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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Das Händeschütteln ist bei ihm der große Gleichmacher: Wenn er seine Hand zurückzieht, fühlen sich alle mit ihm auf Augenhöhe. Er hat diese Fähigkeit in langen Jahren als Charity-Beauftragter eines Drogeriekonzerns zur Perfektion gebracht. Zu seinen Aufgaben gehört es, einen Teil des Gewinns aus dem Verkauf von Klopapier an Schulen in Problemvierteln zu verteilen. Mein Vater ist für mich das lebende Beispiel, dass Amerika ein seltsames und unglaubliches Land ist.
    Noah lässt seinen Blick durch unser Wohnzimmer schweifen und plötzlich sehe ich alles mit seinen Augen. Mir fällt auf, dass die Tapeten ein äußerst merkwürdiges Muster haben und dass die Couchkissen alle in einem Haufen auf dem Boden liegen; jemand muss sie gerade abgeräumt haben, um auf der Couch ein Nickerchen zu machen (höchstwahrscheinlich mein Vater).
    » Wollt ihr ein paar Pfannkuchen, Jungs?«, fragt meine Mutter.
    » Meine Familie ist der Meinung, dass man zu jeder Tageszeit Pfannkuchen essen kann«, erkläre ich Noah.
    » Da hab ich nichts dagegen«, sagt er. » Wenn du auch Lust drauf hast?«
    » Und du?«, frage ich. » Hast du Lust?«
    » Ich richte mich ganz nach dir.«
    » Aber du selber?«
    » Und du?«
    » Ich mach jetzt mal die Pfannkuchen«, mischt sich meine Mutter ein. » Ihr habt zehn Minuten Zeit, um zu entscheiden, ob ihr sie dann essen wollt oder nicht.«
    Sie verschwindet in die Küche. Mein Vater zeigt auf die Blumen.
    » Du solltest sie ins Wasser stellen«, sagt er. » Sie sind wunderschön.«
    Noah wird rot. Ich werde auch rot. Und ich rühre mich nicht von der Stelle. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Noah schon mit meinem Vater allein lassen kann. Aber wenn ich das sage, würde ich beide verletzen. Schließlich mache ich mich zur nächsten Vase auf.
    Erst als ich einen Augenblick allein bin– und meine überreizten Sinne eine kleine Pause haben–, wird mir bewusst, wie ungeheuerlich das alles ist, was da gerade passiert. Vor zwei Minuten habe ich Noah das erste Mal geküsst und er hat mich geküsst. Und jetzt ist er mit meinem Vater im Wohnzimmer. Der Junge, den ich gerade geküsst habe, unterhält sich mit meinem Vater. Der Junge, den ich unbedingt wieder küssen will, wartet im Wohnzimmer mit meinem Vater, bis meine Mutter in der Küche für uns beide Pfannkuchen gebacken hat.
    Ich muss stark dagegen ankämpfen, nicht total auszuflippen.
    Ich finde eine alte » Dallas«-Thermoskanne und stecke die Blumen hinein. Ihre Farben ergänzen sich aufs Beste mit der Augenfarbe von Charlene Tilton. Die Thermoskanne ist ein Relikt aus den frühen Jahren der unvergänglichen Liebe meiner Eltern.
    Seit ich den Blumenstrauß losgeworden bin, fühle ich mich etwas wohler. Dann höre ich die Stimme meines Vaters aus dem Wohnzimmer.
    » Ja, und hier, da ist er noch so richtig mollig um die Hüften!«
    Oh nein. Die Collage mit den vielen Familienfotos neben der Tür. Wie konnte ich die nur vergessen?
    Und so ist es. Ich komme ins Zimmer zurück und finde Noah vor den Schnipseln meiner Lebensgeschichte, den Schnappschüssen meiner allmählichen Verwandlung von pummelig zu stämmig zu schlaksig zu hoch aufgeschossen zu normal, und das alles in einem Zeitraum von fünfzehn Jahren.
    Zum Glück bezieht sich das mit den molligen Hüften auf ein Foto, auf dem ich sechs Monate alt bin.
    » Pfannkuchen sind gleich fertig!«, ruft meine Mutter.
    Wir marschieren in die Küche. Mein Vater übernimmt die Führung, deshalb kann ich Noah kurz zur Seite ziehen. Er wirkt belustigt.
    » Nervt dich das?«, frage ich.
    » Ach, ich hab meinen Spaß«, sagt er.
    Ich weiß, dass man die Familien anderer Leute immer amüsanter findet als die eigene. Aber ich bin es nicht gewöhnt, dass meine eigene Familie diejenige ist, die amüsant gefunden wird.
    » Bundesstaaten der USA oder fremde Länder?«, fragt mein Vater, als wir in die Küche kommen.
    » Ihr habt die Wahl«, sagt meine Mutter.
    Ich habe keine Ahnung, warum mich das plötzlich befremdet. Das muss an Noah liegen. Seine Anwesenheit lässt mich von meinen Eltern ein normales Verhalten erwarten, obwohl ich weiß, dass das selten der Fall ist. Wenn meine Mutter Pfannkuchen backt, haben sie immer die Umrisse von Bundesstaaten der USA oder fremden Ländern. So habe ich Geographie gelernt. Wer das etwas merkwürdig findet, für den sei hier ausdrücklich erwähnt, dass ich nicht von Teiglappen spreche, die fast wie Kalifornien aussehen, wenn man ein paarmal blinzelt. Nein, hier ist von

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