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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sage ich, » du bist nicht allein.«
    Er lehnt sich mit dem Rücken gegen sein Bett. » Manchmal weiß ich das ja auch, aber manchmal denke ich wirklich, dass ich mutterseelenallein bin. Ich will da jetzt nicht so ausführlich drüber reden, aber manchmal liege ich nachts wach und bin wie gelähmt vor Angst, dass wir uns alle überallhin zerstreuen werden. Und dass ich nicht stark genug bin, um uns alle zusammenzuhalten und mich nicht dabei selbst aufzulösen. Außerdem hast du dich gerade verliebt, Paul. Vielleicht würdest du es anders nennen, aber so ist es. Und ich will dir da nicht wie ein Klotz am Bein hängen. Du kannst schließlich auch nicht alles auf einmal–«
    Ich lasse ihn den Satz nicht beenden. » Ich bin da«, sage ich. » Ich bin immer für dich da. Ich weiß, dass ich letzte Woche von den Ereignissen etwas überrollt wurde. Und wahrscheinlich kannst du nicht immer darauf zählen, dass ich das Richtige tun werde. Aber ich bin da und will dir helfen.«
    » Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, Paul.« Aber ich spüre, dass er es verdammt noch mal schaffen will. Er hat beschlossen, dass er es will.
    » Du wirst es schaffen«, sage ich. » Du bist viel mutiger als ich.«
    » Das stimmt nicht.«
    » Doch.«
    Das Garagentor fährt hoch. Tony und ich schrecken auf.
    » Ich gehe«, sage ich und greife nach meinen Sachen, um schnell zu verschwinden.
    Tony blickt zu mir auf und sagt: » Nein, bleib.«
    Das Garagentor schließt sich wieder.
    » Bist du dir ganz sicher?«, frage ich.
    Was das alles an Ärger für Tony nach sich zieht, weiß ich nicht genau. Aber ich weiß, dass ich alles tun werde, worum er mich bittet.
    » Ganz sicher.«
    Eine Tür im Erdgeschoss. Tonys Mutter, die nach ihm ruft.
    » Ich bin hier mit Paul!«, ruft er zurück.
    Schweigen. Schlüssel werden auf ein Brett gelegt. Eine Pause. Schritte auf der Treppe.
    All die Jahre, in denen wir ihnen etwas vorgegaukelt haben. All die » Bibellesekreise«, nach denen wir Tony um Mitternacht abliefern mussten. All die vielen Male, in denen wir den Geruch einer Party aus seinen Kleidern waschen mussten oder ihn an unseren Computern an Orte reisen ließen, die seine Eltern ihm nie erlaubt hätten. All die Augenblicke der Panik, wenn wir glaubten, es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen, wenn wir befürchteten, dass Tony nach Hause kommen und vor einer verschlossenen Tür stehen könnte. All die Lügen. All die Ängste. Und jetzt Tonys Mutter, die ins Zimmer hereinkommt, ohne vorher anzuklopfen, und uns beide auf dem Boden sitzen sieht, Tony im Schneidersitz an sein Bett gelehnt, ich vor dem Regal kniend, ohne ihr noch groß vorzugaukeln, ich würde nach einem Buch suchen.
    » Oh«, sagt sie– ein Ausruf, als würde eine Klinge herabsausen.
    » Wir machen zusammen Hausaufgaben«, sagt Tony.
    Sie sieht ihn an. » Ich halte das für keine gute Idee.«
    All das Schweigen. All die Gedanken, die unter der Oberfläche schwelten. Und jetzt lässt Tony einen nach dem anderen heraus, behutsam und vorsichtig. Jetzt fängt er an, sich sein Terrain zu erobern.
    » Warum?«, fragt Tony– ein Wort, als würde man einen Stein schleudern.
    » Warum?«, wiederholt Tonys Mutter– ein überraschtes Echo, eine unsichere Antwort.
    » Paul ist mein bester Freund und wir machen schon ganz lange unsere Hausaufgaben zusammen. Er ist mein Freund – nicht mehr. Nicht anders als Joni oder Laura oder irgendein anderes Mädchen, das meine Freundin ist. Ich sage euch die Wahrheit, ich bin ehrlich zu euch, und ich will, dass ihr auch aufrichtig und ehrlich zu mir seid. Und deshalb frage ich: Warum glaubst du, dass es keine so gute Idee ist, wenn Paul und ich unsere Hausaufgaben zusammen machen?«
    Ich sehe es in ihren Augen. Ich sehe, was Tony gemeint hat. Diese merkwürdige, verzerrte, zerrissene Liebe. Der Konflikt zwischen dem, was das Herz für richtig hält, und dem, was der Kopf sagt. Auf diesen Zwiespalt hat er abgezielt. Und sie weiß nicht, wie sie darauf reagieren soll.
    » Darüber will ich jetzt nicht reden«, sagt sie schließlich. Mit ihrer Körpersprache gibt sie mir zu verstehen, dass ich für sie nicht anwesend bin.
    » Wir müssen darüber jetzt auch nicht reden. Aber Paul bleibt hier, bis er zum Abendessen nach Hause muss.«
    » Tony, ich weiß nicht, ob das richtig ist.«
    » Wir lassen die Tür offen. Wir können auch in die Küche gehen, wenn dir das lieber ist. Ich kenne ein paar Mädchen in der Schule, deren Eltern klare Regeln aufgestellt haben, wenn sie

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