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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Was mich am meisten berührt, ist die Stille, die das Porträt ausstrahlt.
    Ich fühle eine Hand auf meinem Rücken. Als ich mich nicht bewege, dreht Kyle mich sacht zu sich herum. Dann beugt er sich vor und küsst mich. Zuerst sanft. Dann innig.
    Meine Instinkte rühren sich, und es sind nicht unbedingt die Instinkte, die ich normalerweise erwarten würde. Als die erste Überraschung vorbei ist, mache ich behutsam einen Schritt zurück. Ich löse den Kuss und Kyle löst sich daraufhin von mir.
    » Was denn?«, fragt er besänftigend. » Es ist alles gut.«
    » Nein«, flüstere ich. » Ist es nicht.«
    » Diesmal schon.« Er nimmt meine Hand in seine. Ich mochte es immer sehr, wenn er das früher gemacht hat, einfach nur so meine Hand halten, während wir miteinander redeten. Ich ziehe sie nicht weg. » Ich weiß, dass ich es letztes Mal versaut habe«, sagt er, » aber das wird nicht mehr passieren. Ich weiß, dass du Angst hast. Ich habe auch Angst. Aber ich will das mit uns beiden. So wie jetzt sollte es sich anfühlen. Ich liebe dich.«
    » Nein, bitte nicht!«, rufe ich. Laut. Nicht nur innerlich. Ich kann nicht anders. Es drängt einfach aus mir heraus.
    Kyle lacht auf, aber ich spüre, wie seine Angst wächst.
    Ich drücke leicht seine Hand. » Nein, wirklich, ich… ich…« Ich finde nicht die richtigen Worte.
    » Was denn?«
    » Ich will das nicht mehr. Nicht so. Ich mag dich auch. Aber als Freund. Als guten Freund.«
    Er lässt meine Hand los. » Bitte sag das nicht!«
    » Was? Aber ich meine das ernst, Kyle. Ich sag nicht einfach nur so, ›Lass uns gute Freunde bleiben ‹ .«
    » Doch, Paul. Genau das.«
    Der Schock ist seinen Augen abzulesen. Ich muss ihn festhalten, weil er sonst rückwärts in eine Kerze gestolpert wäre und sein Hemd Feuer gefangen hätte.
    » Danke«, sagt er. Seine Stimme klingt unsicher. » Aber warum hast du mich dann geküsst? Ich hab gedacht, das bedeutet etwas.«
    Ich kann ihm nicht sagen, dass es nichts bedeutet hat. Aber ich kann ihm auch nicht sagen, dass es das bedeutet hat, was er gerne hätte.
    » Bereust du, dass du mich geküsst hast?«, fragt er nach einer Weile, als ich nicht antworte.
    » Nein«, sage ich, obwohl ich es bereue.
    » Aber du willst es nicht noch mal tun?«
    » Ich glaube, das sollten wir besser lassen.«
    » Und das weißt du genau?«
    Ich nicke.
    » Du weißt immer genau, was du willst, oder?«
    » Das ist nicht wahr«, sage ich und denke an die letzten beiden Wochen. » Das ist jetzt nicht fair, Kyle.«
    » Nein«, sagt Kyle, » das ist überhaupt nicht fair.« Er packt seine Sachen in seine Schultasche. » Ich dachte, so könnte es vielleicht was werden. Ich dachte, das hier wäre perfekt, um wieder neu anzufangen. Aber ich habe dabei vergessen, wie du bist. Ich hab nicht daran gedacht, wie leicht dir alles fällt.«
    » Mir fällt alles leicht?«
    » Ja«, sagt Kyle und lässt dabei, wie um die Wucht seiner Worte zu betonen, seine Tasche auf den Boden fallen. » Leicht. Du weißt ja gar nicht, wie viel Glück du im Leben hast, Paul.«
    » Glück?«
    » Weil du weißt, wer du bist, Paul. Ich dagegen hab die meiste Zeit keine Ahnung, wer ich bin und was ich will. Und wenn ich dann mal glaube, es zu wissen, dann kommt so was wie jetzt dabei heraus. Ich fühle mich neben dir so klein und mickrig, und dabei will ich doch nur eins: mit dir zusammen sein.«
    Ich könnte jetzt erwidern, dass es mir vor noch nicht allzu langer Zeit mit ihm genauso ergangen ist, aber das hab ich ihm bereits verziehen. Ich könnte ihm erwidern, dass es nicht immer einfach ist, zu wissen, wer man ist und was man will, weil man dann keine Ausrede mehr hat, nicht wirklich alles zu tun, um es auch zu bekommen. Ich könnte erwidern, dass ich gerade– in diesem Augenblick– im Kopf die paar wenigen Sätze wiederkäue, die ich soeben mit Noah gewechselt habe. Ich könnte noch vieles andere dagegenhalten. Aber ich bin völlig entwaffnet, weil Kyle zu zittern anfängt und die Tränen kaum noch zurückhalten kann.
    » Tut mir leid«, sage ich, aber ich weiß selbst, dass das zu wenig ist. Es gibt keinen Satz, in den ich alles packen könnte, was ich ihm sagen möchte. Keinen Satz, der kurz und bündig erklären könnte, warum ich ihn jetzt gern in den Arm nehmen würde, damit er sich nicht so verstoßen fühlt, warum ich ihn aber nicht mehr küssen will. Er geht jetzt in der Grabkapelle umher, schaut mich nicht mehr an und sagt kein Wort mehr. Eine nach der anderen bläst er die

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