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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ziemlich okay«, sagt sie.
    » Wer? Der Kater?« Ganz so leicht werde ich es ihr nicht machen. Das ist mein gutes Recht als bester Freund.
    » Nein. Chuck. Ich mag ihn wirklich.«
    » Wenn wir uns häufiger sehen, lerne ich ihn bestimmt besser kennen«, antworte ich, vorsichtig jedes Wort abwägend.
    » Und deinen Noah mag ich bestimmt auch«, sagt Joni.
    Einen schreckstarren Moment lang befürchte ich, dass sie ein Treffen zu viert vorschlagen will. Dann fragt sie mich, ob ich nicht mit Chuck und ihr morgen Mittag irgendwo draußen was essen will.
    Weil sie meine beste Freundin ist, sage ich Ja.
    Nur Schüler der letzten Jahrgangsstufe dürfen in der Mittagspause das Schulgelände verlassen– was aber den Rest von uns nicht davon abhält, es auch zu tun. Der Sandwich-Shop um die Ecke gehört der Frau unseres Direktors, und ich glaube, ohne die vielen Schüler aus den unteren Klassen, die das Cafeteria-Essen satt haben, könnte sie sofort dichtmachen. Die älteren Schüler mit ihren Autos haben natürlich mehr Möglichkeiten, aber für alle anderen ist die Auswahl beschränkt.
    Wenn ich mittags rausgehe, lasse ich den Sandwich-Shop immer links liegen und steuere das Veggie D’s gegenüber an. Das Veggie D’s war früher mal ein stinknormaler Fast-Food-Laden mit dem üblichen Massentierhaltungsfleisch, bis dann die Vegetarier bei uns vor ein paar Jahren einen Boykott ausgerufen haben und die Filiale dichtmachen musste. Eine Bio-Kooperative unserer Stadt übernahm dann das Ruder, ohne äußerlich viel zu ändern. Selbst die Schürzen wurden beibehalten, nur dass jetzt ein grünes Blatt dort prangt, wo früher das Firmenlogo war.
    Weil Joni schon den Führerschein hat, könnten wir auch woanders hin. Aber ich möchte diesmal lieber sprungbereit sein, nur für den Fall, dass Chuck mich zu sehr nervt.
    Was ich eigentlich möchte, ist, so viel Zeit wie möglich mit Noah zu verbringen. Das ist für mich überraschend und ungewöhnlich, aber ich beschließe, mich dieser Welle einfach hinzugeben. Ich will mehr von ihm wissen. Das erzähle ich ihm auch, als wir uns vor der ersten Stunde an seinem Schließfach treffen. Er sagt, wegen Mittag solle ich mir keine Gedanken machen– wir hätten ja das ganze Wochenende für uns und jede Menge Zeit. Ohne groß Worte darüber zu verlieren, fangen wir an, uns zwischen den Stunden kleine Briefchen zuzustecken. Zwischen der ersten und zweiten Stunde treffen wir uns an meinem Schließfach, zwischen der zweiten und dritten an seinem und so weiter. Ich lese, wie sehr ihn Mathe langweilt, ich lese von seinem Traum mit den Pinguinen letzte Nacht, und ich lese, dass seine Mutter von irgendeiner Flughafenlounge aus angerufen hat. Ich fange an, ihn in der ersten Person kennenzulernen. Ich versuche, ihm auf dieselbe Weise zu schreiben und in jedem meiner Sätze ein klein wenig über mich mitzuteilen. Ich beschreibe ihm das Lächeln meiner Großmutter an Halloween vor vielen Jahren, als Jay und ich unsere Verkleidungen miteinander getauscht hatten (und kein einziger Nachbar was merkte), ich erzähle ihm von Mrs Benchlys Karteikartennotiz im Kindergarten. Das ist alles ziemlich durcheinandergewürfelt, aber so sind meine Gedanken eben. An Noahs Briefchen erkenne ich, dass seine Gedanken ähnlich frei umherschweifen.
    Ich habe mit Joni ausgemacht, dass wir uns (zusammen mit Chuck) vor meinem Schließfach treffen, was im Nachhinein betrachtet eine ziemlich blöde Idee war. Kaum sind die beiden nämlich aufgetaucht, stolziert auch schon Infinite Darlene vorbei und schnalzt verächtlich mit der Zunge. Und danach wird es noch schlimmer. Als Chuck und ich uns gerade begrüßen, taucht Ted hinter ihm auf. Er bleibt stehen und mustert ausführlich, was wir da treiben. Dann geht er wortlos weiter, gekränkt und wütend. Ich fühle mich ungefähr so großartig wie eine Hausstaubmilbe. Und dabei haben wir das Mittagessen noch vor uns.
    Chuck ist ziemlich klein, aber er macht viel Muskeltraining, deshalb hat er inzwischen eine Figur wie ein Feuerhydrant. Und er verhält sich auch die meiste Zeit wie einer. Konversation ist nicht gerade seine Stärke. (Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt irgendwelche Stärken hat.)
    Deshalb quasseln Joni und ich auf dem ganzen Weg zum Veggie D’s. Dass Chuck mit der Wahl dieses Ortes einverstanden ist, kann ich mir nicht recht vorstellen, auf mich wirkt er nämlich wie ein überzeugter Fleischfresser, aber immerhin protestiert er nicht. Vielleicht könnte ich sogar

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