreien, ohne ihn sehen zu können. Hatte er bis eben noch

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