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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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fettleibiger Vater, ist immer schlecht rasiert, und ich frage mich, wie er durch diese Aschenbechergläser in seiner Brille da unten überhaupt etwas erkennen kann«, hatte ihre Freundin Janet Dr. Malcom beschrieben. »Aber er hat kleine Hände, was bei einem Gynäkologen ja wohl eher von Vorteil ist. Und er hat einen genialen Hightech-Ultraschall, auf dem man wirklich jedes Detail sieht, ich kann ihn dir nur empfehlen.«
    Was das gewöhnungsbedürftige Äußere des Arztes anging, hatte Janet recht gehabt. Nur bei dem Ultraschall hatte sie zu viel versprochen. Sosehr sich Celine auch bemühte, mehr als trübe Mondlandschaften konnte sie auf dem Bildschirm kaum erkennen.
    Bei den vorangegangenen Scans hatte sie immer höflich genickt, wenn Dr. Malcom ihr etwas zeigte.
    »Sehen Sie die Füßchen?«
    »Ja, klar.«
    »Und hier ist der Kopf.«
    »Ach ja?«
    Nur eins war eindeutig gewesen: das Herz. Mehr hatte sie nicht sehen müssen. Dieses kleine, flimmernde Staubkörnchen, das ihr lebendiger schien als alles, was ihr jemals zuvor begegnet war.
    Als sie dieses klopfende Etwas zum ersten Mal erblickt hatte, war sie glücklich gewesen. Obwohl zwischen ihr und ihrem Freund seit einem Monat Funkstille herrschte. Obwohl ihr Vertrag bei der New York News in zwei Wochen auslief und der Chefredakteur alle Termine, an denen eine mögliche Verlängerung besprochen werden sollte, bislang hatte platzen lassen und sie also davon ausgehen musste, bald nicht nur schwanger, sondern auch arbeitslos zu sein. Celine Henderson war glücklich, auch wenn sie bald das traumhaft günstige 2000-Dollar-Zimmer in ihrer WG in Greenwich Village wieder kündigen und zu ihren Eltern nach New Jersey zurückziehen musste. Das war für das Pünktchen , wie sie das beginnende Leben in ihrem Bauch getauft hatte, ohnehin das Beste.
    Sie strich sich eine Strähne ihrer missglückten Stufenschnitt-Frisur von der Stirn und starrte auf den Ultraschallmonitor. Im Salon hatte die »pflegeleichte Allwetterfrisur« noch ganz okay ausgesehen. Aber da hatte ihr Friseur auch eine Ewigkeit an ihr herumgezuppelt, um das dunkelblonde Haar so auszurichten, dass es ihr ovales Gesicht wie eine Haube umrahmte. Seit dem ersten Waschen sah sie nicht mehr aus wie ein »verwegenes Hollywood-Starlet« (O-Ton des »Coiffeurs«), sondern wie das, was sie war: eine verlassene Schwangere, die ihr Selbstwertgefühl mit einem neuen Haarschnitt hatte aufpeppen wollen.
    Das war gründlich in die Hose gegangen, aber völlig unwichtig, so wie das meiste in ihrem Leben kaum noch von Bedeutung schien, jetzt, wo Dr. Malcom »Hm« gesagt hatte und ihr nicht in die Augen sehen wollte.
    Was ist los, Doktor? , traute Celine sich nicht zu fragen.
    Sie war jetzt 11 plus 5, also in der zwölften Woche.
    Damit bin ich doch im sicheren Bereich, oder?
    Das hatten ihr alle gesagt. Ab der zwölften Woche sinkt das Risiko eines Abgangs. Nicht, dass sie davor Angst gehabt hätte. Mit neunundzwanzig war sie ja keine Spätgebärende, und sie kam aus einer kinderreichen Familie. Angeblich war ihre Mutter mit ihr schwanger geworden, obwohl sie die Pille genommen und Dad ein Kondom benutzt hatte. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir überhaupt Sex hatten«, hatte ihr Vater Ed in Anspielung auf den Namen seiner Frau Maria gewitzelt. Und auch ihre beiden älteren Schwestern hatten mit dem Nachwuchs nichts anbrennen lassen. Lucile hatte einen zweijährigen Jungen und Emily Zwillinge entbunden.
    Und ich werde die Nächste sein, die den Familienstammbaum wachsen lässt.
    Noch vor zwei Minuten war sie sich dessen sicher gewesen, aber dann hatte Dr. Malcom vielsagend gegrunzt und seitdem mit sorgenfaltiger Stirn auf den Monitor gestarrt, während er die Ultraschallsonde auf ihrem Bauch in alle Himmelsrichtungen bewegte.
    Das Geschlecht konnte man zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht eindeutig bestimmen, und selbst wenn, hätte sie es gar nicht wissen wollen. Ganz gleich, ob Junge oder Mädchen, ihre Welt würde sich zum Besseren ändern, wenn das Baby erst einmal geboren war. Nicht, dass ihr die Zukunft nur noch rosig erschien. Natürlich würde es für sie als Alleinerziehende schwer werden. Noch immer ärgerte sie sich über Steven, der beim Anblick des positiven Schwangerschaftstests allen Ernstes angefangen hatte zu heulen, und das nicht vor Freude. Noch mehr allerdings ärgerte sie sich über sich selbst, sich mit Steven etwas vorgemacht zu haben. Sie waren viel zu unterschiedlich, als dass aus ihrer

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